Besser still bleiben und nichts sagen. Diesem Motto folgen bis heute viele Menschen, die an einer Depression leiden – solange es geht. Zu groß ist häufig noch die Angst, dass Freunde oder Familie negativ darauf reagieren, zu groß die Sorge, den Arbeitsplatz zu verlieren, weil man als "nicht belastbar" abgestempelt wird. Noch größer ist dieser Druck häufig bei jenen Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen – so ging es auch dem ehemaligen Bayern-Torhüter Oliver Kahn, wie er erzählt.

Als er bereits depressive Symptome aufwies, aber noch als Sportler tätig war, galt: "Das darf auf keinen Fall öffentlich werden." Doch die Krankheit hatte Kahn teilweise stark im Griff: Zwischendurch schaffte er es zu Hause kaum, die Treppen hinaufzusteigen. Heute will er sich für die Entstigmatisierung von Depressionen einsetzen und Menschen ermutigen, sich schnell professionelle Hilfe zu suchen, wenn sie entsprechende Symptome bemerken. Doch wie erkennt man eine Depression überhaupt?

Frühe Anzeichen

Die ersten Anzeichen sind meist sehr unspezifisch. Das heißt, es kann sich dabei um verschiedene Symptome handeln, die auch Anzeichen für andere Erkrankungen sind. Dazu zählen häufig körperliche Schmerzen, die keinen offensichtlichen physiologischen Grund haben – häufig im Kopf oder Bauch. Aber auch ein Energiemangel und ständige Müdigkeit, egal wie viel man schläft, können erste Anzeichen sein.

Betroffene sind zu Beginn häufig sehr reizbar oder haben Ängste und/oder Schlafstörungen. Auch der Appetit und die sexuelle Lust können immer mehr nachlassen. Ein weiteres frühes Anzeichen kann eine zunehmende Lustlosigkeit sein.

Auslöser

Bricht eine Depression aus, kommen vornehmlich mehrere Faktoren zusammen. Es gibt in der Psychologie mehrere Modelle, die das Zustandekommen einer Depression erklären. Grundsätzlich spielt der Begriff der Vulnerabilität dabei eine zentrale Rolle. Dieser meint eine gewisse Verletzlichkeit, die durch Vorbelastung zustande kommt – etwa, wenn jemand in seiner Vergangenheit ein Trauma durchlebt hat. Liegt eine solche Verletzlichkeit vor, muss keine Depression im Verlauf des Lebens ausbrechen, aber sie macht das Auftreten der Krankheit wahrscheinlicher.

Als tatsächlicher Auslöser der Erkrankung liegt dann meist ein akutes Ereignis vor, das belastet und/ oder überfordert. Das kann etwa der Verlust einer geliebten Person sein – durch einen Todesfall, aber auch durch eine Trennung– oder Dauerstress, Krisen und Ähnliches. Auf eine solche reagieren vulnerable Menschen dann überwiegend sensibler als andere. Häufig liegt bei einem Krankheitsausbruch dann also eine gewisse Vorbelastung sowie eine aktuell über den Maßen herausfordernde Situation. Zusätzlich zeigen einige Untersuchungen, dass bei Depressionen auch eine Veränderung bei Botenstoffen im Gehirn eine Rolle spielt. Neurotransmitter – wie Serotonin, Dopamin und auch Noradrenalin – sind dabei aus dem Gleichgewicht geraten und können ihre "Arbeit" nicht wie gewohnt verrichten.

Krankheitsbild

Liegt eine depressive Episode vor, kommt es zu folgenden Leitsymptomen: depressive Stimmung, Interessensverlust und Freudlosigkeit sowie Antriebslosigkeit und starke Ermüdbarkeit. Dazu können weitere Symptome wie Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, Schlafstörungen, Suizidgedanken (oder -versuche), Zukunftsängste, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und verminderter Appetit kommen. 

Auch körperliche Symptome können auftreten. So etwa Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, ein Druckgefühl in der Brust sowie ein einengendes Gefühl im Halsbereich und Halsschmerzen. Weiters zählen zu den körperlichen Symptomen Atemnot, Muskelverspannungen, Schwindel und Herzrasen. Welche emotionalen, körperlichen und kognitiven Veränderungen auftreten, ist von Betroffenen zu Betroffenen verschieden.

Um von einer Depression auszugehen, müssen die vorhandenen Symptome mindestens zwei Wochen lang vorhanden sein. Welchem Schweregrad eine Depression zugeordnet wird, hängt davon ab, wie viele Symptome vorliegen. Eine leichte depressive Phase liegt demnach vor, wenn mindestens zwei Leitsymptome und zwei weitere Symptome vorliegen. Von einer mittelgradigen depressiven Phase spricht man, wenn mindesten zwei Hauptsymptome und drei bis vier weitere Symptome vorliegen. Und von einer schweren depressiven Phase (Major Depression) spricht man, wenn alle drei Hauptsymptome und mindestens vier weitere Symptome vorhanden sind. Zusätzlich gibt es noch Sonderformen.

Verlauf

Eine "klassische" Depression hat einen episodischen Verlauf – das heißt, die Symptome kommen für eine gewisse Zeit und legen sich dann im Normalfall wieder. Es kommt also zu einer Art Ruhephase, in der keine oder nur abgeschwächt Symptome vorhanden sind. Vor allem unbehandelt ist die Krankheit dann meist wiederkehrend, das heißt eine neue Episode kann immer wieder ausbrechen. Eine Episode kann unterschiedlich lang sein und von nur einigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten dauern – in den meisten Fällen hängt das davon ab, wie schnell die Behandlung einsetzt.

Behandlung

Eine Depression sollte keinesfalls unbehandelt bleiben. Grundpfeiler der Behandlung ist eine Psychotherapie, die sich aber nicht nur auf die Dauer eine Episode beschränken sollte. Auch wenn gerade keine depressive Phase vorliegt, sollte man in der Therapie daran arbeiten, weitere Episoden zu verhindern. Zusätzlich dazu gibt es noch weitere ergänzende Behandlungsmethoden – so etwa das Verschreiben von spezifischen Medikamenten. Diese setzen meist bei jenen Neurotransmittern (siehe oben) an, welche aufgrund der Erkrankung nicht richtig arbeiten. Zusätzlich können bei einigen Betroffenen auch Licht- oder Bewegungstherapien Verbesserungen erzielen.