Von einem verzweifelten Ausschauhalten nach geeignetem Nachwuchs ist seit Längerem die Rede. Ein aktueller Kurier-Bericht konstatiert außerdem "absinkendes Niveau" bei den Aufnahmekriterien für neue Polizisten. Wie ist es bestellt um die Zukunft von Österreichs Exekutive?

Ein Vakuum droht

"Es ist allgemein bekannt, dass in den nächsten zehn Jahren sehr viele Beamte ihr Pensionsalter erreichen werden", will Christoph Pölzl, Ressortsprecher des Innenminsteriums, den nahenden Bedarf an Jungen im Interview nicht kleinreden. Andernfalls drohe ein Vakuum. Die von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) im Februar versprochenen 4100 neuen Beamten seien jedoch am Weg, in verschiedenen Stadien ihrer Laufbahn freilich: "Es werden 2000 Ausbildungsplanstellen und 2100 Planstellen geschaffen."


Von offenen Stellen will er nicht sprechen. Problematisch sei es aber, dass ein angehender Polizist zwei Jahre ausgebildet werden muss, dabei bereits eine Planstelle in einer Polizeiinspektion hat, de facto dort aber nicht seinen Dienst versieht. Die geschaffenen Ausbildungsplanstellen seien da ein Gegenmittel, um mehr Polizisten im Außendienst zu haben. Jede Stelle werde sofort nach Übertritt eines Beamten in den Ruhestand neu besetzt, demnach gebe es auch keine "offenen" Stellen.

Christoph Pölzl,  Ressortsprecher des Innenministeriums
Christoph Pölzl, Ressortsprecher des Innenministeriums © (c) BMI / Alexander TUMA (BMI / Alexander TUMA)



Die Quantität sei das eine Problem, die Qualität ein anderes, wurden Stimmen laut: Der sozialdemokratische Polizeigewerkschafter Hermann Greylinger (FSG) ortete zuletzt einen herben Niveauverlust bei den Aufnahmetests: "982 Punkte sind das Maximum. Die besten werden dann genommen. Normalerweise liegt der schlechteste Aufgenommene bei etwa 400 bis 500 Punkten." Bei der aktuellen Aufnahmewelle reichen hingegen "erstmals um die 200 Punkte", sieht Greylinger den niedrigsten Schnitt aller Zeiten. Und tatsächlich genügen derzeit 139,5 Punkte, um zur Ausbildung zugelassen zu werden (Gesamtdauer 24 Monate, davon 17 Monate theoretische Fachausbildung und sieben Monate praktische Einführung in den Dienstbetrieb auf einer Polizeiinspektion, Anmerkung).

Pölzl will das so nicht stehen lassen: "Es gibt keinerlei Abstriche bei den Aufnahmekriterien. Auch werden weder Punkte nach unten nivelliert, noch sinkt das Niveau. Wir prüfen mit unserem Testverfahren die Eignung, ob eine Bewerberin oder ein Bewerber die richtigen Fähigkeiten mitbringt, um Polizistin oder Polizist werden zu können. Dies ist ab einer Punkteanzahl von 139,5 der Fall. Und jede bzw. jeder, der dieses Limit erreicht, ist dann auch geeignet, diese Ausbildung zu beginnen." Die Punkte dienen nur einem internen Ranking, bedeuten aber "nicht zwingend unterschiedliche Niveaus." Das Limit sei "stets abhängig von den Bewerbern und den vorhandenen Ausbildungsplätzen", erläutert der Sprecher das Prozedere.

Immer weniger Bewerber

Dass die Bewerberzahlen "nach unten gehen", hatte zuletzt Alexander Marakovits, Leiter der Kommunikationsabteilung im Innenministerium, bestätigt. Dass sein Ressort deshalb auf eher ungewöhnliche Rekrutierungsmethoden, von Sportveranstaltungen bis hin zu einem Stand in Kroatien im Rahmen von Maturareisen, setzte, kam nicht überall gut an. Pölzl verteidigt die "vielseitigen Rekrutierungsmaßnahmen", flankiert von Social Media-Auftritten, mit denen man seit Juni das Zielpublikum erreiche. In Tirol habe man auf diesem Weg bereits "eine gesamte Polizeiausbildungsklasse gewonnen."

"Der Polizeiberuf ist nach wie vor sehr attraktiv", ist sich Pölzl sicher. Man sei aber darauf bedacht, mehr Bewerber anzulocken, indem man z.B. Kinderbetreuungsplätze anbiete, "um bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen."