Es war ein großer (und auch ein langer) Auftakt des Grazer Kulturjahres 2020 im Stefaniensaal: Am Donnerstag Abend eröffnete die ganzjährige Programmreihe mit einer Festveranstaltung inklusive feierlicher Grußworte von Politikern, einem Impulsvortrag des Physikers Ranga Yogeshwar und einem Interview mit Programm-Manager Christian Mayer.

Im Saal herrschte beim feierlichen Kick-Off durchaus Aufbruchsstimmung. Auch wenn beim Empfang danach da und dort moniert wurde, dass bei der Veranstaltung kaum Künstler zu Wort gekommen waren. Aber auch sonst waren, wie sich inzwischen zeigt, nicht alle mit der Feier zufrieden: Dass bei dem zweieinhalbstündigen Festakt keine einzige Frau auf der Bühne gestanden war, stieß nicht nur der Grünen Grazer Stadträtin Judith Schwentner sauer auf: Auch Facebook entspann sich nach einem Posting der Politikerin eine Diskussion über die Abwesenheit weiblicher Speaker.

"Umso wichtiger", vermerkte eine Posterin in Anspielung auf das Motto des Kulturjahres, "ist die Frage: WIE WIR LEBEN WOLLEN! So auf jeden Fall nicht." Der Grazer Kulturstadtrat Günter Riegler hat mittlerweile auf die kritischen Stimmen reagiert. Auch wenn abends tatsächlich keine Frau aufs Podium geladen war: Beim Symposion untertags seien Frauen sehr wohl zu Wort gekommen, hielt er fest -  "unter anderen Seda Röder, Elisa Naranjo (einhorn products), Mimi Sewalski (Avocado Store GmbH), Prof. Aglaée Degros und Prof Sabine Pollak, Leiterin des Bereichs Architektur an der Kunstuni Linz".

Pianistin Seda Röder bei ihrem Vortrag am Vormittag
Pianistin Seda Röder bei ihrem Vortrag am Vormittag © Ballguide/Pajman

Ein kurzer Check ergibt: Beim Symposion tagsüber lag das Verhältnis männlicher und weiblicher Vortragender, Performer und Moderatoren bei 11 : 6. Beim abendlichen Festakt war das Podium tatsächlich zu 100 Prozent männlich.