Um einen Kittel kälter ist es im Stauferland, dem Mittelgebirge der Schwäbischen Alb nicht nur der Redensart nach. Hier standen einst um den Berg Hohenstaufen an die 40 Burgen, die eng mit dem gleichnamigen Herrschergeschlecht verbunden waren. Die Staufer brachten von 1079 bis 1268 schwäbische Herzöge, römisch-deutsche Könige und Kaiser wie Friedrich I. Barbarossa hervor.

Wie einflussreich die Familie einst in Europa war, zeigt ein 30 Meter langes und viereinhalb Meter hohes Rundbild des Künstlers Hans Kloss im Kloster Lorch. Von ihren Kreuzzügen brachten sie auch südländische Frauen und die Falknerei mit nach Europa. Der Stammbaum liefert genug Stoff für dramatische Erzählungen und ihr Erbe Anlass für eine abwechslungsvolle Kulturreise durch den Süden Deutschlands.

Das Kloster Lorch wurde um 1102 vom Staufer Herzog Friedrich I. und seiner Familie gestiftet
Das Kloster Lorch wurde um 1102 vom Staufer Herzog Friedrich I. und seiner Familie gestiftet © Imago images/imagebroker (imageBROKER/Lilly via www.imago-images.de)

Hort der Schriften

Auf einer Anhöhe über dem Remstal liegt das Kloster Lorch, in der einige der staufischen Familienmitglieder ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Im ehemaligen Benediktinerkloster lebten früher bis zu 40 Mönche, die sich vor allem als talentierte Schreiber einen Namen machten. Damit ihre Finger bei den zapfigen Temperaturen im Winter nicht klamm wurden, durften sie sich in der Nähe der Küche aufhalten.

Dort entstanden drei Chorbücher in einer reich verzierten gregorianischen Notenschrift. Die Originale sind heute in der Landesbibliothek in Stuttgart zu sehen. Aber in der Klosterkirche liegen eindrucksvolle Kopien auf. Schreibermönch Laurentius Autenrieht schaffte 140 Seiten an 140 Tagen. Eine erstaunliche Leistung für die damalige Zeit. Insgesamt entstanden im Kloster mehr als 1700 Seiten mit aufwendigen Illustrationen.

Das 130 Quadratmeter große Staufer-Rundbild von Hans Kloss
Das 130 Quadratmeter große Staufer-Rundbild von Hans Kloss © Imago stock&people (imago stock&people)

Mythen und Sagen

Bei Bauarbeiten wurde auch ein geheimnisvoller Ring gefunden. Das Original ist verschwunden, aber nach wie vor bekommen junge Frauen aus der Region zu ihrer Konfirmation den sogenannten Irenenring geschenkt. Der Legende nach soll er Irene von Byzanz bzw. von Schwaben gehört haben, die in der Kirche begraben ist. Wahrscheinlicher dürfte es aber sein, dass der Ring einem Abt gehörte.

Diese Geschichte zeigt, wie sich Fiktion und Wahrheit im Laufe der Zeit vermischen. Irene von Byzanz wurde vom Staufenkönig Heinrich in Sizilien erbeutet und auf der Schwäbischen Alb mit seinem jüngeren Bruder Philipp verheiratet. Der mittelalterliche Lyriker Walter von der Vogelweide war von ihrer Schönheit angetan und besang sie als „Rose ohne Dorn“. Nachdem das Paar auf dem Königsthron kam, wurde ihr Mann ermordet und sie flüchtete hochschwanger nach Hohenstaufen, wo sie mit ihrem Kind bei der Geburt verstarb.

Die Burg Wäscherschloss mit ihrem fünfeckigen Innenhof gilt als „Wiege der Staufer“
Die Burg Wäscherschloss mit ihrem fünfeckigen Innenhof gilt als „Wiege der Staufer“ © Imago stock&people (imago stock&people)

Per Rad auf den Spuren der Staufer

Direkt in Sichtweite von Hohenstaufen liegt das Wäscherschloss. Eigentlich ist es eine mittelalterliche Paradeburg des Adelsgeschlechts, die erst später zum Schloss umgebaut wurde. Typisch für den Baustil der Staufer sind die Steine mit einer Außenwölbung und einer Vertiefung für die Seilzüge. Damit sah die Burg noch trutziger und abschreckender aus.

Von hier aus haben Wanderer einen herrlichen Ausblick auf den Hohenstaufen, der wie ein umgedrehter Trinkbecher in der Landschaft liegt. Per Rad lassen sich die Staufer-Stationen wunderbar miteinander verbinden. Während die einen auf dem Drahtesel das Tal durchqueren, tat es Barbarossa einst auf seinem Pferd. Immer wieder soll er dabei der hübschen Wäscherin Rosa am Bach begegnet sein und ihr letztendlich das Wäscherschloss geschenkt haben.

Aufgrund dieser Legende führt die Gemeinde Wäschenbeuren eine Wäscherin mit Waschbrett und Zuber im Wappen. Allerdings wurde die Burg erst zwei Jahrzehnte nach dem Tod Barbarossas gebaut. Die Wäscherburg war also kein Geschenk für ein Wäschermädel, aber gilt dennoch als Wiege der Staufer. Selbst wenn vieles rund um die Staufer ein Mythos ist, ihre Heimat ist nach wie vor ein sagenhafter Geheimtipp.