Die Erdnussallergie ist die häufigste Nahrungsmittelallergie bei Kindern, in Ländern der westlichen Welt liegen die Raten zwischen 1,5 und 3 Prozent. Ist ein Kind auf bestimmte Lebensmittel allergisch, kann der Verzehr dieser zu lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen (Anaphylaxie) führen. Und der häufigste Auslöser für einen solchen sind Erdnüsse. Aber gegen die Erdnussallergie ist derzeit nur eine orale Immuntherapie zugelassen, und zwar für Kinder zwischen 4 und 17 Jahren.

Für jüngere Kinder gibt es bislang noch keine Therapie. An einer solchen wird aber geforscht, denn "wir gehen derzeit davon aus, dass je früher die Therapie beginnt, desto vielversprechender scheint sie zu sein", sagt Kirsten Beyer, Leiterin des Kinderallergologischen Studienzentrums an der Berliner Charité. Ein internationales Team aus Forschenden hat nun im "New England Journal of Medicine" von den Ergebnissen einer klinischen Phase-III-Studie berichtet – eine solche Studie ist notwendig, damit ein medizinisches Produkt zugelassen werden kann.

Mit geringen Dosen das Immunsystem trainieren

Bei der Therapie handelt es sich um ein Erdnusspflaster, gedacht ist es für die Behandlung von Kindern zwischen einem bis drei Jahren. Es handelt sich dabei um eine sogenannte epikutane Immuntherapie, bei der geringe Dosen des Allergens über die Haut aufgenommen werden. Das Ziel dieser Desensibilisierung ist es, das Immunsystem schrittweise an das Allergen, in diesem Fall die Erdnuss, zu gewöhnen und so die Toleranz zu erhöhen. Das bedeutet, dass eine größere Menge des Allergens vertragen wird, ohne dass es zu schwerwiegenden allergischen Reaktionen kommt. 

Die tägliche Therapiedosis der Pflaster lag bei 250 Mikrogramm Erdnussprotein, was ungefähr einem Tausendstel einer Erdnuss entspricht. Die Kinder sprachen laut Studiendefinition auf die Therapie an, wenn die eine Immunreaktion auslösende Allergendosis zu Beginn der Studie deutlich niedriger war als nach zwölf Monaten Behandlung (10 beziehungsweise bis zu 3444 Milligramm Erdnussprotein). Dies wurde bei 67 Prozent der Kinder in der Interventionsgruppe im Vergleich zu 33,5 Prozent in der Placebogruppe beobachtet.

Beyer sieht die Studie grundsätzlich positiv. "Im Vergleich zu anderen Allergien sehen wir bei der Erdnussallergie – aber auch bei Allergien gegen Schalenfrüchte wie Haselnuss oder Cashew – einen steigenden Trend. Und sie 'verwächst' sich nur selten." Einer der Kritikpunkte ist, dass die Studiendauer von einem Jahr keinen Schluss darauf zulässt, wie lange das Pflaster wirklich angewendet werden muss. 

Reaktionen und Nebenwirkungen

Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, die auf die jeweilige Behandlung zurückzuführen waren, traten in der aktuellen Studie nur bei einem Kind (0,4 Prozent) in der Interventionsgruppe auf. In der Placebogruppe war kein Kind betroffen. Eine aus der Therapie resultierende Anaphylaxie zeigte sich bei vier (1,6 Prozent) Kindern beziehungsweise keinem in der Placebogruppe. 

Beyer zieht auch den Vergleich zur bereits zugelassenen oralen Immuntherapie (OIT). Ungefähr zehn Prozent der älteren Kinder würden demnach die OIT abbrechen, vor allem aufgrund von Magen-Darm-Problemen. Beyers Einschätzung nach sei das Pflaster etwas weniger wirksam als die OIT, habe aber auch weniger Nebenwirkungen. "Insgesamt kann man sagen, dass wir froh über jede weitere Therapieoption sind, sodass wir unseren Patienten eine individualisierte Therapie anbieten können", sagt Beyer.