Egal wie der 60. Eurovision Song Contest am 23. Mai in Wien für The Makemakes ausgeht, sie haben schon gewonnen, was die Konzertengagements betrifft. Soeben wurde die junge Mondseer Band als Vorgruppe für "One Republic" verpflichtet. Anfang Juni wird sie mehrere Osteuropa-Shows der US-Hitparadenstürmer ("Apologize") anheizen, etwa in Skopje, Bukarest, Budapest, Belgrad und zum Abschluss auf der oberösterreichischen Burg Clam. Für den Sommer sind einige Open-Airs geplant (u. a. beim Judenburger Sommer), im Oktober soll dann eine eigene Tournee mit den Songs des Debütalbums durch Österreich und Deutschland über die Bühne gehen, wobei das Management auch schon über Anfragen aus England und Italien berichtet.

In einer mit 550 Fans ausverkauften Generalmusikdirektion (GMD) in Graz traten The Makemakes am Sonntagabend auf. Eingangs freute sich Frontman Dominic Muhrer die Nacht davor endlich wieder einmal ausgeschlafen zu haben. Bei ihrem Besuch in Moskau am 9. April hinterließ nämlich Russlands Nationalgetränk deutliche Nachwehen. So sorgten die Musiker für einen durchwegs aufgeweckten Abend, der mit einem instrumentalen rockigen Intro seinen Anfang nahm. 75 Minuten ist vorerst noch die ideale Länge für das Oeuvre der Makemakes zwischen Coverversionen ("I Shot the Sheriff"), ihren ersten Hits wie etwa "Lovercall" und dem Song-Contest-Titel "I Am Yours". Muhrers Stimme konnte sich aufgrund der Tontechnik in der GMD nicht entfalten - zu dumpf war die Übertragung. Woran The Makemakes noch arbeiten müssen, sind die Übergänge zwischen ihren Songs - es gibt nämlich keine. Zumindest zweimal wussten die Fans nicht so recht, ob das Konzert nun vorbei sei oder ob doch noch ein Titel angestimmt wird - zu unentschlossen waren in der Zeit sowohl die Klänge als auch das Verhalten auf der Bühne. Fest entschlossen nicht heimzugehen waren die Burschen nach dem Gig. Sie schrieben über 30 Minuten frei von jeder Hektik Autogramme und ließen sich zigfach mit Fans fotografieren.

Droht Ärger aus Hannover?

Neue Plagiatsvorwürfe ereilten The Makemakes am Wochenende aus Deutschland. Produzent und Komponist Osssy Pfeiffer aus Hannover erkennt zwischen "I am Yours" und seinem Titel "All I Can Do" mehr als nur Ähnlichkeiten. Der Stadionsänger des Fußballklubs Hannover 96 sagt dem NDR gegenüber zwar, dass sich sowohl er als auch The Makemakes von den Beatles haben inspirieren lassen, aber die Österreicher hätten von ihm "exakt die gleichen Harmonien und weitestgehend sogar die Harmonieführung genau übernommen." Trotzdem reagiert Pfeiffer vorerst noch entspannt: "Wir halten erst einmal die Füße still, aber darüber reden sollten wir schon." Sollte man allerdings keine Lösung finden, könnte es auch "etwas aggressiver" werden stellt Osssy Pfeiffer klar.

Vergleichen Sie die zwei Titel selbst:

Von der Kleinen Zeitung mit den Vorwürfen aus Hannover konfrontiert, wollte sich das Management der Makemakes am Sonntagabend nicht dazu äußern. "I Am Yours"-Produzent und Golden-Globe-Preisträger Jimmy Harry, der den Titel mitgeschrieben und schon für Pink, Madonna und Kylie Minogue gearbeitet hat, bestärkt seine Schützlinge, dass sie sich über diese Plagiatsvorwürfe keine Sorgen machen sollten. Der Amerikaner sieht die Sache sehr gelassen: "Er meinte bei einem Gespräch: In unserer Branche sei es ganz natürlich, dass es zeitweise Ähnlichkeiten gibt, aber dadurch ist es ja nicht gleich", erzählt Sänger Dominic Muhrer, der mit seinen zwei Kumpeln den österreichischen Beitrag 2015 bei Harry in Los Angeles aufgenommen hat.

"Rad kann man nicht neu erfinden"

Das rot-weiß-rote Trio selbst verweist prinzipiell auf seine Stellungnahme, die es bezüglich einer ähnlich klingenden Nummer ( "The Scientist") von der britischen Gruppe Coldplay tätigte: "Es hat jede Melodie schon 100 Mal gegeben. Du kannst das Rad nicht neu erfinden, du kannst aber weiter daran drehen. Wenn man das Gefühl hat, dass einem das Lied bekannt vorkommt, ist das nur ein Zeichen dafür, dass es eingängig ist", sagte Muhrer Mitte März.

Für den ORF nahm nach den ersten Vorwürfen hinsichtlich des Coldplay-Songs als Sachverständiger ein Dozent für "Theorie und Geschichte der Popularmusik" an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien (Harald Huber) offiziell Stellung: „Der österreichische Song-Contest Beitrag von The Makemakes wurde mit dem Stück von Coldplay nach musikwissenschaftlichen Kriterien hinsichtlich von Übereinstimmungen verglichen. Ergebnis: Es gibt beim Auftakt des Chorus eine identische Stelle im Ausmaß eines halben Taktes. Beide Songs entwickeln sich dann aber sowohl melodisch als auch harmonisch eigenständig weiter. Daraus kann kein Plagiatsvorwurf abgeleitet werden."