Leserbrief zu „Das ist die russische Methode“ und Leitartikel: „Reich der Düsternis“, 26. 3.

Erinnert man sich noch an den Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 im Jahre 2014 in der Ostukraine durch, wie es sich später herausstellte, eine Rakete russischer Bauart, abgefeuert von prorussischen Separatisten? Trotz zunehmend erdrückender Beweise versuchten russische Medien, die Ukraine für den Abschuss verantwortlich zu machen. Zunächst hieß es, dass vonseiten der Ukraine eine Rakete aus sowjetischem Altbestand abgefeuert wurde, später wiederum wurde ein ukrainisches Jagdflugzeug als verantwortlich ins Spiel gebracht.

Jetzt, nach dem entsetzlichen terroristischen Anschlag auf eine Moskauer Konzerthalle mit über 130 Opfern bekannte sich, nach Expertenmeinung auch glaubhaft, der „Islamische Staat“ in einem Bekennerschreiben zu dem Attentat. Auch hatten amerikanische Geheimdienste Russland vor einer derartigen terroristischen Aktion gewarnt, welche wiederum von russischer Seite als Provokation in den Wind geschlagen wurde. Anschlag durch den IS? Damit kann Präsident Putin nun gar nichts anfangen, diese Terrororganisation ist zurzeit das völlig falsche Feindbild.

Natürlich hatten aus seiner Sicht die Ukraine und ihr ultimatives Schreckgespenst, die dort befindlichen Nazis, ihre Hände mit im Spiel. Putin denkt nicht, dass ihm diese Erzählung, außer ein paar Verirrten, in der westlichen Hemisphäre irgendjemand abnimmt, seine Adresse ist die russische Bevölkerung, die durch neu entfachten Hass in der kriegerischen Auseinandersetzung mit der Ukraine bei der Stange gehalten werden soll. Nur so hat dieser schreckliche Anschlag aus Putins Sicht auch einen nutzbaren Sinn, nur so lassen sich auch missachtete Vorwarnungen rechtfertigen. 
Dr. Peter Lang, Graz

Weitere Leserbriefe zum Thema

Unschuldige Tote

Entsetzlich, was hier passiert ist: Russland weint, über 130 unschuldige Tote, aber weinen die Russen auch, wenn ihr Oberchef Putin tötet bzw. töten lässt, nicht hundert, sondern Tausende unschuldige Tote, Babys, Alte, Gebrechliche etc.? Ganz klar für Putin, Schuld hat die Ukraine, wer denn sonst? Das Morden muss aufhören.
Christine Flaggl, Klagenfurt

Rückschritte

Der Anschlag in Moskau ist ein zutiefst zu verurteilendes Verbrechen an die Menschheit. Radikale Islamisten schrecken vor nichts zurück. Aber auch die Folterknechte Putins sind keine Spur besser und offenbaren „den Menschen als Bestie“. Die Bilder der schnell gefundenen Terroristen bei der öffentlichen Verurteilung erinnern an die dunkelsten Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Die Gewaltbereitschaft nimmt wieder zu, egal, ob religiös bestimmt, rechts- oder linksextrem. Die Radikalisierung im Internet ufert immer mehr aus und viele sogenannte „Heilsbringer“ bedienen sich dieser Community, um öffentlich Rückschritte zu propagieren, sei es bei der Selbstbestimmung der Frauen, Rassendiskriminierung, Transgender-Diskussion oder bei den Klimawandelleugnern.

Dass Putin vor nichts zurückschreckt, hat er mehrmals bewiesen. Dass er den Terroranschlag der Ukraine in die Schuhe schieben will, um seine Schergen wüten zu lassen, war vorherzusehen. Das liberale Europa muss sich auf diese Gefahren gemeinsam vorbereiten, um Anschläge und Kriege zu verhindern und der Massenradikalisierung im Internet entgegenzutreten. Eine gemeinsame Sicherheitspolitik in Europa muss das nächste Ziel sein, um auch einen US-Präsidenten Trump zu überstehen. Es sind herausfordernde und unruhige Zeiten, die uns alle angehen. Rückschritte sind da nicht hilfreich, ein Umdenken für ein neues menschliches Miteinander in Europa und darüber hinaus höchst notwendig.
Ernst Schiretz, St. Radegund

Russische Sicht

Ich komme gerade aus Russland zurück und eines ist Fakt: Die Russen lieben Putin. Das kann man drehen und wenden, wie man will. Im Westen meint man, wenn man kritische Stimmen hört und nur über diese berichtet, dann hätte man genau erkannt, was in Russland los und wie das Standing von Putin sei. Der Wunsch der eigenen Wahrnehmung ist vielfach der Vater der Gedanken, weil man damit die eigenen Vorstellungen als erwiesen betrachtet.

Mitnichten. Ich meine, dass der Großteil im Westen die russische Seele gar nicht kennt. Das ist meist ein oberflächliches Wahrnehmen und kein in die Tiefe gehender Ansatz. Der Westen wollte Russland gar nicht richtig verstehen und daher versucht man sich in der politischen wie medialen Welt die vermeintliche Wahrheit so zurechtzubiegen, wie es einem passt. Damit wird man aber immer Schiffbruch erleiden. Josef Kaltenegger, Graz