Das zur Vinzenz Gruppe zählende Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien-Hernals ist nach dem Tod eines Mannes, der am vergangenen Freitag nur wenige Meter vor dem Eingang des Spitals zusammengebrochen war, in die Kritik geraten. Die Stadt lässt die Abläufe in dem Ordensspital prüfen, teilte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) mit. Den Auftrag habe er der zuständigen MA 40 bereits erteilt.

Eine Passantin hatte beim Portier des Spitals um Nothilfe ersucht, war aber zunächst an die Rettung verwiesen worden. Während die Frau den Notruf "144" wählte, habe der Portier den diensthabenden Arzt verständigt, wie es in Stellungnahmen des Krankenhauses von Montag und Dienstag hieß, nachdem in mehreren Medien über den Fall berichtet worden war.

"Schnellerer Einsatz kaum möglich"

"Der verständigte Arzt ist dann auch sofort mit einer Kollegin aus dem Haus und zu dem Mann geeilt, um medizinische Hilfe zu leisten. Innerhalb kurzer Zeit haben er und seine Kollegin den Patienten aus dem Auto geborgen, Erste Hilfe geleistet und ihn auf der Straße reanimiert, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist. Wir ersuchen bei aller verständlichen Kritik anzuerkennen, dass unsere Mitarbeiter innerhalb von rund 5 Minuten eine ärztliche Erstversorgung des Mannes ermöglicht haben. Nachdem sich die diensthabenden Ärzte auf den Stationen befinden, ist ein schnellerer Einsatz kaum möglich", so das Krankenhaus.

Die Rettung brachte den Mann ins Wilhelminenspital, wo er starb. "Abschließend ist es uns auch wichtig zu betonen, dass Patienten mit akutem Herzinfarkt von der Rettung in jene Wiener Spitäler gebracht werden, die über spezielle Geräte für akute Herzinterventionen verfügen. In unserem Krankenhaus wird eine derartige Einrichtung ab dem kommenden Jahr zur Verfügung stehen", betonte man im Göttlichen Heiland, auf dessen Homepage unter anderem damit geworben wird, "spezialisiert auf Gefäßmedizin und Herzerkrankungen" zu sein. Das Krankenhaus kündigte an, den Fall genau analysieren zu wollen.

Patientenanwältin Sigrid Pilz sagte im "Kurier", für Erste Hilfe gebe es keine Ausrede. "Die Passantin konnte also zurecht annehmen, dass man sich in einem Spital zuständig fühlen würde", betonte sie. Pilz räumte aber auch ein, dass nicht immer das nächstgelegene Spital die optimale Versorgung eines Patienten gewährleiste.

Die FPÖ sah einstweilen Handlungsbedarf bei den juristischen Rahmenbedingungen. "Wenn ein Mann vor einem auf Herzerkrankungen spezialisierten Krankenhaus an einem Herzinfarkt sterben muss, weil die diensthabenden und auf solche Ernstfälle spezialisierten Ärzte das Krankenhausgebäude nicht verlassen dürfen, dann hat das Wiener Krankenanstaltengesetz ganz offensichtlich Lücken", stellte der geschäftsführende Landesparteiobmann Johann Gudenus fest. Er forderte Hacker in einer Aussendung auf, "umgehend Maßnahmen zu setzen, damit sich derartige Tragödien nie wieder wiederholen".

Laut Hacker-Büro existiert eine solche Vorgabe allerdings gar nicht. "Es gibt aus unserer Sicht keine Regelung im Wiener Krankenanstaltengesetz, die es verbietet, dass ein Arzt das Krankenhaus für einen Notfall verlässt", wird ein Sprecher des Gesundheitsstadtrats in einem Online-Artikel der "Presse" am Dienstag zitiert: "Aber natürlich ist ein Arzt in einem Spital in erster Linie für seine Patienten verantwortlich."