Die kräftige Kaltfront des Sturmtiefs „Fabienne“ hat Österreich in der vergangenen Nacht überquert, in Summe waren die Böen aber nicht ganz so stark wie erwartet. Vor allem in manchen Tälern der Nordalpen sowie am Alpenostrand wurden Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h gemessen. Die österreichweit stärkste Böe gab es mit 137 km/h auf dem Buchberg in Niederösterreich, gefolgt von 126 km/h am Feuerkogel. In den tiefen Regionen gab es die stärksten Böen mit 122 km/h in Reichenau an der Rax und mit 112 km/h in Reutte.

Die Folge des Sturms waren zahlreiche Feuerwehreinsätze wegen umgestürzter Bäume und Plakatwände. Auch im Bahnverkehr gibt es noch immer lokale Einschränkungen, etwa in Wien und Oberösterreich. „Noch etwas heftiger hat die Kaltfront Deutschland erwischt“, sagt UBIMET-Chefmeteorologe Manfred Spatzierer. „In Würzburg wurden 137 km/h gemessen, mit 122 km/h rauschte die Front in Niederstetten in Baden-Württemberg durch. Beides ist volle Orkanstärke.“ Zudem wird im Erzgebirge ein Tornadoverdachtsfall geprüft.

Wo es überall Einsätze gab

Die Schäden in Österreich hielten sich in Grenzen. In Maria Enzersdorf in Niederösterreich wurde ein Veranstaltungszelt auf dem Freizeitgelände Südstadt schwer beschädigt, teilte die dortige Freiwillige Feuerwehr mit.

Die Sturmschäden in Niederösterreich seien äußerst gering, teilte Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando am Montag in der Früh mit. Er berichtete von etwa 35 Einsätzen insbesondere wegen umgestürzter Bäume und loser Dachziegel.

"Die von den Meteorologen vorhergesagte Sturmkatastrophe ist in Niederösterreich zum Glück ausgeblieben", resümierte der Sprecher. Aus diesem Grund hätten die Feuerwehren ihre erhöhte Alarmbereitschaft bereits nach Mitternacht wieder aufheben können.

Im Tiroler Unterland hat "Fabienne" vereinzelt zu umgestürzten Bäumen und Sachschäden geführt. In Kirchdorf (Bezirk Kitzbühel) wurde etwa ein Hausdach zur Hälfte abgetragen, in Rettenschöss (Bezirk Kufstein) stürzte ein umgerissener Baum auf einen Pkw. Der 51-jährige Fahrer musste mit einer Bergeschere befreit werden, er blieb unverletzt.

In den Orten Erpfendorf, Kirchdorf und Kössen im Bezirk Kitzbühel stürzten zwischen 22.30 Uhr bis 23.30 Uhr auch mehrere Bäume auf die Straßen. Verletzt wurde niemand. In Kössen fiel ein Baum zudem auf ein Hausdach.

Bei dem Vorfall in Rettenschöss schlug der Baum mit einem Durchmesser von rund 50 Zentimetern im Bereich der Windschutzscheibe des auf einer Landesstraße fahrenden Autos ein. Am Fahrzeug entstand Totalschaden.

Der erste Herbststurm hat in Oberösterreich rund 140 Einsätze von 130 Feuerwehren ausgelöst. Die 2.100 Helfer beseitigten umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste, die Verkehrswege blockierten. Das teilte das Landesfeuerwehrkommando in einer Presseaussendung am Montag mit. Darüber hinaus gab es keine Einsätze. Meldungen über Verletzte lagen nicht vor.

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Vergleichsweise harmlos ist "Fabienne" in der Nacht auf Montag über das Bundesland Salzburg gezogen. Mit Windspitzen von 92 km/h in Abtenau (Tennengau) bzw. 68 Stundenkilometern in der Landeshauptstadt blieb der Sturm deutlich unter den prognostizierten Höchstwerten von bis zu 110 km/h. 315 Feuerwehrleute hatten in Summe 23 Einsätze in 17 verschiedenen Gemeinden abzuarbeiten.

Der Schwerpunkt des Sturms und der Schäden lag wie erwartet im Norden des Bundeslandes. Im Flachgau mussten die Feuerwehren zu insgesamt 17 Einsätzen in zwölf verschiedenen Gemeinden ausrücken, um umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste zu entfernen bzw. kleinere Sturmschäden zu sichern oder zu beseitigen. In Nußdorf am Haunsberg begann ein Strommast zu brennen. Dort war eine Leitung auf den Träger des Masten gefallen und setzte diesen in Brand. 25 Feuerwehrleute hatten das Feuer rasch gelöscht.

Josef Haslhofer, Meteorologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Salzburg, erklärte im APA-Gespräch, weshalb der Sturm weniger heftig ausfiel als vorhergesagt. "Über Deutschland war der Sturm noch sehr massiv, aber es hat sich dann davor ein Gewitter gebildet, das deutlich Energie rausgenommen hat." Die höchste Windgeschwindigkeit wurde mit 93 Stundenkilometern auf der Schmittenhöhe gemessen, auf der Loferer Alm lag sie ebenso wie am Kolomansberg mit 92 km/h genau so hoch wie der höchste Wert in den Niederungen, der in Abtenau im Tennengau gemessen wurde. In Maria Alm (Pinzgau) lag die Spitze bei 81 km/h, in Mattsee waren es 74 km/h.

Dieser Sturm sei damit Geschichte, sagte Haslhofer. Heute, Montag, bleibe aber ein windiger Tag, wobei der Wind auf den Bergen durchaus noch Sturmstärke erreiche.

Die burgenländischen Feuerwehren haben in der Nacht auf heute, Montag, trotz des angekündigten Sturms relativ wenig zu tun gehabt. "Wir haben in Summe sechs Einsätze gezählt", so ein Sprecher der Landessicherheitszentrale Burgenland (LSZ) zur APA. In der Früh musste in Mattersburg eine umgestürzte Werbetafel entfernt werden. In den meisten Fällen wurden Straßen von Bäumen blockiert.

Die Stadtfeuerwehr Pinkafeld musste kurz vor 3.00 Uhr zum Sturmeinsatz ausrücken. "Auf der Landesstraße zwischen Pinkafeld und Oberschützen hat ein abgebrochener Ast eine Fahrspur blockiert", berichtete Kommandant Kurt Tripamer. "Die angesagte Katastrophe ist nicht eingetroffen. Aber die angekündigten Katastrophen bleiben meistens aus", meinte er im APA-Gespräch. Für die angekündigte stürmische Nacht habe man in Pinkafeld keine besonderen Maßnahmen getroffen gehabt. Auch eine erhöhte Alarmbereitschaft sei nicht nötig gewesen, da man ohnehin einen großen Pool an Leuten habe.

Einsätze gab es auch in Oberpullendorf und in Steinberg (Bezirk Oberpullendorf), in Kaisersteinbruch und Halbturn (Bezirk Neusiedl am See) sowie in Sieggraben (Bezirk Mattersburg. Verletzt wurde laut LSZ niemand.

Die Berufsfeuerwehr Wien ist bis Montagvormittag zu rund 80 Einsätzen zur Beseitigung von Sturmschäden ausgefahren. "Viele Vorfälle werden erst jetzt bemerkt, das heißt es kommen noch laufend Einsätze dazu", sagte ein Sprecher der APA. In Summe werden die Ausläufer des Sturmtiefs "Fabienne" wohl bis zu 100 zusätzliche Ausfahrten nötig machen.

Große Schäden seien bisher nicht gemeldet worden, sagte der Sprecher. Es gehe vor allem um abgebrochene Äste, umgestürzte Bäume und lose gewordene Schilder. Aufgrund der Warnungen vor dem Sturm, der dann auch nicht so heftig ausgefallen ist wie befürchtet, wurden viele Vorkehrungen getroffen. Die allermeisten Balkonbesitzer oder Schanigartenbetreiber hatten ihre Pflanzen und Sitzgarnituren ebenso vorsorglich gesichert wie Baufirmen ihre Baustellen.

Nur geringe Schäden hat das Sturmtief "Fabienne" in der Nacht auf Montag in Vorarlberg angerichtet. "Die Feuerwehr hat eine Menge loser Gegenstände und auch umgestürzte Bäume weggeräumt", sagte ein Sprecher der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) Vorarlberg zur APA. Es sei aber "nichts Gravierendes" passiert. Insgesamt wurden die Einsatzkräfte 37 Mal zu Hilfe gerufen.

Zwölf Einsätze zählte die RFL im Bezirk Feldkirch, der Rest gliederte sich annähernd gleichmäßig auf die Bezirke Bregenz, Dornbirn und Bludenz auf, so der Sprecher. Es kamen keine Personen zu Schaden.

Auch die vorhergesagten Windspitzen von bis zu 120 Kilometer pro Stunde wurden in Österreichs westlichstem Bundesland nicht erreicht. Der höchste Wert mit 93,6 Kilometer pro Stunde wurde nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Rohrspitz in Fußach (Bezirk Bregenz) gemessen. Auf der Valluga (2.809 Meter, Bezirk Bludenz) lag der gemessene Spitzenwert bei 84,2 Kilometer pro Stunde und in Sulzberg im Bregenzerwald bei 83,2.

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Wie geht es mit dem Wetter weiter?

Am heutigen Montag zieht das Sturmtief weiter nach Russland und verliert folglich langsam an Einfluss auf unser Wetter. So lässt der Wind tagsüber insgesamt wieder nach, die Hauptgefahr durch Sturmböen und schwere Sturmböen zwischen 70 und 90 km/h besteht vor allem in der ersten Tageshälfte noch in Niederösterreich, Wien, im Nordburgenland sowie von Osttirol über Oberkärnten und das Murtal hinüber bis zu den Fischbacher Alpen. Nach 14 Uhr bleibt es windig, allerdings sind dann kaum noch Böen über 80 km/h zu erwarten.

Erster Frost

Nach dem Sturm übernimmt ab heute Nachmittag ein kräftiges Hochdruckgebiet von Westen her die Regie. Bis einschließlich Freitag sorgt dieses für überwiegend sonniges Herbstwetter. „Hinter der Kaltfront strömt aber Luft arktischen Ursprungs heran, einigen Regionen steht somit der erste Nachtfrost des Herbstes bevor“, so Spatzierer. „Die Voraussetzungen hierfür sind perfekt: Die Nächte dauern nun schon mehr als 12 Stunden, hinzu kommen neben den kalten Luftmassen ein gering bewölkter Himmel und windschwache Bedingungen.“ Besonders kalt wird dabei die Nacht auf Mittwoch. Dann drohen im Mühl- und Waldviertel sowie in den Alpentälern verbreitet Temperaturen zwischen -5 und 0 Grad. Im Flachland bleibt es vorerst noch frostfrei, doch auch in Wien zeigt das Thermometer Mittwochfrüh nicht mehr als 2 bis 5 Grad.

Bub in Deutschland in Lebensgefahr

Die Auswirkungen des Sturms über Mitteleuropa waren vor allem in Deutschland dramatisch: Eine Frau in Bayern starb, ein kleiner Bub schwebt in Lebensgefahr. In weiten Teilen Süd- und Mitteldeutschlands mussten Straßen gesperrt und von Bäumen befreit werden. Auch der Flughafen Frankfurt - Deutschlands größter Airport - meldete am Sonntagabend Probleme.

Der Sturm machte sich auch in der benachbarten Schweiz bemerkbar. Dort wirbelte "Fabienne" vor allem den Flugverkehr durcheinander, wie die Agentur SDA berichtete. An den Flughäfen Zürich, Basel und Genf gab es am Abend bei fast allen Starts und Landungen deutliche Verspätungen.