Sie galt als eines der Sexsymbole der 80er-Jahre – Model und Schauspielerin Brooke Shields wurde bereits in jungen Jahren vor die Kamera gestellt. Ihren ersten Auftritt hatte sie mit gerade einmal elf Monaten, ihre ehrgeizige Mutter holte sie damals für eine Seifenwerbung vor die Linse. Mit zehn Jahren folgten Aufnahmen mit einem bekannten Fotografen, und das vollkommen nackt. Garry Gross inszenierte die junge Brooke, mit dem Einverständnis ihrer Mutter, in verschiedenen Posen in einer Badewanne. Ob das alles im Sinne des jungen Mädchens war, bleibt bis heute fraglich. Die besagten Bilder wurden jahrelang in großen Museen ausgestellt, Shields versuchte als Erwachsene im Zuge eines Rechtsstreits die Rechte an diesen besagten Bildern zu erhalten, leider vergeblich.

Sexualisierung in der Filmbranche

Drei Jahre nach ihren Aktfotos folgte die nächste fragwürdige Rolle. In dem Film "Pretty Baby" spielte die gerade einmal zwölfjährige Brooke eine jugendliche Prostituierte. Der Film galt als ihr großer Durchbruch, doch was macht eine solche Rolle mit einem Teenager? Shields wurde von Beginn ihrer Karriere in eine Schublade gesteckt, von Kindesalter an von der Gesellschaft sexualisiert. Dieses Image wurde sie trotz vieler Bemühungen, als ernsthafte Schauspielerin wahrgenommen zu werden, nie wirklich los. Mit ihrer Rolle in "Die blaue Lagune" 1980 wurde sie endgültig als Sexsymbol abgestempelt. Shields war für viele in der Branche nicht mehr als ein hübsches Gesicht. Das kurbelte nebenbei auch ihre Karriere als Model an.

Brooke Shields in ihrer Rolle in "Pretty Baby"
Brooke Shields in ihrer Rolle in "Pretty Baby" © imago images/Ronald Grant

Immer an der Seite der Schauspielerin war ihre Mutter, die sie zu Terminen begleitete und animierte, bestimmte Rollen anzunehmen. Vor einigen Jahren gab Shields Einblick in die schwierige Beziehung mit ihrer Mutter. Diese sei Alkoholikerin gewesen, das hätte die junge Brooke sehr belastet. "Sie war immer eine sehr kontroverse Person. Das Leben mit ihr als Einzelkind hat mich stark geprägt. Ihr Alkoholismus nahm einen großen Teil unseres Lebens ein", erzählt Shields 2014 in einem Interview. Nun ist sie selbst Mutter und sie möchte als Vorbild für ihre Kinder agieren. Anders als ihre eigene Mutter möchte sie ihre zwei Töchter Rowan und Grier auf den richtigen Weg bringen und sie vor der Sexualisierung der Gesellschaft schützen.

Eigene Geschichte erzählen

Doch wie ging es ihr in dieser Zeit wirklich? Darüber spricht die heute 57-Jährige erstmals in ihrer neuen Dokumentation "Brooke Shields: Pretty Baby", die ab dem 3. April auf "Hulu" zu sehen ist. Im Fokus steht Shields' Kindheit in der Filmindustrie, denn sie musste wie viele andere Kollegen unter stetiger Beobachtung der Öffentlichkeit erwachsen werden.

Die Dokumentation soll besonders auf die Schattenseiten der Industrie hinweisen, es ist bekanntlich nicht immer alles Gold, was glänzt. Denn gerade in ihren Anfangsjahren, in denen sie versuchte, als Schauspielerin Fuß zu fassen, geschah etwas, was sie noch heute verfolgen würde. Shields wurde in ihren 20ern Opfer sexueller Gewalt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie gerade ihr Studium an der renommierten Princeton-Universität beendet und war "am Tiefpunkt ihrer Karriere", so die Schauspielerin.

Eine mächtige "Hollywood-Führungskraft" habe sie damals, vor mehr als 30 Jahren, missbraucht, erzählt die Schauspielerin gegenüber dem "People-Magazin". Sie sei "wie erstarrt" gewesen und es sei "ein Wunder, dass ich überlebt habe", erklärt die Schauspielerin rückblickend. Shields hätte viele Jahre Therapie gebraucht, um dieses traumatische Erlebnis verarbeiten zu können.

Neuanfang mit 57 Jahren

Das ehemalige Sexsymbol hat sich gewandelt, hat mittlerweile ein zweites Standbein als Unternehmerin aufgebaut. Auf ihrer Website "Beginning is now" schreibt sie über die Bedeutung eines Neuanfangs. Sie möchte jeden ermutigen, diesen Schritt zu wagen, egal wie alt man sei.

Genau diesem Motto bleibt sie selbst treu, Shields möchte nach vorne blicken und die Vergangenheit ruhen lassen. Mithilfe der Dokumentation hat sie ihre Stimme wiedergefunden und nach all den Jahren endlich die Möglichkeit, ihre eigene Geschichte zu erzählen. Ganz frei von äußeren Einflüssen. Brooke Shields möchte mehr sein als das ehemalige Sexsymbol aus längst vergangenen Tagen, sie möchte anderen Mut machen, denen Ähnliches widerfahren ist, und der Welt zeigen, aus welchem Holz sie wirklich geschnitzt ist.