Und sahen das Kindlein, warfen sich nieder, huldigten ihm, taten ihre Schätze auf und brachten ihm Gold und Weihrauch und Myrrhe" (Matthäus 2, 11).

Es waren wahrlich erhabene Gaben, die die Heiligen Drei Könige namens Caspar, Melchior und Balthasar dem Jesuskind als Geschenk brachten. Gold für den König, Myrrhe für den Menschen, der sterblich ist, und Weihrauch für den Gott. Schon damals war Weihrauch ein exquisites Gut, seit ein paar Jahren feiert er bei uns auch im privaten Bereich eine Renaissance - dem Räucherboom sei Dank.

Der Duft des Göttlichen nimmt seinen Anfang in karger Umgebung. Er wirkt knorrig und bisweilen mürrisch - wäre nicht das gleißende Sonnenlicht und der blaue Himmel, man würde sich hier rasch aus dem Staub machen. Der Weihrauchbaum (Boswellia sacra) liebt das Karge, das Trockene - hier im Dhofar-Gebirge, im Südwesten des Sultanats Oman, gibt es reichlich von beidem. Er ist keine Schönheit, aber er bringt eine olfaktorische Schönheit hervor, die ihresgleichen sucht: Olibanum, sein natürliches Harz, das durch Schnitte in die Rinde des Baumes gewonnen wird.



Ende März, Anfang April beginnt hier die Weihrauchproduktion. Zerbrechlich und zart wirkt die papierene, eingeritzte Rinde auf dem von seiner Umgebung gezeichneten Baum. Weiß tritt der Milchsaft hervor, der in getrocknetem Zustand und in seiner besten Qualität rund 200 Euro pro Kilogramm kostet. Das Exquisite steigt mit dem Erntezyklus: Je öfter geerntet wird, desto hochwertiger und teurer ist der Weihrauch. Die beste Qualität ist grünlich, durchscheinend, wie das Meer an den endlosen, menschenleeren Stränden, das unweit der unwirtlichen Geröllwüste beginnt. Hier nahm auch 1000 vor Christus bis 500 nach Christus die berühmte Weihrauchstraße ihren Anfang. Bis zum Mittelmeerhafen von Gaza führte sie - eine Kamelkarawane soll 100 Tagesmärsche für die gewaltige Strecke von 3400 Kilometern gebraucht haben.

Geweihter Rauch

Damals wie heute ist Weihrauch begehrt - zur Parfümierung, zu medizinischen Zwecken und nicht zuletzt für liturgische Feiern und Zeremonien. Hier bekommt der Duft des Göttlichen auch sein theoretisches Konzept. "Es gibt einen Unterschied zwischen Rauchwerk und geweihtem Rauch. Es ist zwar das gleiche Ausgangsmaterial, aber geweihter Rauch ist es immer, wenn es zur Anbetung einer Gottheit dient - sonst ist es Rauchwerk", so der steirische Pfarrer Mario Brandstätter, der als echter Experte in Sachen Weihrauch gilt.

Weihrauch am Bazar von Salala (Oman)
Weihrauch am Bazar von Salala (Oman) © Susanne Rakowitz

Seit über 30 Jahren beschäftigt er sich mit dem edlen Harz, weit über 200 Sorten bewahrt er in seiner "Welt der Düfte" auf. Hier können auch Interessierte in die Welt des Weihrauchs eintauchen und sich den Duft des Harzes erarbeiten. Das gilt vor allem für Skeptiker, denn nicht immer stößt Brandstätter beim Thema Weihrauch auf Begeisterung. Dabei ist die Bandbreite enorm, so Brandstätter: "Es ist die Weite dieser Duftwelt. Keine Weihrauchsorte ist wie die andere, man entdeckt immer wieder neue Düfte - und das ist faszinierend." Doch die edle Kostbarkeit könnte in ihrem Preis noch steigen, seit Jahren schlagen Wissenschaftler Alarm, der Weihrauch werde knapp. Kontinuierlich geht die Zahl der Weihrauchbäume zurück, innerhalb von 15 Jahren könnte sich die Produktion bereits halbiert haben. Schuld daran ist jedoch nicht etwa die Harz-Gewinnung, sondern Brände, Überweidung und Schädlingsattacken. Gibt es hier kein Entgegensteuern, könnte in 50 Jahren die Zahl der Boswellia-Bäume um 90 Prozent geschrumpft sein.

Richtig räuchern

Mehr denn je gilt es also, die edle Ware gut zu nutzen, vor allem durch die richtige Räucher-Technik. Die gute Nachricht, so der Experte: "Da braucht man gar nicht viel und es ist überhaupt nicht kompliziert. Man benötigt eine feuerfeste Schale mit Sand, darauf kommt ein Sieb zur Entsorgung der Asche. Kohletabs anzünden und warten, bis sich eine weiße Ascheschicht bildet, dann die Weihrauchkörner darauflegen." Essenziell dabei ist allerdings, so Brandstätter, dass Weihrauch niemals verbrannt werden darf: "Sobald die Duftstoffe, die Aromen in der Luft sind, hat das Trägermaterial seinen Sinn verloren und gehört runtergekratzt." Auch hier ist weniger mehr. Lieber weniger Harz verwenden, dafür aber öfter nachlegen, so entsteht der gute Duft, wie der Experte rät. Wer nicht nur Weihrauch, sondern geweihten Rauch haben möchte, spricht ein Gebet.

Die Wahl des Harzes sollte man seinem Geruchsinn überlassen. Mario Brandstätter selbst hat hier eine ganz klare Präferenz, gerät sogar ins Schwärmen: "Der ganz einfache, erntefrische Weihrauch. Der frische Olibanum - ganz leicht, erfrischend, Kopfnote an Zitrone." Seine zweite Wahl: "Griechischer Aroma-Weihrauch mit Zypresse", den bekommt Brandstätter direkt vom Berg Athos. Duft ist eben auch ein grenzenloses Vergnügen.

Räucherschale aus dem Webshop der Kleinen Zeitung