Hundert kurze Jahre ist es her, dass der Wiener sozialdemokratische Staatssekretär für Unterricht Otto Glöckelmit einemErlass Frauen erlaubte, sich als ordentliche Hörerinnen an Österreichs technischen Hochschulen einzuschreiben. Im ersten Studienjahr, 1919/20, standen 5000 männlichen Studenten gerade einmal 20 mutige junge Frauen gegenüber. Heute zählen die österreichischen TUs ein knappes Viertel an weiblichen Studenten, Frauen verzeichnen einen merklichen, wenn auch zähen Fortschritt.

Wirtschaftsjournalist und Buchautor Reinhard Engel
Alina Absmeier mit ihrem Team
Alina Absmeier mit ihrem Team © Infineon Austria
Montanistin Martina Hanel in ihrem Büro in Leoben
Montanistin Martina Hanel in ihrem Büro in Leoben © Reinhard Engel

Die Vielfalt ist beeindruckend. Sie reicht von jungen Frauen, die täglich routiniert mit dem Schweißgerät umgehen, bis zur Bühnen- und Kostümausstatterin bei den Salzburger Festspielen; von der Motorenentwicklerin in Steyr bis zur Lokführerin im ländlichen Niederösterreich; von der FH-Studentin für Robotik in Wiener Neustadt bis zur Architektin in Vorarlberg, die zarte Holzhäuser in der Landschaft schweben lässt. 

Neben der Vielfalt gibt es einige Gemeinsamkeiten, die diese Frauen miteinander verbinden: Die Technikerinnen kennen sich auch mit wirtschaftlichen Zahlen aus. Ihr ökonomisches Wissen liegt deutlich über dem österreichischen Schnitt, was Frauen wie Männer betrifft. Denn technische Lösungen gibt es nicht zum Nulltarif: Sie können teuer oder billig sein, kurzfristig oder langlebig, auf jeden Fall müssen sie kalkuliert werden.

Aufsteigerinnen

Die Ingenieurinnen leben international, ihre Produkte und Dienstleistungen verkaufen sie auf dem Weltmarkt (siehe Kasten: Steirerinnen und Kärntnerinnen) global. Viele der Frauen sind Aufsteigerinnen. Sie waren in ihren Familien oft die Ersten mit einem höheren Schulabschluss, die Ersten mit einem Studium. Sie haben sich etwas zugetraut und etwas geschafft, die Grundstimmung ist handfest optimistisch, anders als in der wiederholt beschriebenen Blase von der zerbröckelnden Mittelschicht, wo es den nächsten Generationen angeblich nur schlechter gehen kann.