Als junger Mann, frisch vom Land in die große Stadt Graz kommend, waren die Kochkünste anfänglich eher bescheiden. Ich will hier keine Namen nennen, aber ich kenne Personen, die haben sogar die rohen Spaghetti in der Mitte halbiert, damit sie in den Topf passen. Sich gesund zu ernähren, war zu diesen Zeiten auch nicht angesagt. Tiefkühlpizza und in der Mikrowelle aufgewärmte Gerichte von der Frau Mama waren kulinarischer Alltag.

Video – Sonnige Einblicke von der Eve Alps

Das Highlight jedoch aus dem Hochfrequenzofen: Germknödel. Das hat erstaunlich gut funktioniert. Zu danken haben alle Tiefkühl-Germknödel-Junkies einem gewissen Toni Kaiser. Der hat ihn nämlich erfunden. Also den tiefgekühlten Germknödel. Woher der klassische Germknödel stammt, ist nicht ganz klar. Der beliebte Knödel ist jedenfalls eine Mehlspeise, die vor allem in der Wiener und der bayerischen Küche sehr verbreitet ist. Es handelt sich um große, halbkugelförmige Knödel aus Hefeteig, der auch Germteig genannt wird. Damit er nicht zu fad schmeckt, ist er mit Powidl, also Zwetschkenmus, gefüllt. Nach dem Garen und kurz vor dem Servieren werden sie in der klassischen Zubereitungsart mit zerlassener Butter übergossen und mit einer Mischung aus geriebenem Mohn und Staubzucker bestreut.

Anders als Dampfnudeln werden Germknödel nicht in der Pfanne gebacken, sondern in gesalzenem Wasser gekocht oder über kochendem Wasser gedämpft. Warum der Germknödel zum ultimativen Pflichtbestandteil jeder Skihüttenspeisekarte wurde, erklärt sich wahrscheinlich am besten durch seine Tiefkühleigenschaft. Also „Conveniencefood at it’s best“. Kurz: Zur Mittagszeit, wenn die Hütten von hungrigen Pistenflitzern gestürmt werden, kann man die Teigkugeln relativ rasch dampfend an die Tische bringen. Dass es dabei große qualitative Unterschiede bei den Einkehrmöglichkeiten gibt, ist auch kein Geheimnis. So setzen manche Hütten auf Massenabfertigung, und der obligatorische Germknödel erinnert von der Konsistenz eher an Kaugummi und macht das Geschmackserlebnis nur mit reichlich Vanillesoße halbwegs erträglich.

In die geformten Knödel mit dem Finger mittig ein kleines Loch formen, Powidl einfüllen
In die geformten Knödel mit dem Finger mittig ein kleines Loch formen, Powidl einfüllen © Manuel Hanschitz

Gott sei Dank gibt es aber auch andere Vertreter. Wie etwa in Bad Kleinkirchheim auf 1928 Metern Seehöhe. Dort findet man etwas abseits gelegen die Eve Alps. Die Betreiber Julia Pekarek und Matthias Sibitz wollen hier Tradition und Moderne vereinen. Vor allem bei der guten Küche scheint das sehr gut zu gelingen! Klassiker wie Berner Würstel oder Käsespätzle findet man auf dieser Speisekarte nämlich nicht. Dafür pfiffige Gerichte mit Produkten von heimischen Bauern aus den Nockbergen. Nur der Hüttenklassiker Germknödel hat es ins kulinarische Aufgebot geschafft.

Mit der zurückbehaltenen Masse das Loch verschließen
Mit der zurückbehaltenen Masse das Loch verschließen © Manuel Hanschitz

Doch nicht so, wie man ihn kennt. „Da wir auf ein Slow-Food-Konzept setzen, ist bei unseren kreativen Überlegungen die Idee zum ,Möchtegern Germknödel‘ aufgepoppt. Das sind Mini-Germknödel. Allerdings ohne Germ, dafür mit einer Topfenmasse“, erklärt Hüttenchefin Julia. Diese Fake-Germknödel sind herrlich locker und flaumig und dabei das Wichtigste: einfach zuzubereiten. In der Eve Alps serviert man sie mit einer Vanillesoße mit echter Bourbonvanille und einem Schuss Rum. Damit nicht sparen und auch viel Mohn-Zucker verwenden, wie beim echten Germknödel. Ein bisschen Erdbeersoße, als Dekoration eine Himbeere: Fertig ist der Möchtegermknödel.