Bei der Geburt meiner ersten Tochter hieß es plötzlich: Es geht nur mit Kaiserschnitt. Alles, was ich mir vorgestellt hatte - das Kind natürlich zu gebären, es auf meinen Bauch zu legen, zu kuscheln -, gab es nicht. Ich spürte ein Ruckeln und meine Tochter war auf der Welt. Sie hielten sie mir kurz zum Gesicht, dann war sie weg. Es war eine Notsituation, meine Tochter war mit Sauerstoff unterversorgt. Alle waren in Alarmbereitschaft, nur ich lag da und konnte nichts tun.

Danach kam ich ins Zimmer und war wie in Trance. Die Schwestern sagten mir: Ihr Kind ist im Säuglingszimmer und Ihr Mann ist bei ihr. Aber ich wollte nichts mehr als mein Kind halten. Mein Kind war wie abgeschnitten und weggebracht. Ich habe meine Anna erst zwölf Stunden später zum ersten Mal gehalten, denn sie war im Brutkasten und ich durfte nicht aufstehen. Ich war Mutter, aber hatte mein Kind nicht. Ich habe geweint und war verzweifelt.

"Verstehen tut man es nicht"

Ich wusste zwar, der Kaiserschnitt muss sein, und ich war für die schnelle Hilfe sehr dankbar. Die Vernunft wusste, das ist das Richtige. Aber verstehen tut man es nicht. In der Zeit nach der Geburt habe ich oft schlecht geschlafen, hatte ständig Angst, ob meine Tochter wohl noch atmet. Auch körperlich bleibt der Einschnitt: Rund um die Narbe hatte ich lange ein taubes Gefühl.

Auch nach 13 Jahren kommen die Gefühle noch hoch: Es wühlt mich auf, ich fühle mich voll hinein. Damals haben mir Gespräche mit Freunden und anderen Müttern geholfen. Ich musste den Geburtsprozess immer wieder durcharbeiten, um zu verstehen, was passiert war. Ich habe es immer wieder erzählt und gehofft, dass es irgendwann Sinn ergibt.