ME/CFS ist ein medizinisches Kürzel, das im Zuge der Pandemie häufig in Zusammenhang mit Long Covid genannt wurde. Denn eine Ausprägung der Folgeerkrankung von Long Covid ähnelt jener Erkrankung, die sich hinter der Abkürzung versteckt: Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom. ME/CFS ist nicht neu, die WHO stufte es bereits 1969 als neurologische Erkrankung ein. Die Forschung zu diesem Thema war bislang aber spärlich, so ist die unmittelbare Ursache bzw. sind die Mechanismen der Erkrankung nicht abschließend geklärt.

Bekannt sind aber die maßgeblichen Symptome, unter welchen die Betroffenen leiden: Diese können massive körperliche Einschränkungen, Arbeitsunfähigkeit und auch Pflegebedürftigkeit mit sich bringen. "Das primäre und vordergründigste Symptom ist die sogenannte Post-Exertional Malaise", erklärt Michael Stingl im Podcast "Ist das gesund?". Der Wiener Neurologe ist einer von wenigen heimischen ME/CFS-Experten.

Diese Post-Exertional Malaise führt zu einer schweren körperlichen Schwäche (Fatigue). Diese kann mit verschiedenen weiteren Symptomen einhergehen, etwa Muskelschmerzen. Die Post-Exertional Malaise tritt vor allem dann auf, wenn Betroffene sich über ihre individuelle Belastungsgrenze hinaus anstrengen. Das Spektrum sei breit, erklärt Stingl. "Wenn man diese Grenze überschreitet, kommt es zu einer deutlichen Verschlechterung des Zustandes, der für mindestens 14 Stunden andauert und durch Ruhe nicht besser wird."

Zu weiteren ME/CFS-Symptomen zählen Blutdruckschwankungen, eine erhöhte Infektanfälligkeit sowie auch Konzentrationsstörungen (Brain Fog). "Die Liste der Probleme, die Betroffene haben können, ist lang und individuell durchaus unterschiedlich, im Kern geht es einfach um diese massiv eingeschränkte körperliche Belastbarkeit."

Ein Auslöser scheint eine Infektionserkrankung zu sein, verschiedene Erreger können ME/CFS nach sich ziehen. Etwa das Epstein-Barr-Virus, welches das Pfeiffersche Drüsenfieber auslösen kann, Influenzaviren oder auch Sars-CoV-2.

Da aber der genaue Mechanismus bislang unbekannt ist und es auch keinen validierten Biomarker, also einen bestimmten Wert, der eine klare Aussage über das Vorliegen von ME/CFS geben kann, gibt, gestaltet sich auch die Therapie als schwierig. Das eine Medikament, dass ME/CFS verlässlich heilen kann, ist noch nicht gefunden. Eine Therapiemethode, die vielen Betroffenen hilft, ist das Pacing. "Das bedeutet, dass man rechtzeitig eine Pause macht, bevor es zu viel wird", sagt Stingl. Für viele sei das schwierig, denn sie würden aktiv sein wollen. Bei ME/CFS bewirkt das Durchpushen wollen genau das Gegenteil: nämlich, dass sich der Zustand verschlechtert.