Der Rechnungshof (RH) übt in einem Bericht Kritik am Zustand der 4. Panzergrenadierbrigade. Das Kontrollorgan nahm die sogenannte „Schwere Brigade“, in der die mechanisierten Kräfte des Bundesheeres zusammengefasst sind, vor allem in den Jahren 2013 bis 2021 unter die Lupe. In der Zeit von 2018 bis Juli 2022 seien demnach durchschnittlich bis zu 64 Prozent der Fahrzeuge „nicht feldverwendbar“ gewesen. Kritik gab es auch an der Unterbringung in teils „abbruchreifen Garagen“.

Noch kaum einen Niederschlag findet im Bericht, dass für die finanzielle Ausstattung des Bundesheeres inzwischen eine komplette Trendwende vollzogen wurde. Die vom Verteidigungsministerium ausgerufene „Mission Vorwärts“ inklusive „Aufbauplan 2032+“ haben auch eine deutliche Kampfwertsteigerung der Panzerflotte zum Inhalt. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und auf die geänderten Rahmenbedingungen unverzüglich reagiert. Mit allein 560 Millionen Euro erneuern wir die Leopard- und Ulanflotten, zusätzlich werden die Welser und Rieder Kasernen in den nächsten Jahren einige Baumaßnahmen erleben, um die Ansprüche der Zukunft abdecken zu können“, reagierte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) auf den am Freitag veröffentlichten Bericht.

Klaudia Tanner rief die „Mission Vorwärts“ aus
Klaudia Tanner rief die „Mission Vorwärts“ aus © APA / Alex Halada

Ersatzteilmangel

Darin werden als Gründe für die fehlende Einsatzbereitschaft unter anderem budgetäre Restriktionen, die zu geringeren Investitionen bei Material und Infrastruktur führten, angeführt. Wegen des Alters der Fahrzeuge habe es Probleme gegeben, Ersatzteile zu beschaffen, was die Instandhaltung gefährdet habe. Die Kampfpanzer Leopard waren in den Jahren 2018 bis Juli 2022 durchschnittlich zu 64 Prozent, die Schützenpanzer Ulan zu 44 Prozent nicht feldverwendbar.

Zudem sei an den drei überprüften Standorten (Zehner-Kaserne in Ried im Innkreis, Hessen-Kaserne in Wels und der Fliegerhorst Vogler in Hörsching) kaum ein Fahrzeug entsprechend den Standards untergebracht gewesen, hieß es. Gepanzerte Kampf- und Gefechtsfahrzeuge mit Anschaffungskosten in Millionenhöhe seien beispielsweise in einer abbruchreifen Blechhalle abgestellt.

Der Rechnungshof empfahl dem Verteidigungsministerium darüber hinaus für die Neuanschaffungen ein „Lebenszyklus-Management“. Daraus sollen notwendige Folgeinvestitionen von Beschaffungen abgeleitet werden können.

Zu wenig Übungen

Verbesserungspotenzial sah der Rechnungshof auch beim Personal: So konnte bei über 12 Prozent des Kaderpersonals der 4. Panzergrenadierbrigade kein positiv abgeschlossener Leistungstest (u.a. Liegestütz und 2400-Meter-Lauf) für das Jahr 2021 nachgewiesen werden. Außerdem lag laut Bericht bei rund 16 Prozent des Kaderpersonals die Grundschießfertigkeit für die Pistole und für das Sturmgewehr nicht vor. Etwa ein Viertel der Kaderangehörigen erfüllte nicht die Erhaltung der Schießfertigkeit, die bei jährlichen Schießübungen nachzuweisen ist.

Aufmerksam macht der Rechnungshof auch darauf, dass der Anteil der besetzten Planstellen bei Offizieren, Unteroffizieren und Chargen seit Jahren rückläufig sei. Von 2015 bis Anfang 2022 waren 69 Prozent der Planstellen besetzt. Aufgrund von sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsätzen, etwa an den Grenzen, konnten – bei rückläufigem Personalstand – andere Aufgaben nicht erfüllt werden. Die Assistenzeinsätze hätten sich auch negativ auf die Ausbildung von Grundwehrdienern ausgewirkt. Das Verteidigungsministerium merkt dazu an, dass bereits seit zwei Jahren eine groß angelegte Personaloffensive laufe.

Kritik auch von FPÖ

Zum Anlass für Kritik an Tanner nahm die FPÖ den RH-Bericht: „Es kann doch nicht sein, dass unter anderem Heeresfahrzeuge mit Anschaffungskosten in Millionenhöhe in abbruchreifen Hallen abgestellt wurden“, kritisierte der freiheitliche Wehrsprecher Volker Reifenberger. Tanner habe noch viel Arbeit vor sich. Dabei wolle man die Verteidigungsministerin „gerne“unterstützen, so Reifenberger: „Die ersten Schritte beim Budget sind zum Glück schon getan.“