Sie gehören in Österreich aus rechtlichen Gründen zu jedem Einkauf dazu: Kassenbons. Dabei stellen sie durchaus ein Problem dar. Warum das so ist? Zuerst einmal zum offensichtlichen Punkt: die Umwelt. Seit 2016 gibt es in Österreich die Belegerteilungspflicht für Barzahlungen, bei elektronischen Kassen muss dem Beleg zusätzlich eine Kassenidentifikationsnummer oder ein QR-Code aufgedruckt werden.

Wie die Kleine Zeitung bereits berichtet hat, führt dieses Gesetz schon bei Rechnungen unter 12,40 Euro zu Kassenbon-Längen von insgesamt 239.100 Kilometern, die täglich in Österreichs Geschäften gedruckt werden. Das ist eine Papiermenge, für die man umgerechnet zwei bis drei Fichtenbäume pro Tag verarbeiten muss, so der Bericht der Kleinen Zeitung. Zusätzlich zur Umweltbelastung gibt es gesundheitliche Bedenken, ausgelöst von den Chemikalien BPA und BPS, die nach wie vor für die Produktion von Thermopapier verwendet werden. Dass diese Stoffe für den menschlichen Körper schädlich sind, ist nicht neu. Laut einer Studie der Harvard Universität imitieren BPA und BPS das Hormon Östrogen und dadurch können gesundheitliche Probleme wie Diabetes, Prostata- und Brustkrebs gefördert werden.

Studien belegen weiteraus sogar klare Zusammenhänge zwischen BPA und Entwicklungsstörungen von ungeborenen Kindern. Aber wieso sind Kassenzettel aus Thermopapier dann immer noch das Standardprodukt? Dafür hat Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster eine simple Antwort: Effizienz und Kosten. "Das Thermopapier hat sich vor allem wegen der Schnelligkeit durchgesetzt. Lange Zeit waren Papiere mit den Hormongiften BPA und BPS das Standardprodukt, und sind es auch heute noch in vielen Fällen (weil es billiger ist)", so Schuster. Aber könnte man, wenn sich schon beim Papier nichts ändert, nicht zumindest bei der Länge der Kassenbons einsparen? Dieser und weiteren Fragen ist die Kleine Zeitung Next auf den Grund gegangen. 

Das Experiment

Das Konzept des Experimentes ist simpel: Für alle fünf auserwählten Supermärkte (Billa, Billa Plus, Spar, Hofer und Lidl) herrschen dieselben Voraussetzungen: Gekauft wurde ein österreichischer Apfel, gezahlt wurde elektronisch und zunächst ohne Mitgliedskarten. Was man auf den ersten Blick gleich feststellen kann: Bei allen besuchten Supermärkten war die ausgestellte Rechnung länger als das erworbene Produkt. Floskeln wie: "Wir freuen uns auf Ihren Besuch!", "Vielen Dank für Ihren Einkauf!" und "Betrag dankend erhalten" aber auch große Logo-Aufdrucke stechen sofort ins Auge. Dabei werden Kassenbons vom Durchschnittskonsumenten in der Regel weder durchgelesen und oft auch gar nicht mitgenommen. Aber was sagen die Verantwortlichen dazu?

Das Ergebnis

Im Kassenzettel-Vergleich tanzt ein Kandidat aus der Reihe. Lidl verwendet nämlich blaue Kassazettel. Und nein, das hat nichts mit einer stilistischen Vorliebe zu tun, sondern diese Kassenzettel werden, wie man auf der Internetseite des Konzerns nachlesen kann, ganz ohne schädliche Chemikalien produziert. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Belegen, die im Restmüll entsorgt werden müssen, können die blauen Bons ohne Probleme im Altpapier entsorgt und weiterfolgend recycelt werden. Auch längentechnisch schneidet Lidl mit 17 Zentimetern im Vergleich gut ab. "Die Kassenbons werden laufend optimiert, Zeilenabstände verringert, einzelne Zeilen pro Artikel zusammengefasst. Und im Gegensatz zu manchen Mitbewerbern haben wir auch auf zusätzliche Werbung verzichtet. Wir haben die einzelnen Bons dadurch wesentlich gekürzt und damit wertvolles Papier und Ressourcen gespart", so die Auskunft des Presseteams.

Der Kassenbon von der Supermarkt-Kette Lidl
Der Kassenbon von der Supermarkt-Kette Lidl © Pilz



Weniger gut schneiden Billa und Billa Plus, vertreten durch die Rewe Group, im Experiment ab. Beide Kassabons sind mit 23 Zentimetern deutlich länger als bei den restlichen Supermärkten. Des Weiteren entstand bei Billa sowie Spar, zusätzlicher Müll, da ein Sticker mit Barcode zum Wiegen des Apfels gedruckt werden musste. Hofer und Lidl hingehen umgehen diesen Schritt, indem ihr Obst und Gemüse vom Verkaufspersonal an der Kasse gewogen wird.

Auf die Frage, wieso denn nicht überall gleich an der Kassa gewogen wird, reagiert die Rewe Group (Billa, Billa Plus) mit folgendem Statement: "Bei allen Billa-Plus-Märkten wird bereits an der Kassa gewogen, bei Billa wird laufend umgestellt. Bei rund der Hälfte der Billa-Märkte ist diese Umstellung schon erfolgt. Bei Um- und Neubauten gibt es bei den Kassen Waagen. Zusätzlich bleiben die Waagen bei Obst und Gemüse aber bestehen, damit der Kunde oder die Kundin, wenn gewünscht, das Gewicht und den Preis vorab abfragen kann."

Der Billa-Beleg
Der Billa-Beleg © Pilz

"Beansprucht mehr Zeit"

Die Pressesprecherin der Spar Konzerne, Nicole Berkmann, argumentiert zum Thema des Stickers mit dem Punkt, dass dadurch die Zeit, die Kundinnen und Kunden an der Kasse verbringen, nicht verlängert wird: "Bei Spar und Interspar wird das Obst nicht an der Kasse gewogen, weil das mehr Zeit beansprucht. Und die Zeit in der Warteschlange an der Kassa ist für Kunden nachweislich die unangenehmste Zeit. Daher tun wir alles, um diese Zeit so kurz wie möglich zu halten, also wiegen wir das Obst und Gemüse nicht." Zusätzlich macht Berkmann darauf aufmerksam, dass die Bons keinen QR-Code und generell nur das Nötigste beinhalten. Dies macht sich durchaus in der Länge bemerkbar, denn hier landet Spar mit "nur" 14 Zentimetern deutlich auf Platz eins. Und: Im Gegensatz zu dem bereits erwähnten Thermopapier werden bei Spar die Belege mit Papier gedruckt, welches man im Altpapier entsorgen kann.

Die Rechnung von Spar
Die Rechnung von Spar © Pilz

Auch bei Hofer sei man sich laut der Pressesprecherin Cathleen Völkel durchaus der enormen Umweltbelastung bewusst. "Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsinitiative 'Heute für Morgen' haben wir den Kassenbon in unseren österreichweit über 530 Filialen bereits 2020 deutlich verkürzt. Der Informationsgehalt ist dabei unverändert geblieben, nur die Schrift hat sich verkleinert. Allerdings kann Hofer durch diese Optimierung jährlich mehr als 4700 Kilometer Papier einsparen." Man evaluiere Prozesse laufend im Sinne der Nachhaltigkeit. "Dazu zählt auch der Kassenbon. Sofern wir hier weiteres Einsparungspotenzial erkennen und dies sinnvoll – auch im Interesse unserer Kundinnen und Kunden – umsetzen können, werden wir weitere Schritte ergreifen", so Völkel.

Der Beleg aus dem Hause Hofer
Der Beleg aus dem Hause Hofer © Pilz

Experiment im Experiment

Zusätzlich zu dem Ursprungsexperiment gab es ein Experiment im Experiment. Da Billa und Billa Plus Teil des österreichischen Multipartnerprogramms "Jö Bonus Club" sind, wurde in einer Billa-Plus- Filiale ein weiterer Apfel, aber diesmal mit der Mitgliedskarte, gekauft. Überraschend ist, dass diese angenommen und gescannt wurde, obwohl bei dem Preis des Apfels keine Bonuspunkte vergeben werden. Was jedoch vergeben wurde, ist eine um gut fünf Zentimeter längere Rechnung. Jedoch argumentiert das Presseteam der Rewe Group die Länge des Bons damit, dass es bei der Jö-Karte nicht nur um das Sammeln der Bonuspunkte ginge, sondern auch um zukünftige Rabatte und Aktionen auf dem Kassabon.

Die Rechnungen mit (links) und ohne Mitgliedskarte
Die Rechnungen mit (links) und ohne Mitgliedskarte © Pilz

Das Ergebnis

Abschließend lässt sich sagen: Alle getesteten Supermärkte sind sich den Risiken und Auswirkungen von Kassenbons bewusst und versuchen sich dem hingehend zu bessern. Manche mehr, manche weniger. Aber egal ob nur eine kleinere Schrift und verringerte Abstände oder der Umstieg zur umweltfreundlichen, recycelbaren Variante – jede noch so kleine Maßnahme ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Digitale Belege und ökologisches Papier: Das wären die Alternativen.