Die letzte ÖVP-FPÖ-Regierung hat ja bekanntlich die Notenpflicht an Volksschulen wieder ins Leben gerufen. Schlagend wird diese beim Jahreszeugnis. In einer Volksschule in Lustenau regt sich aber jetzt schon der Widerstand. Wie bereits berichtet, wurde eine Petition ins Leben gerufen. Die Petition "Nein zum Notenzwang" haben bisher bereits mehr als 6.240 Menschen unterschrieben. In der Petition sprechen sich die Initiatoren für eine Wahlfreiheit aus.

Aus Protest nur Zweier

Kurz vor den beginnenden Semesterferien am 10. Februar eskaliert der Zwist an der Volksschule in Kirchdorf. Die Lehrer des reformpädagogischen Teils der Volksschule haben beschlossen, die Verordnung einfach nicht umzusetzen, wie Ö3 berichtet. Aus Protest wollen sie in den dritten Klassen ausschließlich Zweier verteilen. Sie fordern, dass die alternative Beurteilung zusätzlich zu jener mit Ziffern wieder eingeführt wird.

Gar nicht glücklich ist die zuständige Bildungsdirektion mit den Protestmaßnahmen. Dienstrechtliche Konsequenzen wurden angedroht. Heute wollen sich alle Beteiligten noch einmal an den Tisch setzen und miteinander verhandeln, wie es in dem Bericht weiter heißt.

Zusätzliche Verbalbeurteilung

In der Petition werden die Verantwortlichen aufgefordert "Schulautonomie zu schützen und zu stärken". Lehrer und Eltern sollen sich im Dialog für Noten oder eine alternative Leistungsbeurteilung entscheiden können.

Ab dem Jahreszeugnis der zweiten Klasse müssen nun verpflichtend Ziffernnoten vergeben werden, beschlossen wurde das von der vergangenen ÖVP-FPÖ-Regierung. Gleichzeitig ist nun in allen Volksschuljahrgängen zusätzlich zu den Ziffernnoten eine Verbal-Beurteilung vorgesehen. Formale Kriterien, wie diese auszusehen hat, gibt es nicht. Im dazugehörigen Erlass heißt es nur, dass die schriftliche Erläuterung in jedem Pflichtgegenstand darüber Aufschluss geben muss, in welchem Ausmaß die Kinder die im Lehrplan vorgesehenen Kompetenzen erreicht haben. Vom Bildungsministerium gibt es als Hilfestellung Kompetenzraster samt Formulierungsvorschlägen für die Lehrer.

Bis zur Neuregelung konnten sich die Schulen in den ersten drei Volksschulklassen autonom anstelle von Ziffernnoten für eine schriftliche "Leistungsinformation" entscheiden. Im Vergleich dazu gibt es mit der Neuregelung also maximal zwei Zeugnisse (zweite und dritte Klasse) und eine Schulnachricht (dritte Klasse) mehr, in denen die Leistung der Kinder mit Ziffernnoten bewertet werden muss.

Schlechte Stimmung

An den Volksschulen sei die Stimmung angesichts der neuen Vorgaben des Ministeriums "nicht so gut", berichtet der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) im APA-Gespräch. "Das Ministerium glaubt, durch Standardisierung und Kontrolle Leistung erzeugen zu können, und das ist ein fataler Irrtum. In Wirklichkeit bräuchten wir mehr Autonomie und mehr Vertrauen in die Lehrerinnen und Lehrer." Er hätte sich für die ersten beiden Klassen komplette Autonomie bei der Entscheidung gewünscht. Dazu komme der enorme bürokratische Aufwand durch die Neuregelung, dabei seien die Volksschulen aktuell ohnehin durch die neue Schuleinschreibung und die neuen Tests für die Zuweisung zu Deutschförderklassen schon an ihrer Belastungsgrenze.