Überraschende Ergebnisse und neue Einblicke brachte das bundesweite Citizen-Science-Forschungsprojekt der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) zur Suche nach dem äußerst seltenen Baumschläfer. Drei Jahre lang untersuchte man in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund, dem privaten Institut für Wildtierbiologie apodemus und mit zahlreichen Hobbyforschenden Vorkommen und Lebensweise des streng geschützten Kleinsäugers. Das Ergebnis waren insgesamt 60 Nachweise.

"Als größter Naturraumbewirtschafter des Landes setzen wir uns auf all unseren Flächen für Artenvielfalt und Naturschutz ein. Selbst die Suche nach noch so seltenen Arten wie dem Baumschläfer ist wichtig, denn jede einzelne Art trägt zur Biodiversität bei und macht unsere Natur widerstandsfähiger für die Herausforderungen der Klimakrise", sagte ÖBf-Vorstand Andreas Gruber. Baumschläfer sind eng an den Lebensraum Wald gebunden. Ihr Vorkommen gilt als Anzeiger für einen gesunden und artenreichen Mischwald, dennoch ist die Art nahezu unerforscht und selbst unter Waldkennern kaum bekannt. Man fand den rund neun Zentimeter kleinen Bilch mit maskenhaft dunkler Färbung um die Augen hierzulande schließlich doch in seinem bevorzugten Habitat: in naturnahen Mischwäldern.

Nachweis in Salzburg und Steiermark

Für den wissenschaftlichen Teil wurde im Jahr 2020 auf die etablierte Forschungsmethode von Nistkästen gesetzt. 600 Stück davon wurden auf 20 genau den Vorlieben der Baumschläfer entsprechenden Untersuchungsflächen in ganz Österreich platziert, doch sie blieben weitgehend ungenutzt. Auf zwei Untersuchungsflächen gelangen allerdings Baumschläfer-Nachweise: in Salzburg auf der Postalm (Gemeinde Strobl, Bezirk Salzburg Umgebung) und in der Steiermark in der Frauenhöhle (Gemeinde Kaindorf, Bezirk Hartberg-Fürstenfeld).

Rund 250 Meldungen gingen unter anderem über die Baumschläferwebseite () ein. Viele der Sichtungen aus der Bevölkerung waren von hoher Qualität, sodass sich rund 60 davon eindeutig dem Baumschläfer zuordnen ließen. "Die zahlreichen Meldungen sind eine Sensation. Innerhalb weniger Jahre konnten so mehr Baumschläfer-Meldungen bestätigt und dokumentiert werden als in den vergangenen 100 Jahren zusammen", zeigte sich Gruber erfreut. Vor allem die Wälder rund um die Nockberge und das Lavanttal in Kärnten taten sich als Baumschläfer Hotspot hervor: Rund 50 Prozent der verifizierten Meldungen stammten aus diesem Gebiet. Damit waren es allein in Kärnten 25 Sichtungs-Meldungen, in der Steiermark 15 - nur im Burgenland und in Vorarlberg wurde kein Baumschläfer geortet.

Bodenfeuchte Bergwälder

Die Gebiete der Baumschläfer zeichnen sich durch großflächige bodenfeuchte Bergwälder mit üppigem Unterwuchs an Sträuchern aus. Überraschend dabei war, dass Baumschläfer offensichtlich weniger menschenscheu sind als angenommen: Meldungen belegten Sichtungen in Holzhütten und Ferienhäusern in Waldnähe, auf waldseitigen Terrassen und teilweise sogar im Hausinneren. Um noch mehr über den Gefährdungsgrad des Baumschläfers zu erfahren, wird das Monitoring fortgesetzt. Die Bundesforste starten dabei einen KI-gestützten Lauschangriff auf die Natur. Gesetzt wird auf eine völlig störungsfreie Methode: das Audiomonitoring. Baumschläfer werden dabei anhand ihrer Rufe akustisch nachgewiesen. Zur Realisierung der neuen Herangehensweise entwickelten die ÖBf mit technischer Unterstützung der Firma capreolus ein Computermodell, welches mit Aufnahmen von Baumschläfer-Rufen trainiert wurde.