Prinzessin Kate ist wohl die bekannteste Patientin, die von Hyperemesis Gravidarum betroffen ist. Bei allen drei Schwangerschaften musste die Frau des britischen Thronfolgers Prinz William wegen extremer Übelkeit im Spital behandelt werden. Grundsätzlich leiden rund 70 Prozent aller Frauen weltweit unter Überlkeit und Erbrechen, meist während des ersten Trimesters. Bei einem bis drei Porzent von ihnen werden die Beschwerden so stark, dass sie für Mutter und Kind lebensbedrohlich werden können und auch im Spital behandelt werden müssen. Vorrangiges Problem ist hier die Dehydrierung aufgrund des Erbrechens. Weil aber auch meist der Appetit ausbleibt, nehmen die Betroffenen zu wenig Flüssigkeit zu sich, um den Verlust auszugleichen.

„Die meisten schwangeren Frauen leiden irgendwann einmal unter Übelkeit und Erbrechen. Das ist nie angenehm, aber bei einigen Frauen kann es noch viel schlimmer werden. Sie werden so krank, dass eine medizinische Behandlung bis hin zur Hospitalisierung notwendig ist“, sagt Stephen O’Rahilly, von der University of Cambridge. Obwohl aber so viele Frauen von diesem Leiden betroffen waren und sind, war die Ursache für Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft bislang ungeklärt. Doch ein Team rund um O‘Rahilly und Marlena Fejzo (University of Southern California) scheint nun dem Übeltäter auf die Spur gekommen zu sein: demnach handelt es sich um ein Hormon namens GDF15. Veröffentlicht wurde die Studie im Dezember in „Nature“.

Zahlreiche Betroffene, aber kaum Forschung nach der Ursache

Fejzo selbst litt unter Hyperemesis Gravidarum, wie sie in einer Aussendung betonte: „Während meiner Schwangerschaft war ich so krank, dass ich mich kaum bewegen konnte, ohne mich übergeben zu müssen. Als ich versuchte herauszufinden, warum das so war, wurde mir klar, wie wenig über meine Erkrankung bekannt war - obwohl Schwangerschaftsübelkeit so häufig vorkommt.“

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GDF15 wird vom Körper auch produziert, wenn man nicht schwanger ist - als Reaktion auf zelluären Stress. Das Team um Fejzo konnte erhöhte GDF15-Spiegel im Blut von schwangeren Frauen nachweisen, die an Übelkeit und Erbrechen litten. Mit Hilfe einer speziellen Untersuchung konnte zudem nachgewiesen werden, dass der üverwiegende Teil des zirkulierenden GDF15 vom fetalen Anteil der Plazenta produziert wird und von dort in den mütterlichen Blutkreislauf kommt.

Eine Frage der Menge und der Empfindlichkeit

Wie empfindlich man für die Wirkung von GDF15 ist, hängt aber nicht nur mit der reinen Menge von GDF15 zusammen, sondern auch, wie sehr der Körper vor der Schwangerschaft diesem Hormon ausgesetzt war. Frauen mit einer bestimmten vererbten Blutkrankheit (Beta-Thalassämie, weisen etwa einen grundsätzlich hohen GDF15-Wert auf, in Schwangerschaften litten sie seltener an Übelkeit und Erbrechen. Hingegen konnte das Forschenden-Team, dass eine seltene genetische Variante, die das Risiko für Hyperemesis gravidarum stark erhöht, mit einer niedrigen GDF15-Konzentrationen abseits einer Schwangerschaft einhergeht. Steigt der GDF15-Spiegel dann während der Schwangerschaft im normalen Ausmaß, ist das Risiko für schwere Schwangerschaftsübelkeit mindestens um das zehnfache erhöht.

Nun geht es für die Forschenden darum, ihre Erkenntnisse in Form neuer Therapieoptionen weiterzuentwickeln. Möglich sei zu einen eine Gewöhnung an GDF15 schon vor einer Schwangerschaft, zum anderen soll versucht werden die Rezeptoren oder Andockstellen von GDF15 im Gehirn zu blockieren. „Nachdem wir die Ursache der Hyperemesis gravidarum kennen, sind wir der Entwicklung wirksamer Behandlungen hoffentlich einen Schritt näher gekommen, um zu verhindern, dass andere Mütter das erleben müssen, was ich und viele andere Frauen erlebt haben“, sagt Fejzo.