Leserbrief zu Offen gesagt: „Kriminell jung“, 10. 3. und „Wir merken, dass viele Kinder aggressiver sind“, 11. 3.

Uns allen sollte bewusst sein, dass Information und Maßnahmen gegen Gewalt nur greifen und helfen, wenn wir die Personen, die es potenziell als Täter oder Opfer trifft, vorher, also viel früher erreichen. Um diese Personen/Kinder/Jugendlichen zu erreichen, sollten wir sie „zwingend“, und bevor etwas passiert, dazu verpflichten können, sich dies anzuhören und zu lernen, so wie das Lesen und Schreiben.

Das Herabsetzen des Alters für Strafmündigkeit gehört dazu, wissend um die sehr frühe (genetische, epigenetische, familiäre und traditionelle) Weitergabe von Gewalterfahrung und Gewalttäterschaft in allen Kollektiven weltweit. Das setzt voraus, alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, vor allem jene, die aus extrem patriarchalen Strukturen kommen, zu informieren und besonders einzubeziehen – immer und überall und vor allem früh genug. Bewährungshilfe ist nicht erforderlich, wenn Gewalt gar nicht passiert! 

Zur Ergänzung: 12- bis 14-jährige Vergewaltiger als Kinder zu bezeichnen, ist unpassend.
Elisabeth Kattnig-Pflegpeter, Spittal 

Weitere Leserbriefe zum Thema

Folgen klarmachen

Brutalität, sexueller Gewalt und Zerstörungswut von Kindern bzw. Jugendlichen, die jünger als 14 Jahre sind, kann nur mit abschreckenden Maßnahmen entgegengetreten werden. Es muss sich etwas ändern, um die Gesellschaft zu schützen, und um die Täter von Strafhandlungen abzuhalten. Schon bei der Planung menschenverachtender Überfälle könnte dem Machtrausch und der Tatausübung die Angst vor Haft entgegenwirken. Das Ausmaß von Strafen müsste dem Ausmaß der Vergehen entsprechen, um den unter 14-Jährigen bei der Selbsteinschätzung ihrer Straftaten zu helfen. Ihnen fehlt – aufgrund von Empathielosigkeit, Langeweile oder nicht kanalisierter Wut usw. – oft die Klarheit über das Ausmaß ihrer Vergehen.

Ohne klare Auswirkung krassen Fehlverhaltens gibt es keine angemessene Einsicht über das angestellte Verbrechen! Aggressiven Kindern/Jugendlichen fehlt oft die Möglichkeit, zwischen Jugendsünde und kriminellen Handlungen zu unterscheiden, weil die Folgen für beide Taten einander ähneln. Daneben macht fehlendes Mitgefühl für ihre Opfer schwere Vergehen erst möglich.

Gleichzeitig müsste es auch viel mehr Geld für auszubauende Kinder- und Jugendgefängnisse und ausreichende therapeutische Hilfe ebendort geben. Sonst bleibt alles beim Alten und Flickwerk! Egon Hofer, Maria Saal

Mehr Streetwork

Die Herabsetzung des deliktfähigen Alters von Jugendlichen wird derart abscheuliche Missbrauchsfälle wie zuletzt in Wien und Salzburg wahrscheinlich nicht verhindern. Den Opfern ist damit jedenfalls nicht geholfen. Es braucht wirkungsvolle Maßnahmen, bevor etwas passiert: besserer Schutz von Kindern vor Übergriffen in Parks und Wohnanlagen, die als soziale Brennpunkte bekannt sind, durch mehr Streetwork und Jugendvertrauenspersonen der Polizei, die an diesen Hotspots präsent sind, sowie niederschwellige Anlaufstellen im direkten Wohnumfeld, wo bedrohliche Situationen anonym gemeldet werden können.

Prävention sollte einen viel höheren Stellenwert bekommen! Es braucht auch gezielte Projekte für Burschen aus migrantischen Milieus, die durch ein problematisches Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen auffallen. Veronika Stiebler, Bad Aussee

Andere Lebenswelt

„Wenn sich die Wirklichkeit verschiebt, können Gesetzgebung und Judikatur nicht starr bleiben.“ Wie wahr! Niemand kann wohl allen Ernstes behaupten, ein 14-Jähriger von heute wäre vergleichbar mit einem Gleichaltrigen von vor 30 Jahren. Die Schweiz könnte uns wieder einmal Vorbild sein. Aber Österreich ist (und bleibt vermutlich) halt viel gescheiter. Nur nicht über den Tellerrand hinausschauen! Man sieht ja allerorten, wohin diese überhöhte Selbsteinschätzung führt.
OSR Hans Zimmer, Kühnsdorf

Gewalt im Fernsehen

Die Anzahl der Krimis im Fernsehen ist viel zu hoch. Gerade in den Hauptabendprogrammen werden die Menschen mehrmals pro Woche mit Gewalt und Tod konfrontiert und das Thema wird verharmlost – ja, zur Unterhaltung heruntergespielt!
Dr. Gerhard Straka, Graz

Widersprüchlich

Das Interview mit Judith Hintermeier zeigt sehr gut die widersprüchlichen gesellschaftlichen Erwartungen, die heutzutage an Mütter und Väter gestellt werden. Einerseits fordert Hintermeier die Möglichkeit für Eltern ein, ihre Kinder in ganztägig geöffnete Bildungseinrichtungen zu geben, damit Eltern einer vollzeitigen Berufstätigkeit nachgehen können und nicht – besonders Frauen – „in die Teilzeitfalle getrieben werden.“

Andererseits nimmt sie Eltern in die Pflicht, sich um „Erziehung und die Ausbildung anderer Fertigkeiten“ zu kümmern, denn Kindergarten (und wohl auch Schule) kann nur familienunterstützend sein. Ich frage mich, wie dies für Eltern schaffbar sein soll, neben einer 40-Stunden-Woche, dem Kümmern um Einkäufe und Haushalt, auch noch genügend Zeit für Kinder aufzubringen, um sie in ihrer sprachlichen, körperlichen, sozialen Entwicklung (und bei älteren Kindern schulischen Leistung) zu begleiten und zu unterstützen. Ich stimme mit Hintermeier überein, dass es dabei nicht so sehr um die Quantität als um die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit geht. Dass es allerdings schon ausreichen kann, – so Hintermeier – mit dem Kind gemeinsam am Abend ein Buch zu lesen, wage ich zu bezweifeln.

Ich bin selbst berufstätige Mutter von zwei Kindern und habe es bis jetzt nicht geschafft, diesen Erwartungen gerecht zu werden. Um Familie, Haushalt und Beruf unter einen Hut zu bringen, arbeite ich nicht Vollzeit – mein Mann schon. Und ja, manchmal möchten wir auch noch Zeit für unsere eigenen Bedürfnisse haben. Wir haben nämlich festgestellt, dass unser psychisches und physisches Wohlbefinden sich positiv auf die Familie auswirkt. Christina Strangas, Weiz

Oma & Opa Company

Zu Ihrem Artikel bezüglich fehlender Ressourcen in der Kinderbetreuung möchte ich Folgendes ergänzen: Ich möchte Ihnen noch einen – leider unerwähnt gebliebenen – Verein vorstellen, der sich kostenlos und flexibel, liebevoll und ausdauernd um die Kinder und die Wertevermittlung bemüht, nämlich die „Oma & Opa Company“!
Ulrike Kubin, Diplompädagogin und glückliche Oma, Landskron