Hört das denn nie auf? Zuerst der Schnupfen, eine Woche später dann die Halsschmerzen. Kaum ist der Sprössling wieder halbwegs fit, fängt dieser Husten schon wieder an. "Ist das noch normal, oder leidet mein Kind vielleicht doch an einer Immunschwäche?", fragen sich viele Eltern spätestens dann, wenn die dritte Erkältung in Folge den Knirps außer Gefecht setzt.

Wir haben die wichtigsten Fragen zum Thema grippale Infekte bei Kindern gestellt. Wilhelm Kaulfersch, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Klagenfurt liefert dazu die Antworten.

1. Wie viele Infekte im Kindesalter sind normal?
"Acht bis zehn Infektionen pro Jahr sind bei Kindern im Vorschulalter völlig normal und kein Grund, sich Sorgen zu machen", erklärt Kaulfersch. "Die Krankheitserreger trainieren das kindliche Immunsystem und unterstützen seine Reifung", betont der Mediziner. Selten steckt ein ernster Immundefekt dahinter. "In Österreich sind davon jährlich etwa 50 Kinder betroffen. Bei rund 300 bis 500 Kindern ist die Reifung des Immunsystems nur verzögert, das gleicht sich aber oft bis zum 7. Lebensjahr wieder aus, meistens auch ohne Therapie."

2. Wann sollte man mit seinem erkälteten Kind auf jeden Fall zum Arzt gehen?
"Eine Virusinfektion klingt meistens nach vier Tagen wieder ab", sagt der Kinderarzt. Um aber eine behandlungsbedürftige bakterielle Erkrankungen nicht zu übersehen, sollte man lieber rechtzeitig mit dem Kind zum Kinderarzt gehen, denn Bakterien können auch andere Organe schädigen. Ein fiebernder Säugling sollte noch am selben Tag zum Arzt, bei einem Kleinkind kann man durchaus ein bis zwei Tage damit zuwarten", klärt Kaulfersch auf.

3. Wie erkennt man eine bakterielle Infektion?
"Kinder mit Virusinfektionen wirken allgemein krank, haben Fieber, Schnupfen, Halsweh, Husten und rote, brennende Augen. Bei einer bakteriellen Infektion fehlen diese Zeichen oft, das Kind leidet aber dennoch stark an einer eitrigen Entzündung der Mittelohren, der Gaumenmandeln, der Lunge oder Hirnhäute."

4. Ab welcher Temperatur sollten fiebersenkende Mittel zum Einsatz kommen?
"Nicht schon bei 37,5 Grad zu fiebersenkenden Medikamenten greifen", rät Kaulfersch. "Denn das körpereigene Protein Interferon, das die Vermehrung der Viren unterdrückt, arbeitet am besten bei einer ,Betriebstemperatur' von 38 Grad." Ab 38,0 Grad sollte das Fieber dann aber gesenkt werden", empfiehlt der Spezialist (entsprechende Medikamente siehe Tabelle links). "Bei sehr raschem Fieberanstieg, aber auch bei raschem Abfallen der Temperatur kann es zu einem Fieberkrampf kommen", warnt der Kinderarzt. Wichtig: "Ein Kind, das fiebert, sollte viel trinken und im Bett bleiben."

5. Wie schützt man sein Kind am besten vor der Grippe?
"Am besten durch eine Grippeimpfung", antwortet Kaulfersch. Diese Impfung empfiehlt er vor allem Kinder unter fünf Jahren und Menschen ab dem 60. Lebensjahr. Bei Säuglingen bis zum sechsten Lebensmonat rät er außerdem zur Schluckimpfung gegen das Rotarvirus, die seit einem halben Jahr kostenlosen angeboten wird. "Damit können 80 Prozent der schweren spitalspflichtigen Darminfektionen verhindert werden."