Zuerst Tatort-Kommissarinnen im Schauspielhaus, jetzt Agentinnen im Büro für Pessimismus. Wer wissen will, wie herausfordernd die Zeiten geworden sind, kann es an der inoffiziellen Rabtaldirndl-Skala ablesen: Es wird so richtig schwierig auf dieser Welt. Nun ziehen Barbara Carli, Rosa Degen-Faschinger, Bea Dermond und Gudrun Maier aus ihrem natürlichen Habitat Rabtal aus, um Graz vor seinem Untergang zu retten. Kriminelle planen, das Grazer Becken zu fluten, um daraus ein Disneyland zu bauen, und wer, wenn nicht die vier Damen, können die Landeshauptstadt vor dem Unglück bewahren?

Mit dem Büro für Pessimismus fand "Die Stadt der Rabtaldirndln" einen spektakulären Veranstaltungsort.
Mit dem Büro für Pessimismus fand "Die Stadt der Rabtaldirndln" einen spektakulären Veranstaltungsort. © (c) Nikola Milatovic

Das Publikum darf sich dabei nicht zurücklehnen und die Zuschauerrolle genießen. Dekadenz ist anderswo, wir sind hier nicht beim britischen Kollegen mit der problematischen Martini-Leidenschaft. In „Die Stadt der Rabtaldirndln“ werden die Zuschauer zu Komparsen, die selbst Hand anlegen müssen, um in der Fiktion eines Actionfilms für schöne Bilder zu sorgen. Und die Rabtaldirndln? Die suchen nicht nur nach versteckten Bomben, sondern auch vergeblich nach den großen Visionen einer Landeshauptstadt, die sich in ihre Feinstaubdecke eingemummelt zu haben scheint. Worum es also eigentlich geht: Wie wollen wir in dieser Stadt in Zukunft leben?

Der Aufwand hinter dieser im Rahmen des Kulturjahres Graz 2020 entstandenen Produktion ist herrlich wahnwitzig, reicht von einem eigenen War Room bis zur überüberdimensionalen Graz-Karte. Beachtlich auch die Videosequenzen, die helfen, im Spektakel nicht die Geschichte aus dem Blick zu verlieren.

Die Rückkehr der Rabtaldirndln aus der Sommerpause funktioniert in der Regie von Yosi Wanunu als spielfreudiges Furiosum und im klugen Spiel mit der Mischung aus politischem, gesellschaftskritischem Theater mit Agenten-Klischees. Ein Irrwitz, der herrlich aufgeht.