Es gibt eine Vielzahl von Verhütungsmitteln – Kondom, Pille, Spirale. Die Mehrzahl dieser Möglichkeiten, eine Schwangerschaft zu vermeiden, betrifft Frauen. Vor allem, wenn es um die hormonelle Verhütung geht. Die Pille, die Hormonspirale, die Dreimonatsspritze, all diese greifen in den Hormonhaushalt der Frau ein. Eine Pille für den Mann hingegen ist immer noch nicht in Sicht. Einer der Gründe ist, dass Präparate wie die Pille bei der Frau einmal pro Zyklus den Eisprung unterbinden müssen. Beim Mann hingegen müsste die Spermienproduktion dauerhaft unterbunden werden. Bislang wurde noch kein Verhütungsmittel entwickelt, dass dieses Problem verlässlich löst.

Eine weitere Möglichkeit der männlichen Verhütung ist die Vasektomie. Bei dieser wird der Samenleiter durchtrennt. Doch nicht wenige schrecken vor der vermeintlichen Endgültigkeit dieses Eingriffs zurück. 

Eine "temporäre Vasektomie" untersuchen nun Forschende aus Australien. Das Unternehmen Contraline hat eine Verhütungsspritze entwickelt, die ähnliches bewirken soll wie eine Vasektomie. Also, dass die Spermien nicht mehr in die Samenflüssigkeit gelangen. Sind im Samenerguss keine Spermien vorhanden, kann auch die Eizelle nicht befruchtet werden. 

Wie die Verhütungsspritze funktioniert

Die Fachleute des Epworth Freemasons Spitals in Melbourne haben vier Männern ein Hydrogel in den Samenleiter gespritzt – insgesamt sind 25 Männer in die Studie eingeschlossen. Dieses Gel bildet eine Barriere im Samenleiter, durch welche die Spermien nicht hindurchkommen, die Samenflüssigkeit aber sehr wohl. So ist es für Männer weiterhin möglich, eine Ejakulation zu haben.

Zwei Jahre soll die Wirkung des Gels anhalten, danach soll es möglich sein, diese durch eine neuerliche Injektion aufzufrischen. "Diese auf drei Jahre angesetzte Studie untersucht, ob sich das Hydrogel erfolgreich als nicht dauerhaftes, aber langfristiges Verhütungsmittel bewährt", erklärt Studienleiter Nathan Lawrentschuk in einer Aussendung.

Der Ansatz des Gels, das in den Samenleiter injiziert wird, ist nicht neu. Schon in den 1990er-Jahren wurde an dieser Methode geforscht. Wenn sich das Hydrogel bewährt, könnte dies einen Paradigmenwechsel in der Verhütung herbeiführen. Denn immer noch wird diese zu weiten Teilen als Aufgabe bzw. Verantwortung der Frau angesehen. "Erweist sich das Gel als sicher und wirksam, könnte es ein Game-Changer sein und sicherstellen, dass die Verhütung zur gemeinsamen Verantwortung von Paaren wird", sagt auch Lawrentschuk.