Diese Diät treibt Low Carb ins Extreme: Bei der ketogenen Diät, die auch dank sozialer Medien ein Trendthema ist, wird beinahe völlig auf Kohlenhydrate verzichtet. „In der Regel sind 30 Gramm Kohlenhydrate pro Tag erlaubt“, sagt Elisabeth Pail, Diätologin an der FH Joanneum. Das entspricht der Menge, die mit einer Scheibe Brot aufgenommen wird.

Bei dieser Diät - deren berühmtester Vertreter die Atkins-Diät ist - muss gänzlich auf Kartoffeln, Brot, Nudeln und Reis verzichtet werden. „Auch flüssige Milchprodukte, Obst und Gemüse sind nur eingeschränkt möglich“, sagt Pail. Was stattdessen gegessen wird? Fleisch, Fisch, Eier, Fette und Öle - „ohne auf die Qualität der Fette zu achten“, kritisiert Pail.

Ketose heißt der Zustand, in den der Körper dadurch gerät. Werden von außen keine Kohlenhydrate als Energielieferanten zugeführt, beginnt der Organismus, Fette in Ketonkörper umzuwandeln. Das ist notwendig, um das Gehirn weiterhin ausreichend zu versorgen.

Unterversorgung droht

Aber: Diese ketogene Kost hat laut Pail gravierende Nebenwirkungen. Durch die Umstellung des Stoffwechsels kann es zu Kopfschmerzen, Verstopfung, Muskelkrämpfen, Müdigkeit und durch die eiweiß- und fettlastige Nahrung zum Anstieg von Cholesterin und Harnsäure kommen. „Durch die einseitige Lebensmittelauswahl droht eine Unterversorgung mit zahlreichen Nährstoffen“, sagt Pail.

Dazu zählen Ballaststoffe, die für die Darmgesundheit wichtig sind, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen oder Folsäure. Wer langfristig in diesem Zustand der Ketose lebt, riskiert, dass die Niere einen Schaden nimmt, der Knochenstoffwechsel leidet, die erhöhte Cholesterinaufnahme den Gefäßen und damit der Herzgesundheit schadet und sogar ein höheres Dickdarmkrebsrisiko entsteht, da die wichtigen Ballaststoffe fehlen. „Von der ketogenen Kost ist abzuraten“, sagt Pail - auch weil sie langfristig keinen Vorteil beim Abnehmen bringt.

Studien haben gezeigt, dass eine ketogene Kost in den ersten drei bis sechs Monaten zwar einen größeren Gewichtsverlust bringt als zum Beispiel eine fettreduzierte Diät - aber: Nach zwölf Monaten gab es keinen Unterschied mehr zwischen den beiden Kostformen.

Jo-Jo-Effekt droht

Prinzipiell sollte eine Gewichtsabnahme immer langfristig angelegt sein, denn sonst droht der gefürchtete Jo-Jo-Effekt. „Ja, auch bei Low-Carb-Diäten kommt es zum Jo-Jo-Effekt“, sagt Pail. Durch den kompletten Verzicht auf Kohlenhydrate kann der Heißhunger auf Nudeln, Brot und Co. groß werden. „Verbote in der Ernährung machen auf längere Frist unzufrieden“, sagt Pail. Vom kompletten Verzicht rät die Diätologin daher ab.