Wer Schleier lüften will, braucht Fingerspitzengefühl, erklärt der Bezirkspolizeikommandant von Zell am See, Kurt Möschl: „Wir erklären das Gesetz und verteilen mehrsprachige Broschüren. Nur wenn die Verhüllung kurz nach dem Gespräch erst wieder aufgesetzt wird, gibt es ein Organmandat.“ 145 dieser Strafzettel in der Höhe von 50 Euro wurden wegen des Verhüllungsverbots heuer bereits ausgestellt. Alle an verschleierte Touristinnen aus arabischen Ländern. Für Zehntausende von ihnen ist die Ortschaft im Pinzgau seit Jahren ihr persönliches Urlaubsparadies im Sommer.

Doch die Idylle ist getrübt, seit 2017 das Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz, besser bekannt als „Burkaverbot“, beschlossen wurde. Die 145 Strafzettel heuer sind um einiges mehr als zu dieser Zeit im Vorjahr. 2018 waren bis Ende August 214 Organmandate verteilt worden. Möschl ist ziemlich sicher, dass es diesen Sommer mehr werden: „Das liegt einerseits an der Präsenz durch die neue Stadtpolizei.“ Seit Dezember 2018 patrouilliert sie die Straßen von Zell am See. Die fünf Stadtpolizisten sind Gemeindebedienstete und übernehmen Aufgaben der Bundespolizei – auch die Kontrolle des Verhüllungsverbots.

Mundschutz ist auch verboten

Andererseits seien diesmal schon sehr früh sehr viele arabische Touristen nach Zell am See gereist, da der Fastenmonat Ramadan heuer bereits Anfang Juni zu Ende war. Viele, die gestraft werden, würden gar nichts von dem Verbot wissen. Einige versuchen, es auch zu umgehen – mit einem Mundschutz: „Aber auch der ist verboten, außer man hat ein medizinisches Attest.“

Ob manche arabische Touristen Zell am See nun zu verschmähen beginnen, ist schwer zu sagen. Die Zahl der Nächtigungen in der Region von Besuchern aus arabischen Ländern sank im Sommer 2018 laut der Tourismusbehörde um sieben Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Doch die Zahlen sind enorm hoch: Übernachtungen allein von Gästen aus Saudi-Arabien wurden vorigen Sommer 132.890 gezählt.

Kommandant Möschl freut das: „Es gibt keine Alkoholexzesse, Diebstähle oder Randale. Die arabischen Gäste sind sehr angenehme Menschen.“