Wer glaubt, die Verseuchung der Umwelt mit Plastikpartikeln sei bloß das Problem ferner Länder mit Meereszugang, sieht die Angelegenheit falsch. Mikroplastik findet sich nicht nur in Gewässern und Böden, sondern mittlerweile auch im Menschen selbst, ergab eine gestern veröffentlichte Pilotstudie des österreichischen Umweltbundesamtes und der MedUni Wien. Acht Menschen, die in Finnland, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Polen, Russland, Japan und Österreich leben, führten eine Woche lang ein Ernährungstagebuch und gaben danach eine Stuhlprobe ab.

Alle konsumierten in Plastik verpackte Lebensmittel und Getränke aus PET-Flaschen, die Mehrzahl von ihnen aß Fisch oder Meeresfrüchte. Im Schnitt wurden 20 Mikroplastikteilchen pro zehn Gramm Stuhl gefunden. „In unserem Labor konnten wir neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometer nachweisen“, berichtet Bettina Liebmann, die für Mikroplastikanalysen zuständige Expertin im UBA. Am häufigsten fanden sich PP (Polypropylen) und PET (Polyethylenterephthalat). Analysiert wurde hinsichtlich zehn der weltweit meistverbreiteten Kunststoffe. Ob die Stoffe Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben, müsste erst in weiteren, größeren Studien erforscht werden.

Weltweit werden nach Angaben der Institute rund 400 Millionen Tonnen Plastik produziert, etwa zwei bis vier Prozent davon - also mehr als acht Millionen Tonnen - landen im Meer. Die Europäische Kommission hat schon im Frühjahr einen Vorschlag vorgelegt, um dieser Belastung Einhalt zu gebieten. Das Europäische Parlament hat sich ausführlich damit befasst, heute soll bei der Plenartagung in Straßburg darüber abgestimmt werden. Konkret ist geplant, zehn Produkte, die für 70 Prozent der Verschmutzung verantwortlich gemacht werden, völlig verschwinden zu lassen. Dazu gehören etwa Wattestäbchen, Besteck und Teller aus Plastik, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonstäbchen aus Kunststoff. Einweg-Getränkebehälter, die Kunststoff enthalten, sollen nur dann zugelassen werden, wenn ihre Deckel und Verschlüsse an ihnen befestigt sind.

Bei den Parlamentariern fanden diese Vorschläge viel Zustimmung, doch weisen sie auch darauf hin, dass gerade Europa im weltweiten Vergleich dem Thema Müllvermeidung viel Aufmerksamkeit widmet; den Maßnahmen komme also auch eine Signalwirkung zu, zumal im Detail dann doch wieder Kompromisse eingegangen werden müssen. So wird es zwar Luftballons auch weiterhin geben, auf der Verpackung wird sich aber ein Hinweis finden, man solle sie nicht in die Luft steigen lassen. Umwelthinweise soll es auch für die Verwendung landwirtschaftlicher Folien und vor allem für Fischereinetze geben, die ebenfalls aus Kunststoff und für fast ein Drittel der Meeresverschmutzung verantwortlich sind.

Anders ausgedrückt: Es handelt sich um einen plakativen Versuch, der Plastikplage Einhalt zu gebieten und die Bevölkerung weiter zu sensibilisieren. Bei den Plastiksackerln, die bereits in vielen Ländern verboten sind, ging man ähnliche Wege. Der Rat hat inzwischen schon Zustimmung signalisiert, die endgültige Entscheidung über das Plastikverbot wird noch während des österreichischen Ratsvorsitzes erwartet.

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