Schlechte Noten bei einem Greenpeace-Test von Kindergarten- und Schulessen sorgen in Wels für einen Disput: Bildungs-Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer (SPÖ) will wieder "selber kochen" anstatt wie derzeit einen Teil der Verpflegung auszulagern. FPÖ-Stadträtin Margarete Josseck-Herdt behauptet hingegen, Grund für die schlechte Bewertung sei, dass er die Greenpeace-Anfrage nicht beantwortet habe.

Greenpeace hat in 25 Städten und Ortschaften abgefragt, wie hoch im Kindergarten- und Schulessen der Anteil an biologischen Lebensmitteln ist, wie viel regionale Kost auf den Tellern landet und wie es um die Auswahl an fleischlosen Mahlzeiten steht. Schlusslichter über alle drei Bereiche waren Kapfenberg, Dornbirn und eben Wels.

Laut Reindl-Schweighofer werden die städtischen Kindergärten und Horte von einer eigenen Zentralküche mit frisch gekochtem Essen versorgt. Die Verpflegung für die Pflichtschulen sei hingegen aus Kapazitätsgründen an ein deutsches Unternehmen ausgelagert. Das von dort gelieferte Mittagessen sei zwar im Vorjahr vom Land mit dem Prädikat "Gesunde Küche" zertifiziert worden, was bedeute, dass regionale Produkte bevorzugt und mindestens zweimal pro Woche fleischlose Speisen angeboten werden, in den aus der städtischen Küche versorgten Kindergärten sei der Anteil der regionalen Lebensmittels aber höher und liege bei 60 bis 80 Prozent.

Wird neue Küche gebaut?

Um das Schulessen zu verbessern wäre laut Reindl-Schweighofer "der Neubau einer städtischen Zentralküche mit ausreichender Kapazität für die Verpflegung aller Welser Kindergärten, Horte und Pflichtschulen am besten". Eine Neuausschreibung der Schülerausspeisung, wie sie immer wieder gefordert werde, wäre für ihn hingegen nur die zweitbeste Lösung, denn das "ist keine Garantie dafür, dass nicht wieder ein Unternehmen, das industriell gefertigtes Essen anbietet, die Ausschreibung gewinnt", so der Stadtrat.

Die für die Kindergärten zuständige Stadträtin Josseck-Herdt sieht den Grund für das schlechte Abschneiden beim Greenpeace-Test hingegen in den "Versäumnissen" von Schulreferent Reindl-Schwaighofer. Während sie die Fragen zum Kindergarten-Essen genau beantwortet habe, hätte er es "nicht der Mühe wert gefunden", dasselbe zu tun, schrieb sie in einer Aussendung. Und Greenpeace habe bei fehlenden Antworten die schlechteste Bewertung vergeben. "Das stimmt nicht", konterte Reindl-Schweighofer gegenüber der APA. Er habe alle Angaben, die er kenne, an Greenpeace geliefert. Bei dem Fremdunternehmen könne man allerdings keine Angaben über die Regionalität machen und genau das habe er der NGO auch übermittelt.

Bei aller Diskrepanz - in einigen ihrer Statements scheinen die beiden Stadtpolitiker dann doch wieder nahe beieinanderzuliegen: "Nur wenn wir das Essen in Wels selber kochen, haben wir die Erfüllung der hohen Ansprüche an Qualität, Bioanteil und Regionalität auch selbst in der Hand", so Reindl-Schwaighofer - während Josseck-Herdt betont: "Es kann nicht angehen, dass die Portionen quer durch Europa transportiert werden und wir auf Regionalität, Qualität und Quantität keinen Einfluss haben.