Eingefleischte Eisenbahnfans haben es vermutlich schon gehört: Der geschichtsträchtige Bahnhof Nova Gorica, 1906 als wichtige k. u. k. Station für die Eisenbahnverbindung zwischen den Karawanken und dem damaligen Österreichischen Küstenland erbaut, ist heute nicht nur Endpunkt der bekannten Wocheinerbahn.

Weinzug-Initiator Jani Peljhan war früher Punkmusiker – jetzt verzückt er seine Fans mit schönen Weinen
Weinzug-Initiator Jani Peljhan war früher Punkmusiker – jetzt verzückt er seine Fans mit schönen Weinen © Rauch-Krainer

Denn "Bahn frei" heißt es von hier aus neuerdings auch entlang einer viele Jahre stillgelegten ehemaligen k. u. k. Bahntrasse für den Weinzug ins Vipavatal – zu Deutsch Wippachtal. Und nur für ihn – exklusiv.
Da ist "Aufspringen" für gesellige Weinliebhaber angesagt, geht es doch prominent ins slowenische "Spitzental des Weins" – zumindest ein pittoreskes Stück weit. Sitzt man schließlich mit gutem Grund erwartungsvoll, ausgerüstet mit einem Weinglas um den Hals, in einem der vier Waggons, darf Jani Peljhan, dem Initiator und Betreiber des zugigen Weinerlebnisses, gedankt sein. Viele Jahre tingelte er als Punkrockmusiker durch Europa, bis er seine neue berufliche Mission in der außergewöhnlichen Attraktivität seiner Heimat fand.

Aus dem Dornröschenschlaf zur Blüte

Vor nicht allzu vielen Jahren, als das Vipavatal noch etwas im touristischen Dornröschenschlaf weilte, begann er hier mit seinen touristischen, nachhaltigen Pionierarbeiten. Noch firmieren in der mit Weingärten übersäten Landschaft viele Ecken unter Geheimtipp. So auch einige auf der Weinzugstrecke zwischen Nova Gorica und dem Städtchen Ajdovščina.

Rund 15 zumeist malerisch auf Hügeln gelegene Dörfer, unzählige Weingärten und hie und da eine kleine, verlassene Bahnstation ziehen am Weingast vorüber, während er, an Kostproben nippend, den Ausführungen des mitreisenden Winzers lauscht: "Schon die Römer haben hier in der klimatisch höchst begünstigten Region Wein gepflanzt und die Reben sind quasi bis heute verwurzelt. Bekannt sind wir vorwiegend für unsere weißen Sorten von Chardonnay bis Malvasier, unser besonderer Stolz gilt dabei unseren beiden autochthonen Spitzenreitern Zelen und Pinela."

Winzer Danilo Baša
Winzer Danilo Baša © Privat

Festung, Jota und noch ein Gläschen

Beim Stopp in Ajdovščina – zwischenzeitliches Füßevertreten inklusive neuerlicher Weinproben tut wahrlich gut – holen einen die guten alten Römer gleich wieder ein. Und das ganz schön imposant, mit den gewaltigen Resten der einst hier mächtigen Militärfestung Castrum Ad Fluvium Frigidum – zur Verteidigung der östlichen Grenzen des Imperiums errichtet.

Langsam – der Fahrplan ist ja nicht so ganz genau, schließlich sind die Schienen allein dem Weinzug vorbehalten – geht es wieder in Richtung Nova Gorica. Dass Wein dem Vipavatal gleichsam im Blut liegt, erfährt man letztendlich bei der herzhaften warmen Jause im urgemütlichen Hause Baša. Man ist beim letzten Zwischenstopp im urigen Dorf Dornberk angekommen. Winzerin Mojca kocht eifrig mit traditioneller Jota-Suppe und Co. auf, während Gatte Danilo den Gästen voller Überschwang verrät: "Wir führen unser Weingut mit viel Herzblut in fünfter Generation und so will ich es auch an die sechste, meine beiden Söhne, weitergeben."

Die letzte Etappe steht an, der fünfstündige Ausflug geht leider schon viel zu schnell zu Ende. Die Burg des italienischen Gorizia zeichnet sich bereits ab und bald auch die Silhouette des stattlichen Bahnhofs von Nova Gorica. Wehmut paart sich mit Dankbarkeit für das Erlebte. Weinsame Spitze.