Missbrauchsvorwürfe haben im Vorjahr den österreichischen Skiverband erschüttert, nun kam eine Expertenkommission unter der Leitung von Waltraud Klasnic zu dem Schluss: Es gibt im ÖSV keine Strukturen, die Missbrauch oder sexuelle Gewalt fördern. Es gab aber einen konkreten Fall im nordischen Skisport: Ein externer Masseur, der nicht dem ÖSV angehörte, soll zwei Läuferinnen belästigt haben.

Eine der Läuferinnen sei über, die andere unter 18 Jahre gewesen – beide wollten damals keine Anzeige erstatten. Der Fall liegt zwei Jahre zurück und ist jetzt bei der Staatsanwaltschaft anhängig. „Auch das was zu Toni Sailer und Charlie Kahr massiv berichtet wurde, hat keine Verbindung mit Missbrauch“, sagte Klasnic. In einem weiteren Fall, der an einer Schule stattfand, wurde ein Skitrainer erstinstanzlich verurteilt, der einen Schüler belästigte.

130 Anrufe, 90 Mails

Insgesamt gingen 130 Telefonate und 90 Mails bei der Expertenkommission ein – dabei gab es anonyme Hinweise auf mögliche Missstände im ÖSV in den 1970er- und 1980er-Jahren. „Es ist natürlich schwer, wenn kein einziger Name genannt wird“, sagte Klasnic zu diesen Hinweisen. Weder in Bezug auf Täter noch Opfer wurden bei den Hinweisen konkrete Namen oder Fälle genannt. Es habe sich um anonyme Hinweise gehandelt.

Klasnic berichtete, dass sie auch mit der ehemaligen Skirennläuferin Nicola Werdenigg, die die Anschuldigungen gegen den ÖSV erhoben hatte, gesprochen habe. „Auch hier wurden keine Namen und keine konkreten Fälle genannt“, sagt Klasnic.

"Betroffene fürchten sich"

Werdenigg hatte im Vorfeld kritisiert, dass die Expertenkomission vom ÖSV in Auftrag gegeben wurde: „Betroffene wollen sich nicht bei einer Kommission melden, die mit dem Verband zu tun hat. Die fürchten sich vor dem. Solche Kommissionen müssen von außen kommen." Klasnic unterstrich bei der Präsentation der Ergebnisse, dass die Kommission „frei und offen arbeiten konnte“, ohne Einflussnahme von ÖSV-Präsident Schröcksnadel.

Der Schluss der Kommission ist: Es gebe Einzeltäter und Einzelfälle, aber kein systemimmanentes Verhalten, das Missbrauch fördern würde. „Das war für mich eine sehr schwierige Situation und ich bin erleichtert, dass die Vorwürfe, die gegen den ÖSV erhoben wurde, so nicht stattgefunden haben“, sagte ein sichtlich gelöster ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Und weiter: „Was uns vorgeworfen wurde, stimmt einfach nicht. Ich erwarte mir, dass die Vorwürfe nun auch richtig gestellt werden.“