Als vor etwa zwei Jahren in den Nachrichten weltweit erstmals von SARS-CoV-2 berichtet wurde, war noch die Rede von einer Lungenerkrankung. Mittlerweile weiß man, dass dieses Virus nicht nur auf die Lunge Auswirkungen haben kann – beinahe alle Organe können bei einer Infektion betroffen sein. Immer weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückten die Effekte des Coronavirus auf das menschliche Gehirn.

Grund dafür sind auch die Long-Covid-Fälle. Bei Betroffenen kann es auch zu Konzentrationsstörungen, Gedächtnisproblemen und anderen kognitiven Auffälligkeiten kommen. Ein Hinweis darauf, dass sich durch die Infektion auch im Gehirn etwas verändert hat. Um solchen Hinweisen nachzugehen, wurde nun von Forschern des National Institute of Health in Maryland eine Studie gemacht. Diese Studie wird derzeit von Fachleuten des Magazins Nature begutachtet und ist noch nicht endgültig veröffentlicht.

Studiendesign

Für die Untersuchung wurden Gewebeproben von 44 Verstorbenen herangezogen, die vor ihrem Tod an Covid-19 erkrankt waren. Das Ziel war, herauszufinden, ob das Virus in unterschiedlichen Organen des Körpers noch festgestellt werden kann. Das Ergebnis: SARS-CoV-2-Reste konnte bei den Verstorbenen immer noch im Körper nachgewiesen werden. Und das nicht nur in der Lunge. Auch in anderen Organen, wie etwa dem Gehirn, dem Herzen oder der Leber wurden Teile des Virus gefunden.

Auch bei Verstorbenen, die nur milde oder sogar asymptomatische Verläufe hatten, wurden Viruspartikeln lange nach der Infektion in unterschiedlichen Körperregionen festgestellt. Die Forschenden geben an, dass sich also noch Monate nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 – möglicherweise schadhafte – Virusreste im Körper der vorher Erkrankten befinden dürften. Ähnliches kennt man bereits von anhaltenden Maserninfektionen. Doch wie kommt es dazu?

Die Forschenden gehen von einem sogenannten „Delayed Viral Clearance“ – also einem verzögerten Ausscheiden der Virenpartikel – aus. Dieses sorgt dafür, dass Virenteile (nach jetzigem Stand) bis zu 230 Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome noch in verschiedenen Organen des Körpers vorhanden sein können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst sagen dazu: „Die Ergebnisse zeigen, dass die stärkste Last an SARS-CoV-2 zwar in den Atemwegen und der Lunge zu finden ist, aber auch, dass sich das Virus im restlichen Körper ausbreiten und andere Zellen angreifen kann – auch im Gehirn.“

Wie genau diese Virenpartikel mit der Long-Covid-Symptomatik zusammenhängt, muss noch genauer abgeklärt werden. Allerdings scheint es wahrscheinlich, dass hier ein Zusammenhang besteht. Die Forschenden mahnen jedenfalls dazu, solche Studienergebnisse nicht zu ignorieren: „Die neuen Erkenntnisse sind eine Warnung für all diejenigen, die eine massenhafte Infektion jüngerer und älterer Menschen auf die leichte Schulter nehmen.“