Sie sind Dreh- und Angelpunkt vieler Sitcoms sowie Inhalt von Kneipengesprächen und Witzen: die Unterschiede zwischen Mann und Frau. Während viele dieser in die Jahre gekommener Stereotype sicher verzichtbar wären, gilt es, in anderen Bereichen genauer auf diese Verschiedenheiten zu blicken – so etwa in der Medizin und dort vor allem bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Andere Symptomatik

Das Bild, dass der Herzinfarkt ein männliches Phänomen ist, hält schon lange nicht mehr: „Es fällt auf, dass immer mehr Frauen unter 50 betroffen sind“, sagt Alexandra Kautzky-Willer, Expertin für Gendermedizin an der Med Uni Wien. Erleidet eine Frau einen Herzinfarkt, so wird dieser von Medizinern oft schwerer erkannt: „Neben den klassischen Symptomen wie Brustschmerzen haben Frauen auch oft Schmerzen im Schulter-, Bauch- und Kieferbereich, Atemnot, geschwollene Füße und Knöchel und fühlen sich abgeschlagen und erbrechen“, so die Expertin.

Aber nicht nur die Symptome unterscheiden sich. Auch der Auslöser für den Infarkt ist häufig ein anderer. Während bei Männern sehr oft ein Gefäßverschluss den Ausschlag gibt, liegt dieser bei Frauen meist nicht vor, sondern ein Phänomen namens MINOCA (Myokard-Infarkt mit nicht-obstruktiven Coronar-Arterien). Dieses hat vielfältige Ursachen, wie eine Gefäßsplittung oder Gefäßkrämpfe.

Die Menopause: Ein einschneidendes Erlebnis

Aber wie kommen diese Unterschiede zustande? „Das Frauenherz ist schon anatomisch und pathophysiologisch anders. Es ist kleiner, die Schlagfrequenz ist etwas höher und das Schlagvolumen sowie das Blutvolumen sind geringer“, so Kautzky-Willer. Dazu kommt, dass Veränderungen, wie die Menopause, eine tragende Rolle spielen: „Auch wenn Frauen ihr Leben lang einen niedrigen Blutdruck hatten, ist dieser nach der Menopause oft zu hoch“, sagt die Expertin. Auch die Salzempfindlichkeit steigt an und die Salzausscheidung wird geringer.

Andere Risikofaktoren, die auch für Männer gelten, stellen für Frauen oft sogar ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Dazu zählen Diabetes, Übergewicht und das Rauchen. „Außerdem hat sich gezeigt, dass die Herz-Hirn-Achse bei Frauen eine größere Rolle spielt. Damit gehen Depressionen, Angststörungen und Stress bei Frauen öfters mit einem Herzinfarkt einher“, so Kautzky-Willer. Dazu kommt, dass Risikofaktoren wie ein geringer sozioökonomischer Status Frauen öfter betreffen.


Was kann Frau also tun, um sich gesund zu halten? „Hier gibt es ganz einfache Empfehlungen wie sportliche Betätigung, nicht rauchen, Normalgewicht halten und sich ausgewogen ernähren“, so die Expertin. Bei Letzterem gelte es Salz und Zucker zu reduzieren. Kommt es zu Beschwerden, heißt es lästig bleiben: „Man darf seinen Arzt fragen: ,Sind Sie sicher, dass das nicht vom Herz kommt? Ist das auch bei Frauen die optimale Dosis?‘ Man sollte nachhaken, auch wenn das für den Arzt mühsam sein kann. Nur so erziehen wir auch die medizinische Community dazu, sich mit den Unterschieden auseinanderzusetzen.“