1. Schadet Zahnseide mehr als sie nutzt?

Während die halbe Welt den Floss-Dance ("flossing" ist das englische Wort für die Benutzung von Zahnseide) tanzt, scheren sich um die Benützung der Zahnseide nur wenige: Gerade einmal 50 Zentimeter Zahnseide benutzt der Österreicher im Durchschnitt pro Jahr, sagt eine Umfrage. Die Empfehlung hingegen lautet, einmal pro Tag Zahnseide zu verwenden, um auch die Zahnzwischenräume, wo Zahnbürsten ja meist nicht hinkommen, vom Biofilm zu reinigen.

Aber: „Wer Zahnseide unsachgemäß verwendet, kann sein Zahnfleisch verletzen“, sagt Zahnarzt Laurenz Maresch. Durch zu heftiges „Schrubben“ komme es immer wieder zu Verletzungen, die auf lange Sicht sogar zu einem Rückgang des Zahnfleisches führen können.

Daher sollte Zahnseide nur sehr vorsichtig zwischen den Zähnen hin und her bewegt werden. Oder man setzt auf eine schonendere Alternative: Verstärkte Zahnseide („Superfloss“) oder Interdentalbürsten führen zu weniger Verletzungen und entfernen den Biofilm zwischen den Zähnen effektiver. „Im Durchschnitt verbringen Österreicher 2,5 bis 3 Minuten pro Tag mit Zahnpflege - da empfehle ich, diese Zeit vor allem für das gründliche Putzen mit Zahnbürste und Zahnpasta zu nutzen“, sagt Maresch.

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2. Kann das Kauen von Kaugummi ein wertvoller Beitrag zur Zahngesundheit sein?

„Bewiesen ist, dass Kaugummikauen den Speichelfluss anregt“, sagt Maresch. Der Speichel wiederum ist unsere eingebaute „Spülanlage“ im Mund - dadurch wird also eine Spülwirkung erreicht, die positiv ist. Wer sich zusätzlich etwas Gutes tun will, kann Xylit-Kaugummis kauen: Xylit ist ein Zuckeralkohol, der antibakterielle Eigenschaften hat und damit zur Mundhygiene beiträgt.

Zahnarzt Laurenz Maresch
Zahnarzt Laurenz Maresch © kk

3. Was bringt eine Mundspülung?

„Eine Mundspülung kann die mechanische Entfernung des Biofilms zwischen den Zähnen nicht ersetzen“, stellt Maresch klar. Aber zusätzlich zur Reinigung der Zwischenräume mit Zahnseide oder kleinen Bürstchen könne ein bis zwei Mal pro Woche eine Mundspülung durchaus angewendet werden. Warum? Die Mundspülung wirkt Bakterien an Stellen im Mund entgegen, die man mit den mechanischen Hilfsmitteln vielleicht nicht erreicht. Auch eine Zungenreinigung einmal pro Woche sei laut Maresch empfehlenswert.

4. Wie wichtig ist die professionelle Mundhygiene?

Seit 1. Juli 2018 können 10- bis 18-Jährige einmal pro Jahr eine Mundhygiene gratis durchführen lassen, jene mit fixer Zahnspange sogar zweimal - das beschloss der Hauptverband der Sozialversicherungen. Als „Meilenstein“ bewertet Maresch diesen Schritt, denn: „Zwischen dem 12. und dem 18. Lebensjahr entstehen 60 bis 70 Prozent aller Karieslöcher, die wir in unserem Leben haben.“ Dieser Zeitraum sei der größte „Kariesgipfel“ im Leben.

Bewiesen sei auch, dass bis zu 80 Prozent der Karieslöcher durch die regelmäßige Mundhygiene beim Zahnarzt verhindert werden könnten. Daher gilt auch für alle Älteren: Zumindest einmal pro Jahr zur Mundhygiene gehen! Der Wermutstropfen: Alle über 18 Jahre müssen diese Leistung selbst bezahlen. „Im Sinne der Vorsorgemedizin wäre es natürlich wünschenswert, wenn die Mundhygiene für alle Patienten gratis wäre“, sagt Maresch.