Katerstimmung in Wien. Zuerst feiert man eine rauschende Party zu Moritz Eisners (Harald Krassnitzer) 60. Geburtstag mitsamt lallender Liebeserklärung an Bibi Fellner (Adele Neuhauser) in „blunznfettem“ Zustand, danach totaler Filmriss. Und ein Toter im Club, wo Moritz, so die Überwachungskamera, noch mit Tochter (Tanja Raunig ist wieder da: hurra!) und ihrem aktuellen Lieblingsmenschen (Julius Feldmeier) gewesen sein soll.

Am Morgen danach steht Oberstleutnant Moritz unter Verdacht; das ist im „Tatort“ von Münster bis Saarbrücken gerade en vogue. Wie ihm Bibi in „Dein Verlust“ die Treue hält und wie sie sich eine Lesebrille teilen, das ist einzigartig. Von ihrer symbiotischen Beziehung lebt der Fall von „Tatort“-Debütantin Katharina Mückstein (Regie) sowie Tom Eichtinger und Samuel Schultschik (Drehbuch), die schon in ihrem ersten „Tatort: Oben“ nuanciert Zwischentöne aufgreifen, während das Grauen zuschlägt.

Die Beziehungskonstellationen sind mit einem aufregenden Gastpersonal (Julius Feldmeier, Norman Hacker, Eidin Seyed Jalali) hier als zappendustere Seelenbeschau kunstvoll in gedimmtem Licht in Szene gesetzt und mitreißend mit Anleihen aus dem Film noir erzählt. Dank klingender Namen wie „Miramar“ oder „Rote Laterne“ wähnt man sich nicht in Wien im 21. Jahrhundert. Und schon gar nicht in einem „Tatort“. Das Finale taugt auch, denn es nimmt eine durchaus überraschende Wendung mit Eisners Visage. Vieles ist Fake. Und das ist wunderbar so. Sagen Sie bloß nicht Fernsehkrimi zu ihm!