Manche Menschen warten für ihre Corona-Immunisierung auf Impfstoffe, die auf anderen Technologien wie die bisher verfügbaren Vakzine beruhen – doch der Chef des Herstellers eines solchen Mittels hält von dieser Einstellung wenig. "Ich rate niemandem, auf unseren Impfstoff zu warten", sagte Thomas Lingelbach, Geschäftsführer des Biotechnologieunternehmens Valneva, dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" (Premium-Inhalt). "Das wäre ethisch inakzeptabel."

Er empfehle Verwandten und Bekannten zurzeit Impfstoffe der anderen Hersteller. Er selbst habe sich kürzlich mit dem mRNA-Produkt von BioNTech boostern lassen. Denn Eile sei angesichts der drohenden Infektionswelle mit der Omikron-Variante des Virus geboten. Und bis Valnevas eigener Impfstoffkandidat in der EU auf den Markt komme, werde es wohl noch mehrere Wochen, wenn nicht gar Monate dauern.

Klassische Technologie

Der Impfstoff von Valneva des österreichisch-französischen Biotechnologieunternehmens ist ein Impfstoff mit inaktivierten Viren. Es handelt sich damit um eine klassische, seit 60 bis 70 Jahren eingesetzte Impfstofftechnologie mit bewährten Verfahren und sehr hoher Sicherheit, wie die EU-Kommission im Rahmen eines Kaufvertrags kürzlich feststellte. Die Technologie komme auch bei den meisten Grippe-Impfstoffen und vielen Impfstoffen für Kinderkrankheiten zum Einsatz. Der Valneva-Impfstoff sei der derzeit einzige Impfstoffkandidat gegen Covid-19 auf Basis inaktivierter Viren, der derzeit in Europa in klinischen Studien getestet werde, hieß es.

Ebenfalls auf erprobte Impfstofftechnologie setzt Novavax. Bei Novavax handelt es sich um einen rekombinanten Proteinimpfstoff. Damit stößt das Mittel unter anderem bei Menschen auf Interesse, die Vorbehalte gegen eine Immunisierung mit mRNA-Vakzinen oder Vektorimpfstoffen haben. Novavax hatte im Juni mitgeteilt, sein Corona-Vakzin habe eine Wirksamkeit von rund 90 Prozent. 

EMA Sitzung am Montag 

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat angekündigt, in der kommenden Woche über die Zulassung des Corona-Impfstoffs des US-Pharmakonzerns Novavax zu entscheiden. Das zuständige Arzneimittelkomitee werde am 20. Dezember zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentreten, erklärte die EMA am Donnerstag auf Twitter. Dabei solle es um das von Novavax unter dem Namen Nuvaxovid entwickelte Vakzin gehen.

Laut dem Virologen Florian Krammer kann man noch nicht abschätzen, ob das Vakzin auch gegen die Variante Omikron wirkt, sagte er im Ö1-Mittagsjournal. Novavax wirke laut klinischen Studien gegen den "Wildtyp", also das ursprüngliche Virus, aber auch gegen die Alpha-Variante. "Aber zu Delta und Omikron gibt es noch keine Daten, die aussagekräftig wären", so Krammer.

Novavax verwendet für sein Vakzin das sogenannte Spike-Protein von SARS-CoV-2 und reproduziert dieses massenhaft in Insektenzellen. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung damit Antikörper gegen das Protein und kann so eine Covid-19-Erkrankung abwehren.