Zartes Röcheln, tiefes Schnaufen oder ohrenbetäubendes Sägen: Die Variationen der Schnarcher sind breit gefächert, allen gemeinsam ist jedoch der Störfaktor, der zur Belastungsprobe für die Beziehung werden kann. Doch was sind die Ursachen für die lauten Nachtgeräusche, wann muss man zum Arzt und was schafft Abhilfe? Der HNO-Mediziner Gerald Wolf (MedUni Graz) klärt auf.

Was sind die Ursachen fürs Schnarchen?
„Schnarchen ist das Symptom dafür, dass es im Schlaf zu einer Störung der Atmung kommt“, sagt Wolf. Der Grund dafür ist meist eine Verengung in den Atemwegen: Die kann in der Nase, im Rachen oder im Lungeneingang vorliegen. Zu große Mandeln oder eine schiefe Nasenscheidewand sind typische Auslöser für die nächtlichen Störgeräusche. „Durch die Verengung entstehen die Geräusche“, erklärt Wolf.

Ist Schnarchen nur lästig oder kann es auch ein Zeichen für ein gesundheitliches Problem sein?
„Das Spektrum ist breit“, sagt Wolf. Es erstreckt sich vom primären Schnarchen, das „nur“ Probleme mit dem Bettnachbarn verursacht, über Atmungsstörungen, die zum Aufwachen in der Nacht führen, bis zur gefährlichen Schlafapnoe. Dabei setzt die Atmung hunderte Male pro Nacht aus, was zu einer Sauerstoff-Unterversorgung führt, die Herz und Hirn schädigt und Schlafen zum Überlebenskampf macht. „Durch eine unbehandelte Schlafapnoe sinkt die Lebenserwartung um zehn Jahre“, zeigt Wolf auf.

Um das Schnarchen zu vermeiden, kein Alkohol am Abend
Um das Schnarchen zu vermeiden, kein Alkohol am Abend © benik.at - Fotolia

Woran erkenne ich, dass mein Schnarchen gesundheitliche Probleme verursacht?
„Das wichtigste Anzeichen ist die Müdigkeit tagsüber, obwohl man eigentlich ausreichend geschlafen hat“, erklärt Wolf. Dadurch steigt auch die Unkonzentriertheit und das Unfallrisiko tagsüber. Auch Bettpartner können eine obstruktive Schlafapnoe bemerken: Schnarcht der Partner sehr unregelmäßig und schreckt in der Nacht immer wieder hoch, sollte man sie oder ihn zum Arzt schicken.

Welche Faktoren begünstigen das Schnarchen?
Übergewicht, Alkoholkonsum am Abend und die Schlafposition, zählt der Experte auf. Das sind auch die ersten Maßnahmen, um gegen das Schnarchen vorzugehen: Gewicht reduzieren, dadurch wird der Gewebedruck auf den Atemapparat geringer; am Abend keinen Alkohol trinken, denn dadurch erschlafft die Muskulatur und die Atemwege fallen zusammen; und in Seitenlage schlafen. „Auch Schlafmittel können das Schnarchen begünstigen“, sagt Wolf.

Nasenpflaster, Schlafspangen – was ist von solchen Anti-Schnarch-Mitteln zu halten?
„Solche Hilfsmittel sind nur bedingt sinnvoll“, sagt Wolf. Die Einengung in der Nase muss genau dort liegen, wo das Pflaster sitzt, sonst funktioniert es nicht. Und das Tragen von Schlafspangen kann für Betroffene sehr unangenehm sein. „Eine Protusionsschiene kann eine gute Lösung sein, wenn man keine Operation will“, sagt Wolf. Diese Schiene, die vom Kieferorthopäden angepasst wird, zieht das Unterkiefer nach vorne. Sie sollte aber nicht dauerhaft getragen werden, da sie das Kiefergelenk schädigen kann.

Therapie mit Atemmasken
Therapie mit Atemmasken © sbw19 - Fotolia

Wie kann eine Operation helfen?
Durch operative Eingriffe werden Engstellen aufgelöst. Schiefe Nasenscheidewände können begradigt oder Polypen entfernt werden, auch am Gaumen und am Zungengrund kann man operativ die Atemwege erweitern. „Liegt eine Schlafapnoe vor, wird er Lungenfacharzt eine Atemmaske für die Nacht anpassen“, sagt Wolf.