„High“ am Steuer: Auf Österreichs Straßen fahren rund 250.000 Lenker, die von Cannabis, Kokain oder anderen Drogen beeinträchtigt sind. Die Zahl ist von 2021 auf 2023 um 23 Prozent gestiegen, das zeigt eine aktuelle Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV). In Kärnten, in der Steiermark und im Burgenland ist der Anstieg noch einmal deutlicher: 25.000 Drogenlenker waren es damals, heute sind es 52.000. „Die Anzahl der Drogenlenker hat sich verdoppelt“, sagt Klaus Robatsch vom KFV. Den Grund dafür sieht er auch in den Auswirkungen der Pandemie: „Die Leute haben daheim mehr Drogen konsumiert und tun das jetzt auch noch: Aber eben wieder in der Öffentlichkeit und auf der Straße.“

Im krassen Gegensatz zu den hohen Zahlen stehen die tatsächlich erwischten Drogenlenker. 2023 gab es österreichweit 8676 Anzeigen, immerhin 37 Prozent mehr als 2021. Geht man von 250.000 Drogenlenkern aus, werden also nur drei Prozent erwischt. Die „große Lücke“ gibt es wegen der schlechten Messmethoden, kritisieren die Experten vom KFV. Um einen Drogenlenker zu überführen, muss erst einmal ein Verdachtsmoment gegeben sein, dann wird ein Speicheltest gemacht (der noch nicht als Beweis gilt) und in weiterer Folge wird eine Blutabnahme nötig. Ein Amtsarzt dafür sei nicht immer gleich zur Stelle und auch der Weg zu den Laboren zur Auswertung der Proben ist mitunter weit. „Es ist ein sehr langwieriger Prozess“, sagt Raffaela Neustifter, Psychologin und Verkehrsexpertin im KFV. Außerdem sind die Messgeräte veraltet, schlagen zum Beispiel bei Cannabis nicht immer an.

Raffaela Neustifter
Raffaela Neustifter © APA

Bus im Kampf gegen Drogen

Die Experten vom KFV fordern zum einen, dass es für die Drogenkontrolle mittels Speicheltest keinen Anfangsverdacht braucht – wie bei Alkohol. Dafür bräuchte es gesetzliche Änderungen. Zum anderen müssten überhaupt mehr Speicheltests her und die Kontrolle müsste einfacher werden. Als „Best-Practice-Beispiel“ nennt man beim KFV einen Drogenbus, der in Italien schon im Einsatz ist. In dem mobilen Labor könnten Speichelproben ohne Arzt innerhalb von einer Stunde so gerichtsfest ausgewertet werden, dass eine Führerscheinabnahme möglich wird, erklärt Neustifter. Die Blutabnahme fällt weg. Kosten würde so ein Bus eine Summe im sechsstelligen Bereich. Vom Innenministerium heißt es, dass ein Einsatz solcher Busse „keinen Sinn“ mache, die derzeitige Rechtslage lasse eine andere Art des Testens nicht zu.

Das mobile Drogendetektionslabor aus Italien
Das mobile Drogendetektionslabor aus Italien © APA

Beim KFV pocht man auf schnelles Handeln. Denn: „Drogen im Straßenverkehr sind ein riesiges Problem“, sagt Neustifter.  „Alle Drogen haben einen starken Einfluss auf die Verkehrssicherheit, da sie stark psychisch aktiv sind. Genau deshalb sind strikte Kontrollen so wichtig, wobei es in Österreich aber eine deutliche Untererfassung von Drogendelikten im Straßenverkehr gibt“, erklärt Robatsch. Laut KFV dürfte jedenfalls bei 15 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle Drogen eine Rolle spielen.