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Können Sie einige dieser Glücks-Koordinaten nennen?
Zum Beispiel: Vertrauen in andere Menschen zu haben oder sich die Freiheit zu nehmen, sein Leben so zu leben, wie man es will. Es geht um Lebensprioritäten und eine grundsätzliche Herangehensweise. Man entscheidet sich fürs Glück.

Inwiefern?
Glück ist kein Einzeiler. Wenn die großen Räder im Leben in die falsche Richtung laufen, dann hilft es nicht, an den kleinen zu drehen. Zum Beispiel ein langes Wochenende einzuplanen und zu hoffen, dass man dann vielleicht irgendwann einmal automatisch glücklich wird. In den Glücksländern dreht man deshalb lieber gleich an den großen Rädern. Das dauert natürlich sehr viel länger.

Sie leben in Stockholm – ist hier das Glück zu Hause?
In den skandinavischen Ländern inklusive Finnland und Island wird das, was Glück ausmacht, gelebt. Auch im Job. Die nordische Mentalität bringt alles zusammen. Hier sagt man: ,Du sollst dich als Mensch so einzigartig und vollständig entwickeln und bleiben wie du bist. Deswegen wollen wir dich in der Schule so wenig wie möglich einengen – durch Noten oder Verhaltensweisen.’ Kinder sollen sich zuerst einmal selbst kennenlernen, Fragen stellen dürfen und sich nicht anpassen müssen. Man sagt aber auch: ,Du musst Verantwortung für dich und deine Mitmenschen übernehmen. Du wirst nie frei sein, wenn du nicht bereit bist, Verantwortung zu übernehmen.’ Aber am Ende winkt die Freiheit, und damit bekommt Verantwortung eine ganz andere Bedeutung. Und nicht so etwas Schweres und Sperriges. In Österreich ist Glück oft neidbehaftet. Glückspilze werden schnell mit „ach, das war sicher nur Glück“ abgefertigt. Warum?
Ich würde es gerne wieder mit dem Menschen im Norden erklären. Neid ist hier nicht so ausgeprägt. Dieses Gefühl kommt ja auf, wenn man denkt, dass der andere mehr hat als man selbst. Hier sind aber alle gleich und es gilt: Niemand kann alles, aber alle können etwas. Alle sind auch gleich wichtig. Dann muss man sich nicht beweisen und braucht keine Ellenbogen. Natürlich kommt es auch auf die Definition von Erfolg an. In Skandinavien bedeutet Erfolg, dass alles zusammen machen können, was sie lieben. Das Sprichwort „Wissen ist Macht“ kennt man hier deshalb nicht. Wissen muss fließen, alle müssen so viel wie möglich wissen können. Damit alle die besten Entscheidungen treffen können und man gemeinsam wachsen kann.

Vermeiden nicht viele das Glück aus Angst davor, dass dieser Zustand wieder enden wird? Also aus Selbstschutz?
Was das Glück angeht, gibt es viele Skeptiker. Ich verstehe das auch, wenn man denkt, dass Glück tatsächlich die Abwesenheit von Unglück ist. Das ist aber nicht so. Beim glücklichen Leben gehört das Unglück auch dazu. Eine isländische Glücksforscherin sagte es sehr schön: ,Es geht nicht darum, was dir widerfährt, sondern was du damit tust.’ Es wird uns immer Negatives im Leben passieren. Es geht darum, sieben Mal hinzufallen und acht Mal aufzustehen.

In vielen Biografien liest man von einer Krise, die die Menschen schließlich zu Glück und Erfolg führte. Also vor dem Berg liegt anscheinend immer ein Tal. Verlangt das Glück Aufbruch oder Abschied?
Ich denke, dass viele Menschen immer wieder Phasen durchmachen, in denen sie alles infrage stellen. Hier geht es dann darum, für sich selbst die Neugierde auf die Welt wiederzuentdecken. Man muss etwas loslassen und ins Ungewisse gehen. Risiken eingehen. Menschen, die das Risiko nicht scheuen, sind glücklicher. So eine kleine Arschbombe schadet nicht – einfach machen und nicht zu viel nachdenken. Klar, das kann auch einmal wehtun, doch etwas Neues zu wagen, das ist dem Glück schon sehr zuträglich. Diese Krisen können also einen Sinn haben, wenn man sie annimmt und nicht nur klagt.
Viele meinen, dass es Glück und das echte Leben nur im Urlaub gibt. In Ihrem zweiten Buch haben Sie zum Thema Arbeit und Glück recherchiert. Wie lauten Ihre Erkenntnisse?
Auf der Rückseite steht übrigens – „Es gibt ein Leben vor dem Feierabend“. Wenn wir diese zwei Bereiche voneinander trennen, dann entgeht uns eine Menge positive Energie. Oft bekommen wird durch ein Nickerchen oder eine Joggingrunde so viel Energie, dass wir unsere Arbeit in der Hälfte der Zeit erledigen. Und dann gewinnen wir und unsere Kollegen.

Der Sommer ist eine Zeit der Nostalgie. Man erinnert sich an die Sommer seiner Kindheit zurück. Jeden Tag schwimmen und der Garten voller Schmetterlinge. Nimmt man damit Gegenwart und Zukunft die Chance, herausragend zu werden?
Nostalgie schadet nicht. Man kann es ja kombinieren und sich fragen, was man von damals mitnehmen kann. Man kann sagen, dass Nostalgie fantastisch ist und die Zukunft auch. Ich würde ein „und“ dazwischen setzen. Einfach ein bisschen weniger Wenn und Aber. Ich sage immer: Die Menschen im Norden, das sind die ohne Wenn und Aber.