Die beiden spektakulären Delikte bei einer Tiroler Geldtransporterfirma im vergangenen Jahr waren Taten von Insidern. "Die beiden Haupttäter waren bei der Firma angestellt", erklärte LKA-Chef Walter Pupp bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Innsbruck. Die Ermittler haben am Dienstag insgesamt vier Verdächtige festgenommen und darüber hinaus 1,8 Millionen Euro sichergestellt.

Zwei Männer im Alter von 27 und 34 Jahren waren Beitragstäter, sagte Pupp. Das Quartett wurde Dienstag früh in einer konzertierten Aktion festgenommen. Bei anschließenden Hausdurchsuchungen stellten die Beamten Teile der Beute sicher. Einer der Täter habe das Geld sogar in einer Zwischenwand eingemauert. Die eigentliche Schadensumme gehe weit über die 1,8 Millionen Euro hinaus, erklärte Pupp: "Aus ermittlungstaktischen und rechtlichen Gründen geben wir sie aber nicht bekannt."

Fingierter Überfall

Durch die Ermittlungen stellte sich ein Überfall auf einen Geldtransporter am 14. Februar 2014 in Hall als vorgetäuscht heraus. Der angeblich überfallene Geldbote sprach damals von drei Täter, die sich als Zivilstreife ausgegeben und ihn gezwungen hätten, auf einem Parkplatz der Inntalautobahn (A12) zu halten. Dort hätten sie ihn mit einer Faustfeuerwaffe bedroht, gefesselt und am Innufer abgelegt, ehe sie sich mit der Beute aus dem Staub machten. "Jetzt wissen wir, dass der Überfall fingiert war", erklärte Pupp. Die beiden Haupttäter hätten die Sache geplant und gemeinsam durchgezogen.

Der 28-jährige Lenker des Transporters ließ seinen Komplizen (40) laut Pupp bereits im Unterland zusteigen. Während der Fahrt soll dieser dann die Kästchen aufgebrochen und das Geld an sich genommen haben. Bei einem Parkplatz vor einem Gasthaus im Nahbereich der Inntalautobahn stieg er schließlich in seinen Wagen um und floh mit der Beute. Den Fahrer des Geldtransporters hatte er am Autobahnparkplatz gefesselt zurückgelassen.

Rund zehn Monate später, vier Tage vor dem Heiligen Abend, erbeutete das Duo bei einem Einbruchsdiebstahl bei der Innsbrucker Geldtransporterfirma einen Bargeldbetrag in Millionenhöhe. Der Coup, der insgesamt 20 Minuten dauerte, lief äußerst professionell ab. Die Ermittler gingen bereits unmittelbar danach von Insidern aus, da die Täter über einen Schlüssel für das Zufahrtstor verfügten und die Zahlencodes der Tresore kannten. Zunächst verliefen die Ermittlungen aber zäh.

Kleidungsfund

Nach und nach hätten sich dann aber die "Mosaiksteine" zu einem Bild gefügt, sagte Pupp. Eine Beschleunigung erlebten die Ermittlungen durch den Fund der bei der Tat verwendeten Kleidung bei einer Suchaktion in einem Wald in Pfons. Wie sich schließlich herausstellte, war der 40-Jährige bis vor Kurzem Angestellter bei der geschädigten Firma. Sein 28-jähriger Komplize, der Lenker des Geldtransporters, hat unmittelbar nach der ersten Tat gekündigt. Detail am Rande: Dem 28-Jährigen blüht jetzt zusätzlich eine Anzeige wegen Betrugs, weil er nach dem vermeintlichen Überfall Schmerzensgeld in Höhe von 12.000 Euro geltend gemacht habe, was schon besonders "dreist" sei, so Pupp.

Jetzt versuchen die Kriminalisten den Verbleib der restlichen Beute zu klären. "Wir haben beispielsweise zwei hochpreisige Uhren sichergestellt, teilweise könnte das Geld aber auch in Realitäten gewandert sein", erklärte der Chef-Ermittler.