Unerwartete Wende nach dem Entführungsalarm rund um eine 88-Jährige im Burgenland am Dienstag: Die Mutter des Direktors der Esterházy-Stiftungsgruppe Stefan Ottrubay ist wieder heil zu ihrer Familie zurückgekehrt. Die Tochter der Frau hatte sich am Dienstag spätabends an eine Polizeidienststelle in Tirol gewandt und gesagt: "Ich bin mit meiner Mutter hier. Meine Mutter ist mit mir freiwillig mitgekommen", wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft (StA) Eisenstadt, Roland Koch, auf APA-Anfrage berichtete. "Und die Mutter hat das bestätigt in einer Voraberklärung der Polizei gegenüber." Offenbar habe die Tochter aus Medienberichten über Fahndungsmaßnahmen erfahren. "Möglicherweise war es auch der Fahndungsdruck", meinte Koch.

Ermittlungen laufen

"Wir haben ein laufendes Ermittlungsverfahren", erläuterte der StA-Sprecher: Es habe einen Anfangsverdacht in Richtung Freiheitsentziehung und Nötigung gegeben. "Ob sich der Anfangsverdacht doch bewahrheitet, das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen." Es gebe noch einige Fragen, die zu klären seien.

"Es ist schon so, dass es nach wie vor möglich ist, dass die Tatbestände erfüllt sind. Es ist auch möglich, dass es sich um innerfamiliäre Zwistigkeiten, Unstimmigkeiten handelte und nicht um strafrechtlich relevante Tatbestände. Das zu klären, obliegt dem Ermittlungsverfahren", so Koch.

Zunächst habe alles in Richtung Freiheitsentziehung und Nötigung ausgesehen. Die Meldung der Schwester und die Angaben der Mutter würden eher nicht auf einen solchen Tatbestand hindeuten. Aber dies werde in erster Linie durch Befragungen, sprich Einvernahmen, abzuklären sein.

Bitte um Respekt für Privatsphäre

"Die Familie bittet in diesem Fall, die Privatsphäre zu respektieren. Es ist jetzt die burgenländische Polizei am Zug, die muss ermitteln", sagte Josef Kalina, Sprecher der Familie Ottrubay, zur APA. "Da ist gestern in Eisenstadt etwas passiert, was in Österreich ein Offizialdelikt ist. Die Polizei muss jetzt einmal dem nachgehen, was ist da dran, wer hat was gemacht, was ist da passiert." Aufgabe der Sicherheitsbehörden sei es, zu ermitteln. Dann könne man allenfalls dazu Stellung nehmen.

Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hatte am Dienstagabend gemeint, es sei nicht sicher, "ob es sich um eine Entführung im klassischen Sinn handelt". Der Ressortchef zeigte sich am Mittwoch sehr erfreut, "dass das so glücklich ausgegangen ist" und dass es sich letztlich nicht um einen Entführungsfall handelte. Er dankte den beteiligten Polizisten für ihren Einsatz.

Was war am Dienstag passiert?

Die Pensionistin war laut Polizei am Dienstagnachmittag gegen 15.30 Uhr mit ihrer Pflegerin in Eisenstadt in der Esterházy Straße in direkter Nähe des berühmten Familienschlosses auf einem Spaziergang unterwegs gewesen,  als bei den Frauen zwei schwarze Limousinen mit vermutlich ausländischen Kennzeichen hielten. Aus einem der Autos waren ein Mann und eine Frau gestiegen, aus dem zweiten eine Frau, die zunächst auf die Pflegerin zugegangen war und diese zur Seite gestoßen hatte. Die Angestellte blieb dabei unverletzt. Die drei Personen hatten die 88-Jährige in eine der beiden Limousinen gesetzt, beide Autos waren daraufhin davongebraust.

Der Fall hatte einen Großeinsatz der Polizei zur Folge: Allein im Burgenland beteiligten sich mehr als 100 Beamte an den Fahndungsmaßnahmen. Auch international wurde nach der vermeintlich Entführten gesucht.