Die gute Nachricht gleich vorweg: Von den insgesamt 29 Haferflocken-Packungen unterschiedlicher Hersteller, die das deutsche Magazin "Ökotest" für seine Oktoberausgabe unter die Lupe nahm, kann der Großteil empfohlen werden. Aber: In einigen Produkten wurde das Spritzgift Glyphosat entdeckt, und einige Sorten rasseln wegen Schimmelpilzgiften durch. Die sogenannten T-2- und HT-2-Toxine sind Gifte von Pilzen, die den Hafer schon auf dem Feld befallen. Sie sind zellgiftig und können das Immunsystem schwächen.

Das Spritzgift Glyphosat stuft die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" ein. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) sieht keinen Krebsverdacht. Ein Anbieter zog die geprüfte Charge Haferflocken nach dem Test aus dem Verkehr. Sein Produkt wies den höchsten gemessenen Gehalt an Glyphosat im Test auf und es war mit Schimmelpilzgiften belastet. 

In zwei Bioprodukten (Davert Großblatt Haferflocken und Wurzener Bio Haferflocken) hat das beauftragte Labor geringe Gehalte des Pestizids Chlormequat gemessen. Auch wenn die Werte niedrig sind, überschreiten sie dennoch den Orientierungswert des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN). Laut BNN ist bei einer Überschreitung zu ergründen, ob gegen die Regeln für Ökoanbau verstoßen wurde oder es sich etwa um eine unvermeidbare Kontamination durch Abdrift handelt. "Die Hersteller schrieben uns, den Sachverhalt zu prüfen", schreibt Ökotest.

Die Preisspanne für die ausschließlich aus Hafer bestehenden Produkte ist beachtlich: Für 500 Gramm kernige Haferflocken zahlten die Einkäufer von Ökotest zwischen 69 Cent und 3,29 Euro. Einige Hersteller teilten den Testern mit, seit dem Einkauf den Preis erhöht zu haben. Auch weitere Steigerungen könnten derzeit nicht ausgeschlossen werden.

Das sagt der VKI

Der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) kam bei seinem Haferflockentest im Mai 2021 zu einem ähnlichen Resultat: Elf Haferflockenprodukte, sechs davon in Bioqualität, wurden damals unter die Lupe genommen. Im Fokus stand der Schadstoffgehalt, aus Kostengründen war es aber nicht möglich, die Produkte beispielsweise auf Glyphosat und Chlormequat zu untersuchen. Im Test konnte kein nennenswerter Unterschied zwischen Haferflocken aus Bio- und aus konventionellem Anbau festgestellt werden. Insgesamt schnitten die konventionellen Haferflocken von Penny am besten ab. Wäre es allein nach der Qualität gegangen, hätten in diesem Test die Biohaferflocken von dm die Nase vorn gehabt. Leider reichte es aufgrund der mangelhaften Kennzeichnung des Produktes letztlich aber nur zu einem durchschnittlichen Gesamturteil.

Überall Schimmelpilzgifte

In allen Proben wurden Schimmelpilzgifte aus der Gruppe der Trichothecene in unterschiedlichen Konzentrationen gefunden. Die gesetzlich vorgeschriebenen Grenz- und Richtwerte wurden allerdings   eingehalten. Bei den beiden Produkten von S-Budget und Crownfield bewertete der VKI die Gehalte an Schimmelpilzgiften als "nicht zufriedenstellend", da die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) bei Kindern bereits mit einer 30-Gramm-Portion deutlich überschritten wird.

Grundsätzlich sagt der VKI zu Schimmelpilzgiften in Getreide: "Die von Feldpilzen stammenden Trichothecene wirken zellschädigend und beeinträchtigen das Immunsystem. Getreide und Getreideprodukte sind genauso wie Nüsse relativ häufig mit Mykotoxinen belastet. Eine Kontamination lässt sich zwar kaum vermeiden, allerdings kann der Befall mit Schimmelpilzen durch entsprechende technologische Maßnahmen und vermehrte Kontrollen reduziert werden."