An Klischee-Sprüchen mangelt es nicht, wenn man sich in den Schwarzwald verabschiedet. Bringst du eine Kuckucksuhr mit? Wie oft am Tag wirst du Schwarzwälder Kirschtorte essen? Trägst du dann so einen komischen Bollenhut? Und besuchst du auch Dr. Brinkmann? 

Es sind aber hauptsächlich die internationalen Bustouristen, die diese Klischees im Schwarzwald suchen. Und natürlich auch finden (mit Ausnahme von Dr. Brinkmann - denn Klausjürgen Wussow, der den TV-Chefarzt aus der legendären "Schwarzwaldklinik" gegeben hat, ist bekanntlich schon seit 14 Jahren tot). Finden lassen sie sich zum Beispiel im Hofgut Sternen, einem strategisch gut zwischen der Autobahn und der malerischen Ravennaschlucht gelegenen Bustouristen-Hotspot in Breitnau. Eine überdimensionale Kuckucksuhr prangt am schönen Schwarzwaldhaus bei der Einfahrt, und an Einkaufsgelegenheiten (Uhren, Kuckucksuhren, Glas aus eigener Manufaktur) mangelt es nicht. Im Mai 1770 kam Marie-Antoinette auf dem Weg zu ihrer Hochzeit mit Ludwig XVI hier vorbei, und auch Goethe hat schon hier übernachtet. Ganz besonders beliebt ist der malerische Weihnachtsmarkt unter dem beleuchteten Aquädukt, zu dem Gäste aus Nah und fern anreisen.

Die Bustouristen aus Asien und Amerika bleiben derzeit aber freilich aus, und so hat Thomas Drubba auch Zeit, von seiner großen Leidenschaft zu erzählen - dem Vorhaben, das Hofgut so ökologisch wie möglich zu führen. Das wichtigste Schwarzwald-Klischee ist nämlich kein Klischee, sondern die wichtigste Ressource für die Region: Die weitgehend unberührte Natur. 

Drubba ist stolz darauf, dass das Hofgut seiner Familie als einzige touristische Einrichtung in Deutschland ein Energie-Selbstversorger ist. Möglich macht das ein Zusammenspiel von Ressourcen wie Wasserkraft, Hackschnitzelheizung und auch Fotovoltaik. Auf eine Klimaanlage verzichtet man, sondern saugt die Luft über dem eiskalten Bach an, um damit die Zimmer zu kühlen. An Ideen mangelt es nicht, an Engagement auch nicht: “Mit so einem Projekt ist man nie fertig”, sagt Drubba.

Wie der Multitouristiker, dessen Familie eine ganze Reihe von Betrieben führt, hat sich die gesamte Region Hochschwarzwald - der südliche und beliebteste Teil des Schwarzwalds mit Feldberg, Titisee, Schluchsee und Wutachschlucht - der Nachhaltigkeit verschrieben. So ist man seit fünf Jahren als nachhaltiges Reiseziel zertifiziert, bietet als erstes ländliches Tourismusgebiet E-Car-Sharing an, um Reisende zum Anreisen mit den Öffis zu bewegen und unterstützt die Hotels dabei, ihre CO2-Bilanz zu senken, und Restaurants, klimafreundlicheres Essen auf den Tisch zu bringen. In den Bioenergiedörfern St. Peter und Breitnau liegt die klimafreundliche Energieerzeugung sogar in der Hand der Bürgerinnen und Bürger.

Eine kreative und auch nachhaltige Lösung hat man mit der eigenen Marke “Kuckucksnester” für Ferienwohnungen gefunden: Privatvermieter können ihre Wohnung renovieren und als Design Apartment fremdvermieten lassen - ausgestattet im schicken, modernen Schwarzwald-Stil in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Handwerksbetrieben. 

Erfahren im wahrsten Sinn des Wortes lässt sich die Nachhaltigkeit auf dem E-Bike bei einer Tour rund um den malerischen Titisee - nichts als pure Natur rundherum, ab und zu ein hübsches, fotogenes Schwarzwaldhaus. Er-Trinken lässt sie sich mit dem kultigen Bier der Region, dem “Tannenzäpfle” der Brauerei Rothaus - auch hier setzt man auf regionalen Ökostrom, für Interessierte gibt’s eigene Nachhaltigkeits-Führungen. Und Er-Essen kann man Nachhaltigkeit auch im Schwarzwald: Einige Betriebe bieten eigene Klima-Teller an, bei deren Herstellung möglichst kaum Co2 entstanden ist.

Wie im Seehotel Wiesler am Titisee, wo alle, die klimafreundlich anreisen, mit einem Gratis-Essen belohnt werden. Inhaber Klaus-Günther Wiesler ist nicht nur ein Pionier in Sachen Ökologie, sondern auch jemand, für den diese Aufgabe nicht enden wollend ist. Wenn er durch seine Anlage spaziert, fällt ihm andauernd irgendetwas ein, das man noch besser machen könnte. "Als Wellnesshotel brauchen wir natürlich mehr Energie, das ist nicht besonders nachhaltig. Aber wir haben es etwa geschafft, dass unser Whirlpool durch eine Sonderanfertigung in der Nacht abgelassen werden kann und somit nicht unnötig Energie verbraucht", sagt Wiesler. Durch eine eigene Wäscherei spart er Produktionswege, Küchenabfälle werden in der hauseigen Kompostieranlage zu wertvollem Dünger, die Kosmetikprodukte sind frei von Mikroplastik, die Lebensmittel frei von Palmölen. Und neben dem Hotel befindet sich noch ein zweites Hotel für die ganz kleinen Gäste - ein Insektenhotel: "Da ist mir die Auslastung mindestens genauso wichtig", grinst Wiesler.