Fahrräder, Autos, Scooter - vor allem im Bereich der Fortbewegung hat es sich in den vergangenen Jahren stark etabliert, sich fahrbare Untersätze je nach Bedarf auszuleihen oder zu mieten, um bestimmte Wege zu bestreiten. Die gemeinsame Nutzung trägt nicht nur zum Umweltschutz bei, sondern vermeidet zeitgleich auch eine Überproduktion an Ware.

Inzwischen begrenzt sich der Trend allerdings nicht mehr nur auf Fahrzeuge, auch in anderen Bereichen des Alltags mehren sich die Möglichkeiten, sich für Miete statt Kauf zu entscheiden. Auch in der Modewelt, die eine der größten Verursacher globaler Umweltbelastung ist, ist die Entwicklung weg vom selbst Besitzen angekommen. Während der Verleih von Ballroben und Hochzeitskleidern bereits seit Längerem en vogue ist, können jetzt auch Luxustaschen und Kleidung über unterschiedliche Plattformen leicht und unkompliziert gemietet werden.

Highlights im Schrank mieten

Gabriele Homolka von der Umweltberatung sieht darin einen weiteren Schritt im Bestreben hin zu einem bewussteren Umgang mit Mode in der Gesellschaft. "Wir wissen, je öfter ein Produkt getragen wird, desto nachhaltiger ist es, auch wenn es neu gekauft wird. Nur allzu oft werden allerdings Teile angeschafft, die dann nur einige wenige Male genutzt werden", sagt die Textilexpertin. Gerade für besondere Anlässe oder It-Pieces würde sich das Mietsystem aus diesem Grund gut eignen. "60 Prozent des eigenen Kleiderschranks sollte aus kombinierbaren Basics bestehen, die restlichen 40 Prozent aus modischen Highlights. Die 40 Prozent könnten durch das Mieten von Kleidung abgedeckt werden", so Homolka. "Wer zum Beispiel nur einmal im Jahr Tracht trägt, muss so nicht viel Geld für ein Dirndl ausgeben."

Neben Unternehmen wie dem deutschen Mietservice "Unown" können auch Privatpersonen ihre besten Stücke aus ihrem Kleiderschrank zur Miete anbieten. Die Webseite "WeDress Collective" bietet sowohl eine Miet- als auch eine Verleihoption für ihre Nutzerinnen und Nutzer an. "Wenn man also selbst etwas im Kleiderschrank hat, das man nicht oft trägt, kann man es mit anderen teilen und so den Nutzen erhöhen", sagt Homolka. Für wenige Euros am Tag können so auch Personen mit kleinerem Geldbeutel hochwertige Markenware für kurze Zeit ihr Eigen nennen.

Anschaffungskosten sparen

Dass das Einsparen von Anschaffungskosten bei der Entscheidung für die Miete von Kleidungsstücken eine ebenso große Rolle spielt wie der Nachhaltigkeitsaspekt, bestätigt auch Nataša Baralić vom Luxustaschenverleih Balina aus Linz. "Viele meiner Kundinnen und Kunden sprechen sich gegen Fast Fashion aus, wollen aber dennoch gerne modisch auf dem neuesten Stand bleiben und experimentieren. Durch die Miete von Taschen wird beides ermöglicht: Die Leute können eventuelle, kostspielige Fehlkäufe vermeiden und gleichzeitig auf nachhaltige Weise trotzdem Neues ausprobieren", so die Unternehmerin.

Eine klassische Dior Saddle Bag, deren Neupreis bei 2900 Euro liegt, kann auf diese Art und Weise für zwei Wochen um 126 Euro gemietet und ausprobiert werden. Im Falle von Balina werden die Taschen entweder verschickt oder können direkt vor Ort abgeholt werden. Baralić ist überzeugt, dass das Mietkonzept in Zukunft auch in anderen Branchen noch sein Potenzial entfalten kann. "Hinsichtlich Nachhaltigkeit und auch Wirtschaftlichkeit ist das einfach ein spannendes Geschäftsmodell."

Transport dämpft Nachhaltigkeitsfaktor

Kritisch sieht unterdessen die Textilexpertin Homolka den Faktor Versand. "Zwar bieten die Unternehmen teils Abholung an, das geht aber nur, wenn sich die Anbieter auch in der nächsten Umgebung der Mieterinnen und Mieter befinden. Müssen die Teile versandt werden, ist zu hinterfragen, wie nachhaltig das Konzept dann ist, denn schließlich muss man den Transport als Umweltfaktor in diesem Fall mitbedenken."