Was ist eigentlich tatsächlich ein Arme-Leute-Essen? Ist es nicht vielmehr so, dass das, was einst als verpönt abgestempelt wurde, richtig gemacht, wahre Luxusspeisen sind? Gott sei Dank wird mittlerweile immer öfter erkannt, wie nachhaltig, gesund und vor allem auch köstlich diese Mahlzeiten sein können.

Video - So kreativ sind Grubers vegane Linsen-Tacos

Denkt man in diese Richtung, kommen natürlich sofort auch die Linsen in den Sinn. Vor allem in Europa als der „Kaviar des armen Mannes“ bekannt. Das sieht in anderen Regionen der Erde komplett konträr aus. In Indien, Mexiko, im arabischen Raum und in den Ländern rund ums Mittelmeer schätzt man die kleinen Hülsenfrüchte sehr und bereitet sie überall ein bisschen anders zu: Die Inder fertigen daraus pikantes Curry, Püree (Dhal), Linsensuppe und Brotaufstrich. Im Orient rollt man würzige, frittierte Bällchen aus gekochten Linsen. In Mexiko entstehen aus Linsen scharfe Chilis und im Mittelmeerraum wandern die kleinen Köstlichkeiten unter anderem in Linsensalat, Pastasaucen oder pürierte Suppen.

Hierzulande kommen Linsen vor allem seit Beginn des Vollwerttrends wieder zu neuen Ehren und längst sogar bei Spitzenköchen wieder auf den Tisch. Umso erfreulicher, dass man in einer der nobelsten Adressen am Wörthersee diese tolle Zutat auf der Speisekarte entdeckt. Thomas Gruber ist Küchenchef im Falkensteiner Schlosshotel Velden am Wörthersee und verantwortet dort alle kulinarischen Belange. Im direkt am See gelegenen, zum Hotel gehörenden Restaurant „Seespitz“ serviert Gruber elegante Kreationen mit Bezug zur Region. Wie eben Linsen vom Biohof Tomic beim Klopeiner See.

Die zu den Schmetterlingsblütlern gehörende Hülsenfrucht wird bei uns heute nur noch in kleinen Mengen angebaut. Die meisten Linsen, die bei uns auf dem Teller landen, stammen aus der Türkei, den USA und Kanada. Heimische Ware findet man noch am ehesten beim Bioangebot. Angepasst an die klimatischen Gegebenheiten und die Bodenqualitäten wird auf dem Biohof Tomic ein naturschonender und extensiver Ackerbau betrieben. Geht es nach dem Spitzenkoch, „harte Arbeit, die man schmeckt“.

Der Profi serviert im Seespitz herrliche Linsen-Tacos. „Der Clou dabei ist, dass die Taco-Shell, die später befüllt wird, ebenfalls aus Linsen besteht“, erklärt Gruber. Und es ist tatsächlich keine große Hexerei. Man muss die Linsen nur über Nacht in Wasser einweichen, mit Salz im Mixer cremig schlagen und mit wenig Öl backen. Die Hauptbestandteile der Füllung bestehen dann ebenfalls aus Linsen. Nämlich aus einer Creme und „Chili con Linsen“.

Etwas skeptisch beobachtet Gruber den Umstand, dass das Interesse an regionalen Linsen in den letzten Jahren kaum gestiegen ist: „Die Leute kaufen zwar Ersatzprodukte in Unmengen, tolle regionale Möglichkeiten wie Linsen werden da oft vergessen.“ Wie alle Hülsenfrüchte sind Linsen nämlich echte Eiweißpakete. „Mit ihren 24 Prozent sind sie nicht nur für Veganer eine wichtige Proteinquelle.“ Wie gut, dass unser heutiges Rezept komplett vegan ist.