Ich wollte einen Urlaub am Gardasee buchen. Wie ist die aktuelle Situation dort? 
Der Gardasee misst mit Stand 5. Mai 54 Zentimeter über dem Pegelnullpunkt, der bei 64,027 Metern über dem Meer festgelegt wurde. Für einen ähnlichen Wert wie den aktuellen muss man Jahrzehnte zurückgehen. In den Messarchiven findet man in den 1980er-Jahren bereits einen ähnlich niedrigen Wasserstand. Dennoch sehe man nun deutlich Folgen des menschengemachten Klimawandels: "In den letzten zwei Wintern hat es etwas weniger Niederschlag gegeben, daher ist nicht so viel Schmelzwasser in den Gardasee geflossen wie in anderen Wintern", sagt Oskar Schwazer, General Manager der Garda Dolomiti S.p.A. – Azienda per il Turismo.

Wie viel weniger Wasser hat der See derzeit?
Normalerweise liegt der Wasserstand im Winter bei 80 bis 100 Zentimeter über dem Pegelnullpunkt, im Sommer kann er auch auf zehn Zentimeter sinken, erklärt Schwazer. Im Durchschnitt hat der See ein Gesamtvolumen von ungefähr 50 Milliarden Kubikmetern und eine durchschnittliche Tiefe von 133 Metern. Laut Schwazer gäbe es derzeit also ungefähr ein Prozent weniger Wasser.  

Wenn der Wasserstand im Sommer manchmal nur zehn Zentimeter über dem Pegelnullpunkt liegt, kann man dann überhaupt noch baden?
Bei der Regulierung des Wasserstandes wird mit dem sogenannten hydrometrischen Nullpunkt gearbeitet. Hierbei handelt es sich um einen willkürlichen Wert, der von den Konsortien festgelegt wird, die die Regulierung des Sees überwachen. Der hydrometrische Nullpunkt entspricht also nicht dem Grund des Sees, sondern liegt im Fall des Gardasees bei 64,027 Metern über dem Meer. 

Was beeinflusst den Wasserstand des Gardasees abgesehen vom Wetter?
Der Gardasee wird seit 1949 künstlich reguliert: Derzeit wird circa ein Prozent des Gesamtvolumens von Menschenhand beeinflusst, denn sein Wasser dient auch der Bewässerung in der Landwirtschaft.

Gibt es Auswirkungen auf die Wasserqualität? 
Der Gardasee wird seit Ende der 1980er-Jahre sechsmal im Jahr auf seine Wasserqualität hin untersucht, erklärt Giovanna Pellegrini, Biologin und Mitarbeiterin der APPA, der Umweltschutzbehörde der Provinz Trient. Dabei werde in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbehörde der Provinz besonderes Augenmerk auf die Eignung als Badesee gelegt. Der aktuelle Wasserstand habe keinerlei Auswirkungen auf die Qualität, der Gardasee befände sich in einem guten Zustand. 

Kann man bei dem niedrigen Wasserstand überhaupt mit Booten fahren?
"Derzeit gibt es keinerlei Einschränkungen im Tourismus aufgrund des Wasserstandes am Gardasee", sagt Cristina Santi, Vertreterin des Gemeindeverbandes Comunità del Garda und Bürgermeisterin von Riva del Garda. Auch die Schifffahrt auf dem größten See Italiens verkehre aktuell planmäßig. Sollte der Wasserstand weiter sinken, wird Navigarda für niedrige Gewässer geeignete Wasserfahrzeuge, wie z. B. Gleitboote, als Ersatz einsetzen. Alle Wassersportarten könnten ausgeübt werden.

Wenn es Wassermangel gibt, dürfen Hotels dann überhaupt ihre Pools befüllen?
Momentan sind keine Beschränkungen für Hotels und ihre Gäste definiert worden. Lediglich in Riva del Garda wurden als Sensibilisierungsmaßnahme öffentliche Brunnen gesperrt.