Parteitage wirken immer etwas surreal, weil eine künstlich aufgehellte innere Wirklichkeit mit der herben äußeren einen Kontrast bildet. Die äußere blendet man aus, was übrig bleibt, sind gruppendynamische Rituale der Selbstnarkotisierung. Frei nach Simmel: Mich wundert, dass ich so fröhlich bin. Das Motto hätte gestern den Konvent der Neos in Graz präzis beschrieben.
Das ist bemerkenswert, denn die Partei schreibt sich die Tugend zu, der Wirklichkeit ins Auge zu blicken. Diesen Anspruch erfüllen die Neos bei den Tabuthemen, in der Sicherheitspolitik wie beim brüchigen Pensionssystem. Da scheuen die Neos vor dem Unpopulären nicht zurück. Das ist zu würdigen. Nur bei der eigenen Wirklichkeit, da versagt die Sehschärfe. Die Partei befindet sich nach den Debakeln in Salzburg und in Innsbruck in existentieller Bedrängnis. Alarmstufe Pink. Anstatt offen über die Ursachen des Desasters zu reden, über Lehren und Konsequenzen, nimmt man lieber Zuflucht im schönen Schein. Die Neos seien die „Garantie dafür, dass die nächste Regierung die Energie haben wird, an Reformen zu arbeiten und das Leben der Menschen zu verbessern“, hieß es in Graz. Pinke Traumsequenzen. Verbesserungsbedarf hat die Partei selbst.