Leserbrief zu „Wir haben die schwierigsten Zeiten und schwächsten Politiker‘“, 17. 4.
Alt-Landeshauptmann Franz Voves hat mit seinen klaren Aussagen völlig recht. Die spürbare Schieflage unserer Demokratie und die Herausforderungen für eine gute Zukunft in Europa und somit in Österreich erfordern weitreichendes Engagement von der Gesellschaft, vor allem aber von der Politik. Besonders Spitzenpolitiker*innen müssen strategische, längerfristige Konzepte in zentralen Bereichen für die zukünftige Entwicklung des Landes ebenso entwickeln wie offene Problemstellungen, auch unangenehme Wahrheiten klar ansprechen, Lösungen anbieten und die Menschen überzeugen. Sie sollten über Erfahrung, Anstand, Haltung und über starke Führungsqualitäten verfügen. Zweifellos hohe Anforderungen an einzelne Personen – sind diese in Österreich im ausreichenden Maße abgedeckt?
Um die Qualität vor allem des politischen Spitzenpersonals nachhaltig zu verbessern, müssen verantwortungsvoll agierende Parteien neue, auch strukturelle Rahmenbedingungen für die Arbeit in der Politik schaffen. Sie müssen sich weiter öffnen und vor allem den Mut aufbringen, in verschiedenen Bereichen mehr hoch qualifizierte Quereinsteiger zuzulassen. Nur durch die auch von Voves klar angesprochene Qualitätssteigerung in der Politik können die derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen erfolgversprechend bewältigt werden. Diese betreffen besonders die Erhaltung unserer liberalen Demokratie, den Frieden, die Freiheit, den Wohlstand und den Vertrauensverlust der Menschen in die Politik.
Mag. Günter Höfler, Graz
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An Zukunft denken
Es wäre mir lieber, die einzelnen Politiker würden sich mit der gleichen Intensität, die sie aufwenden, um über Fehler der Vergangenheit zu streiten, mit den Fragen der Zukunft, dem Umweltschutz und dem Klimawandel befassen. Aber hier fehlt es an zukunftsorientierten Wegweisern. Es ist für mich kein Wunder, dass manche Staatsbürger sich von der Politik abwenden und andere den lauten Marktschreiern nachlaufen. Aber der, der am lautesten schreit und zündelt, hat nicht immer recht!
Generell sollte unter uns Mitbürgern – auch in der Politik – wieder mehr Zusammenhalt, Respekt, Vorsicht, Rücksicht, Nachsicht und eigenverantwortliches Denken vorherrschen. Zum Abschluss: Ich bin natürlich auch dafür, dass Fehler der Vergangenheit aufgedeckt und geahndet werden müssen. Aber unser Leben liegt in der Zukunft!
Christine Lösch, Spielberg
Kompass nötig
Man hört und liest in Österreich selten eine so profunde Analyse der Verhältnisse, wie sie der Ex-Landeshauptmann geboten hat. Ich erlaube mir aber die Bemerkung, dass unsere PolitikerInnen aus der Mitte der Gesellschaft kommen, in der Bildung nicht als Wert an sich geschätzt und der Persönlichkeitsbildung wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. In Krisenzeiten zeigt sich der Charakter des Menschen am deutlichsten und spätestens dann braucht man einen Kompass, den die Populisten aber nicht im Angebot haben.
Maria Haberl, Neustadtl
Kein Hickhack mehr
Alle Parteien suchen verzweifelt nach Wählern der sogenannten Mitte und fragen sich, wo diese wohl zu finden wären. Dabei wäre es so einfach, der gangbare Weg führt nicht nach rechts und nicht nach links und schon gar nicht zurück, wo jeder gegen jeden die Fehler der Vergangenheit immer neu aufgemischt. Liebe Politiker, fangt endlich an nach vorne zu schauen und nach gemeinsamen Lösungen für die aktuellen Probleme zu suchen. Damit die Wähler der Mitte und vor allem auch die jungen Menschen in unserem Land endlich wieder eine Perspektive bekommen.
Marion Burgstaller, Klagenfurt
Kompetenz
Voves dürfte vergessen haben, den Regress eingeführt zu haben – selbiger wurde vernunftbezogen bald wieder aufgehoben – und die Landeshauptmannfunktion als SPÖ-Politiker ohne Gegenwehr an die ÖVP abgetreten zu haben. Ich persönlich finde die heutige steirische Landesregierung gesamt gesehen in Ordnung, obwohl Voves‘ Meinung nach den aktuellen Politikern die strategische Kompetenz abhandengekommen sei. Waren alle Politiker der damaligen Regierungsperiode mit diesen außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet?
DI Dr. mont. Karl Josef Haider, Leoben
Günther Höfler, Graz