„Ich bin kein Spice Girl!“ Das sind die Worte, die Amy Winehouse (Marisa Abela) an ihren ersten Manager richtet. Kein Spice Girl, kein auf Sex-Appeal getrimmtes Wesen – das ist eines der wesentlichen Merkmale der Londoner Soulsängerin (1983-2011) mit der expressiven, tiefen Stimme. Amy Winehouse war ein feministischer Meilenstein in der Popularisierung weiblicher Künstlerinnen. Die aus dem Raster fielen. Die unangepasst, unkonventionell und laut waren. Duffy, Lana del Rey, Lady Gaga oder Adele nahmen diesen Raum ein, den Winehouse‘ viel zu früher Tod an Alkoholvergiftung im Jahr 2011 im Alter von 27 hinterließ.

Die Regisseurin Sam Taylor-Johnson hat sich ihr Leben, ihrem Ruhm und ihrer toxischen Beziehung mit Ehemann Blake Fielder-Civil angenommen. Die Filmemacherin ist kein Neuling, was Musik-Biopics betrifft. 2009 hatte sie den John Lennon-Film „Nowhere Boy“ gedreht. Auch in „Back to Black“ konzentriert sie sich auf die zwischenmenschlichen Beziehungen hinter dem Ruhm, sowie dem exzessiven Drogen- und Alkoholkonsum von Winehouse und Fielder-Civil.

Abela wandelt feinfühlig zwischen kindlicher Mädchenenergie und rauer Schale, zwischen Liebe zur Großmutter Cynthia (Lesley Manville) und brutalen Auseinandersetzungen mit Ehemann Blake. Darsteller Jack O’Connell mag etwas zu muskelbepackt sein, um dem schlaksigen, ausgebrannten Fielder-Civil gerecht zu werden. Die Hass-Liebe der beiden kommt aber eindrucksvoll durch.

Dennoch bleibt Taylor-Johnsons Film an den Ecken zu unrund, konzentriert sich vor allem in der ersten Hälfte zu sehr auf die Romanze und die Skandale. Winehouses Vater Mitch (Eddie Marsan) wird, ungleich dem Dokumentarfilm „Amy“ von Asif Kapadia, der die Familie und den Ruhm kritisch unter die Lupe nahm, als gutmütiger Heiliger dargestellt. Vielmehr hat man das Gefühl, dass erneut die Künstlerin Winehouse untergeht und stattdessen die Skandalnudel Amy, die einst die Yellow Press beherrschte, erneut die Oberhand gewinnt. Fazit: wenig Neues, dafür viel ausbeuterisches Altbekanntes.

Bewertung: ●●●○○