Lisa Marie Presley, die Tochter der Rock'n'Roll-Legende Elvis Presley (1935–1977), ist am Donnerstag (Ortszeit) in einem Spital in Los Angeles mit 54 Jahren verstorben. Wenige Stunden zuvor hatte ihre Mutter Priscilla Presley in sozialen Medien mitgeteilt, dass Lisa Marie in ein Krankenhaus eingeliefert worden sei. Ersten Medienberichten zufolge soll Presley einen Herzstillstand erlitten haben.

Auch wenn die Begriffe "Herzstillstand" und "Herzinfarkt" fälschlicherweise oft synonym verwendet werden, gilt es diese beiden Phänomene zu unterscheiden. Für beide gilt: Bei Frauen werden die Anzeichen häufig übersehen, da sich die Symptome im Vergleich zu den allseits bekannten Anzeichen bei Männern unterscheiden und beide Phänomene eher als "Männerproblem" in den Köpfen verankert sind.

Herzstillstand

Ein Herzstillstand wird durch eine elektrische Fehlfunktion im Herzmuskel ausgelöst. Dem gegenüber steht der Herzinfarkt, welcher auf ein Herz-Kreislaufproblem zurückzuführen ist. Bei einem Herzstillstand handelt es sich um ein stark lebensbedrohliches Ereignis, denn das Herz hört damit auf, Blut durch den Körper zu pumpen. Somit werden die Organe nicht mehr versorgt. Die Betroffenen werden bewusstlos und atmen nicht mehr. Daher ist bei einem Herzstillstand rasches Handeln entscheidend – also schnell den Notruf wählen und mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.

In den Niederlanden analysierten Experten über sechs Jahre alle im Land durchgeführten Wiederbelebungsversuche bei Herzstillständen. Bei einem solchen ist die Anwendung eines Defibrillators zentral, weil dieser das Herz wieder in seinen normalen Rhythmus bringen kann. Das Forscherteam fand heraus, dass Frauen im Falle eines Herzstillstandes häufiger starben. Auslöser dafür sei vor allem, dass im Falle eines Zusammenbruchs bei Frauen seltener und später an einen Herzstillstand gedacht wird, weswegen die Rettung meist später gerufen wird und die Wiederbelebung erst später eingeleitet werden kann.

In den meisten Fällen kommt es sehr plötzlich zu einem Herzstillstand – dann ist die Ohnmacht das erste merkbare Symptom. Manche Betroffene verspüren auch davor schon Anzeichen, wie etwa Herzklopfen, Schwindel oder Kurzatmigkeit. Ein Herzstillstand kann auch durch einen Herzinfarkt verursacht werden. Nicht immer führt ein Herzinfarkt auch zum Herzstillstand. Auch beim Herzinfarkt gilt: Schnelles Handeln ist entscheidend. Zur Stolperfalle wird dabei manchmal, dass sich die Symptome von Frauen von jenen unterscheiden, die als allgemein bekannt gelten.

Herzinfarkt

Das Bild, dass der Herzinfarkt ein männliches Phänomen ist, hält schon lange nicht mehr: "Es fällt auf, dass immer mehr Frauen unter 50 betroffen sind", sagt Alexandra Kautzky-Willer, Expertin für Gendermedizin an der Med Uni Wien. Erleidet eine Frau einen Herzinfarkt, so wird dieser von Medizinern oft schwerer erkannt: "Neben den klassischen Symptomen wie Brustschmerzen haben Frauen auch oft Schmerzen im Schulter-, Bauch- und Kieferbereich, Atemnot, geschwollene Füße und Knöchel und fühlen sich abgeschlagen und erbrechen", so die Expertin.

Aber nicht nur die Symptome unterscheiden sich. Auch der Auslöser für den Infarkt ist häufig ein anderer. Während bei Männern sehr oft ein Gefäßverschluss den Ausschlag gibt, liegt dieser bei Frauen meist nicht vor, sondern ein Phänomen namens MINOCA (Myokard-Infarkt mit nicht-obstruktiven Coronar-Arterien). Dieses hat vielfältige Ursachen, wie eine Gefäßsplittung oder Gefäßkrämpfe.

Menopause als Risikofaktor

Aber wie kommen diese Unterschiede zustande? "Das Frauenherz ist schon anatomisch und pathophysiologisch anders. Es ist kleiner, die Schlagfrequenz ist etwas höher und das Schlagvolumen sowie das Blutvolumen sind geringer", so Kautzky-Willer. Dazu kommt, dass Veränderungen, wie die Menopause, eine tragende Rolle spielen: "Auch wenn Frauen ihr Leben lang einen niedrigen Blutdruck hatten, ist dieser nach der Menopause oft zu hoch", sagt die Expertin. Auch die Salzempfindlichkeit steigt an und die Salzausscheidung wird geringer.

Andere Risikofaktoren, die auch für Männer gelten, stellen für Frauen oft sogar ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Dazu zählen Diabetes, Übergewicht und das Rauchen. "Außerdem hat sich gezeigt, dass die Herz-Hirn-Achse bei Frauen eine größere Rolle spielt. Damit gehen Depressionen, Angststörungen und Stress bei Frauen öfters mit einem Herzinfarkt einher", so Kautzky-Willer. Dazu kommt, dass Risikofaktoren wie ein geringer sozioökonomischer Status Frauen öfter betreffen.

Was kann Frau also tun, um sich gesund zu halten? "Hier gibt es ganz einfache Empfehlungen wie sportliche Betätigung, nicht rauchen, Normalgewicht halten und sich ausgewogen ernähren", so die Expertin. Bei Letzterem gelte es, Salz und Zucker zu reduzieren. Kommt es zu Beschwerden, heißt es lästig bleiben: "Man darf seinen Arzt fragen: 'Sind Sie sicher, dass das nicht vom Herz kommt? Ist das auch bei Frauen die optimale Dosis?' Man sollte nachhaken, auch wenn das für den Arzt mühsam sein kann. Nur so erziehen wir auch die medizinische Community dazu, sich mit den Unterschieden auseinanderzusetzen."