Im Zuge des Klimawandels hinterfragen immer mehr Menschen ihr Konsumverhalten, besonders wenn es um den Kauf von Kleidung geht. In der Kritik stehen häufig "Fast Fashion"-Hersteller wie H&M. Dabei setzt er doch – zumindest scheinbar – auf nachhaltig produzierte Kollektionen. 

An sich eine gute Sache, wenn Unternehmen auf den Zug der Nachhaltigkeitsbewegung springen. Wenn es denn nur wirklich so wäre. Denn nun hat die US-Amerikanerin Chelsea Commodore eine Sammelklage gegen den Konzern beim Bundesgerichtshof in New York eingereicht. Der Vorwurf: Greenwashing. Der bewusste Einsatz falscher Informationen in der Werbung und im Marketing mit dem Ziel, Kundinnen und Kunden zu täuschen.

H&M: Falschinformationen auf Nachhaltigkeitsprofil?

So seien bei H&M Artikel mit einem "Nachhaltigkeitsprofil" – einer sogenannten "Scorecard" – versehen worden, welche die Umweltauswirkungen der Kleidungsstücke von H&M mit jenen anderer Marken vergleicht. Die in diesem Profil enthaltenen Informationen über Wasserverbrauch und -verschmutzung, Verbrauch fossiler Brennstoffe und Erderwärmungspotenzial Hunderter Kleidungsstücke seien aber schlichtweg falsch. Das hat eine Recherche des Online-Mediums Quartz ergeben. Bei einem Kleid wurde demnach beispielsweise angegeben, dass es 20 % weniger Wasserverbrauch als der Durchschnitt habe – in Wirklichkeit verbrauche das Kleid aber 20 % mehr als der Durchschnitt. 

Wer denkt, dass wenigstens die sogenannten "Conscious"-Kollektionen nachhaltig sind, wird der Recherche zufolge ebenfalls enttäuscht. Die Stücke könnten demnach gar nicht vollständig aus recycelten Materialien hergestellt sein, da es keine Möglichkeit gebe, Kleidung aus synthetischem Mix so zu recyceln, dass man sie kommerziell wiederverwenden könne.

Die Sache mit dem "Higg-Index"

Nach der Veröffentlichung der Recherche wurden die Nachhaltigkeitsprofile im H&M-Online-Shop gelöscht. Untersucht und überarbeitet soll auch der sogenannte "Higg-Index" werden, der seit Mai 2021 online ebenso bei vielen Kleidungsstücken angezeigt worden ist. Diese Bewertungsskala soll Auskunft über den Wasserverbrauch, die Wasserverschmutzung, die CO₂-Emissionen und den Verbrauch fossiler Energien geben.

Umweltorganisationen und Verbraucherschutzorganisationen kritisieren den Higg-Index aber schon lange. In Norwegen ist er bereits verboten. Die Kritikpunkte: fehlende Transparenz und Unabhängigkeit sowie die zu positive Bewertung von synthetischen Stoffen.

Doch was sagt H&M selbst dazu? Auf Rückfragen diverser Medien hat der Modehersteller angekündigt, den Vorwürfen gründlich nachgehen zu wollen.